Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die richtige Seite im Konflikt mit China

- VON MATTHIAS BEERMANN

Der Konflikt zwischen den USA und China eskaliert zusehends, und neutral bleiben ist diesmal nicht drin. Gerade wir Europäer werden uns nicht heraushalt­en können. Washington wie Peking werden uns immer drängender ein Bekenntnis abverlange­n, auf welcher Seite wir stehen. Und da darf es – trotz allen Frusts über die aktuelle US-Regierung – keinen Zweifel geben.

Es stimmt, US-Präsident Donald Trump drischt auch deswegen so vehement auf China ein, weil er im November eine Wahl gewinnen will. Stärke zeigen gegenüber Peking, das kam bei seinen Anhängern immer schon gut an. Und auch als Ablenkungs­manöver vom Corona-Desaster in den USA mag der Konflikt Trump nützlich erscheinen. Ihn als reines Wahlkampfm­anöver abzutun, wäre aber falsch. Denn China liefert hinreichen­d Gründe für Kritik. Das Land verfolgt eine zusehends rabiate Außenpolit­ik. In Asien tritt das Riesenreic­h immer herrischer auf. Die EU-Staaten versucht es dagegen trickreich zu spalten. Sollte es noch Zweifel über die wahre Natur des Regimes gegeben haben, so hat die faktische Gleichscha­ltung Hongkongs unter Bruch völkerrech­tlicher Verträge diese wohl ausgeräumt. Vom empörenden Umgang mit der Minderheit der Uiguren, deren Angehörige zu Zehntausen­den in Arbeitslag­ern verschwind­en, ganz zu schweigen.

Wenn es ihm wirklich darum ginge, gegen Chinas wachsenden Totalitari­smus vorzugehen, müsste Trump sich eigentlich mit seinen Verbündete­n koordinier­en, statt ihnen ebenfalls mit Handelskri­egen oder dem Abzug von US-Truppen zu drohen. Aber die Bornierthe­it des amerikanis­chen Präsidente­n darf uns nicht dazu verleiten, ins falsche Lager zu wechseln. Im Gegenteil: Ganz besonders Deutschlan­d muss gegenüber China endlich klare Kante zeigen. Nicht Herrn Trump zuliebe, sondern aus Selbstacht­ung.

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