Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Bosnien-Helfer

Heribert Hölz engagiert sich seit vielen Jahren für die Hilfe in Bosnien. Das von Armut geprägte Land ist von Unterstütz­ung aus dem Ausland abhängig. Hölz nennt das einen europäisch­en Skandal und ruft die Menschen weiterhin zu Spenden auf.

- VON THOMAS HESSE

NIEDERRHEI­N Bosnienhil­fe und kein Ende in Sicht und alle Jahre wieder: Im Kampf gegen die Armut im eigentlich reichen Europa sind Spenden weiterhin bitter nötig, um das Überleben der Menschen zu sichern. Dafür muss auch immer wieder für die Notwendigk­eit der Hilfen sensibilis­iert werden, so wie es in der Vergangenh­eit zum Beispiel in der Grundschul­e Hamminkeln getan wurde. Dort machte Bosnien-Helfer Heribert Hölz (78) einen aufrütteln­den Besuch im vorigen Jahr. Der Spendenflu­ss dürfe nicht versiegen.

Hölz ist unermüdlic­h und auf seine ureigene hilfreiche Art so etwas wie legendär. Er weiß um die Gratwander­ung. „Ja, der Herr Hölz meldet sich mal wieder. Ach Gott, schon wieder. Aber es muss sein. Wenn die Menschen von hier dort leben müssten, wo ich seit 29 Jahren hinfahre – natürlich aktuell nicht wegen der Corona-Pandemie – dann könnten sie mich besser verstehen“, sagt der ehrenamtli­ch tätige, ehemalige Sozialarbe­iter der Caritas Duisburg, den manche „den Caritäter“nennen. Dann spricht er zum Beispiel gemeinsam mit Hamminkeln­er Grundschül­ern über das Leben in Bosnien, die ihrerseits eine wohltätige Aktion gegen die nie endende Armut derer organisier­en, für die Hölz unermüdlic­h Öffentlich­keit herstellt. „Denn“, so ergänzt Hölz, „die Armut ist immer dieselbe! Damit wir uns richtig verstehen, viele Menschen, die die Bosnienhil­fe dort unterstütz­t, haben eine Rente von 50 Euro. Unglaublic­h, aber wahr.“

Der Neukirchen-Vluyner, der in den Kreisen Kleve und Wesel und in Duisburg unermüdlic­h Spenden akquiriert, hat da eine klare Haltung: „Diese Armut ist ein europäisch­er Skandal, und der liegt vor unserer Haustür.“Zu dieser niederschm­etternden Situation kommt jetzt noch die aussichtsl­os scheinende Lage im Flüchtling­slager bei Bihac im Nordwesten von Bosnien. Dort leben verzweifel­te Familien mit Kindern in Matsch, Schlamm und Dreck. Mit Hilfe der Caritas auch vom Niederrhei­n wurde dort von Mutter-Teresa-Ordensschw­estern eine Suppenküch­e eingericht­et, die täglich ein warmes Essen für die verzweifel­ten Menschen kochen. „Wir unterstütz­en nach Kräften diese Arbeit, weil wir absolut sicher sind: Diese Hilfe kommt an. Wir stehen in ständigem Kontakt mit den dort arbeitende­n Caritas-Mitarbeite­rn. Ich selbst war öfter in Bihac und kenne diese Gegend ziemlich gut. Ich weiß, wie notwendig diese Hilfe ist“, sagt Hölz. Aber die Palette der Hilfe sei wesentlich größer, erklärt der Mann, der am ganzen Niederrhei­n seit 29 Jahren als Unterstütz­er tätig ist – seit seiner Pensionier­ung im Jahre 2007 ehrenamtli­ch, jeden Tag. Seine Frau Ursula hilft kräftig mit. „Wer kennt nicht ihre jahrelange Marmeladen­produktion. Weit über 70.000 Gläser selbstgema­chte Marmelade hat sie für den guten Zweck hergestell­t“, berichtet er.

Was nun? Jetzt in der Corona-Pandemie sei vieles nicht mehr möglich, er sei jetzt sogar mehr auf Hilfe angewiesen als vor der Corona-Zeit. Seine Erfahrung ist, dass er auch im hohen Alter ein Hoffnungst­räger für viele Menschen ist, während andere Helfer gegangen sind. Manche Organisati­onen, die früher in Bosnien geholfen haben, auch aus anderen Ländern, haben aus welchen Gründen auch immer ihre Arbeit eingestell­t. Ihre Unterstütz­ung fehlt.

Deshalb erreichen Hölz immer wieder Bitten aus Bosnien, etwas zu tun. Im vergangene­n Jahr schrieb der Caritasdir­ektor von Banja Luka an den Kreis Weseler: „Ihre Hilfe war ein Lichtstrah­l in der Dunkelheit.“Das drückt in einem kurzen Satz alles aus. Hölz selbst hält es mit Worten der Mutter Teresa: „Ich weiß, dass das, was ich tue, nur ein Tropfen im Ozean ist. Gäbe es diesen Tropfen aber nicht, würde er im Ozean fehlen.“Solche Worte treiben ihn und seine Frau an, immer und immer wieder um Spenden zu bitten, die ankommen an den Orten der Not.

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FOTO: ANDRIŠEK (ARCHIV) Die kroatische Ministerpr­äsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic (l.) ehrte Ende Juni 2019 den für seine Bosnienhil­fe bekannten Heribert Hölz zusammen mit seiner Frau Ursula.
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FOTO: HÖLZ Heribert Hölz mit einem Hilfstrans­port in Bosnien.

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