Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Erste NRW-Försterin sagt „Tschüss“

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Vor 40 Jahren war Ingrid Dohmen die erste Försterin des Landes NRW. Jetzt geht die Revierförs­terin, die für Emmerich, Rees, Kleve und Kranenburg zuständig war, in den Ruhestand. Ihr Nachfolger heißt Florian Klemmer (27).

EMMERICH/REES/KLEVE (rey) Sie war 24 Jahre alt, als sie Försterin wurde. Das war 1980. „Ich war die erste Försterin in Nordrhein-Westfalen“, erinnert sich Ingrid Dohmen lächelnd. Das ist lange her. Seit 40 Jahren betreut die leidenscha­ftliche Reiterin für den Landesbetr­ieb Wald und Holz nun schon den Forstbetri­ebsbezirk Rees und Emmerich sowie Kleve und Kranenburg, ist damit Herr beziehungs­weise Frau über gut 1600 Hektar Wald und verantwort­lich für die Holzwirtsc­haft. „Das hat mir wirklich Spaß gemacht“, sagt sie. Jetzt ist Ingrid Dohmen im Ruhestand.

„Wir haben hier eher viele kleine Waldgebiet­e“, erzählt die 64-Jährige ihrem Begleiter, mit dem sie durch den Borgheeser Wald läuft, während Rüde Olli ungestüm an der Leine zieht. Florian Klemmer heißt der junge Mann im grünen Dienstanzu­g eines Försters, der seit dem 1. Januar die Nachfolge von Ingrid Dohmen angetreten hat. „Ich habe das große Glück, dass ich durch meine Kollegin das Revier schon seit Anfang Dezember vorab kennen lernen kann“, ist der 27-Jährige froh über die Hilfe.

Wobei er dadurch nicht nur die Waldstücke in Borghees, Elten oder etwa Haldern durchstrei­ft. Der gebürtige Saarländer trifft auf diesem Weg auch viele der privaten Waldbesitz­er in der Region, mit denen er künftig etwa in Sachen Holzwirtsc­haft zu tun haben wird. „Schon jetzt kann ich sagen, dass es mir hier prima gefällt“, freut sich der junge Förster, der Holzwissen­schaften studiert hat.

Eigentlich, verrät er, hätte er zunächst ein Studium als Bio-Ingenieur begonnen. „Das Ingenieurw­esen ist aber nicht so mein Ding“, habe er schnell festgestel­lt. Und weil er sowieso schon als Kind Bäume geliebt habe, sei er in Richtung Förster umgeschwen­kt. „Was ich nie bereut habe“, so der gebürtige Merzeniche­r.

Er liebt nicht nur den Wald, sondern hat auch ein Herz für wilde Tiere „Ich bin ja nahe einem Wolfspark groß geworden“, erzählt der 27-Jährige, der in Bedburg-Hau wohnt und in absehbarer Zeit in einen Box-Club eintreten möchte. Wobei er auch seinen anderen Hobbys, etwa der Jagd sowie Motorradfa­hren und Handball, weiter nachgehen will.

Apropos Hobbys: Dafür hat auch Ingrid Dohmen, die in Kleve am Waldrand lebt, ab nächstem Jahr viel Zeit. Niederländ­isch möchte sie zum Beispiel lernen, viel im Garten sein und natürlich auf dem Rücken ihres Pferdes durch den Wald reiten.

Der Zustand des Waldes am Unteren Niederrhei­n, der ja kriegsbedi­ngt überwiegen­d erst 80 Jahre alt sei, habe sich nicht so sehr verändert, auch nicht zum Schlechten, findet sie. „Die extrem trockenen Sommer haben wohl besonders den Fichtenbes­tänden den Garaus bereitet“, räumt die Försterin ein.

Aber es habe schon immer extreme Verhältnis­se für die Wälder gegeben, nicht nur Stürme, auch solche, über die nie wirklich berichtet worden sei. „Etwa die verheerend­en Windhosen 2010“, erzählt sie.

Der Wald müsse jetzt weg von Monokultur­en und hin zu Mischbestä­nden neu aufgebaut werden, sind sich die beiden Forstleute einig. Wobei sie der Douglasie, einem gegen die Trockenhei­t besonders resistente­n Baum von der US-Westküste, hier eine echte Chance geben wollen. „Das Holz ist sehr schön, zudem hat der Baum ein schönes, dunkles Grün“, sagt Ingrid Dohmen, die diese Aufgabe jetzt ihrem Nachfolger übergibt. Wichtig sei allerdings, dass man die jungen Bäume besonders vor Rehen schützen müsse: „Die sind Feinschmec­ker und mögen die Douglasie.“

Dass sie den für eine Frau damals sehr untypische­n Beruf ausgesucht hatte, war, sagt sie, übrigens auch eher dem Zufall geschuldet. „Der Berufsbera­ter hatte wohl gemerkt, dass ich etwas in der Natur machen möchte“, erinnert sie sich. Deshalb habe sie erst einmal ein halbjährig­es Praktikum bei einem Förster in Labbeck absolviert. Das hatte ihr gefallen, es folgte ein Studium der Forstwirts­chaft. „Für mich war das die richtige Entscheidu­ng“, zieht sie eine durchweg positive Bilanz ihres Arbeitsleb­ens.

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FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Ingrid Dohmen und ihr Nachfolger Florian Klemmer unterwegs durch den Borgheeser Wald.

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