Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kostenlose Tests gibt es nicht
Die zweite Corona-Welle schwappt so langsam nach Deutschland. Die Zahl der Neuinfizierten steigt, und zwar nicht mehr nur in einzelnen Hotspots, sondern vielerorts. Das liegt auch an denjenigen, die aus dem Urlaub zurückkehren. Wer in Zeiten einer weltweiten Pandemie in ein Risikogebiet verreist, soll nun nach seiner Rückkehr verpflichtend getestet werden.
Dass das Bundesgesundheitsministerium schnell diesen Beschluss gefasst hat, ist zu begrüßen. Dass die Allgemeinheit die Kosten trägt, ist ungerecht. Fair wäre es gewesen, wenn nur diejenigen zahlten, die das Risiko einer Reise auf sich nehmen. Am Frankfurter Flughafen kostet ein Test derzeit 59 Euro. Wer sich Kost, Logis und Fahrt oder Flug leisten kann, hätte auch diese Summe verkraftet.
Nun müssen alle zahlen. Es gibt in dieser Frage kein Dazwischen. Denn man muss sich klarmachen: Übernimmt der Bund die Kosten, zahlt jeder über seine Steuern. Tun das die Krankenkassen, gibt jeder seinen Teil über die Krankenversicherung dazu. Das gilt dann auch für diejenigen, die auf eine Urlaubsreise verzichten, um sich selbst und andere zu schützen. Kostenlos sind die Tests also keinesfalls.
Ob mit dem Flugzeug nach Mallorca, mit dem Bus in die Bretagne oder im Auto zur Nordsee – im Urlaub lässt sich der Kontakt zu Menschen, mit denen man sonst nicht zusammengekommen wäre, kaum vermeiden. Deshalb ist jetzt jede Reise ein potenzielles Gesundheitsrisiko. Nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Allgemeinheit. Dabei ist ja niemand gezwungen, in den Urlaub zu fahren. Wer trotz allem nicht verzichten will, beweist Risikobereitschaft, unabhängig vom Ziel der Reise. Gar keine Frage: 59 Euro wären nicht zu viel Geld für eine persönliche Corona-Reiseversicherung.
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