Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Roses Debüt wird quasi zum Heimspiel
Gladbach spielt im Pokal beim 300 Kilometer entfernten SV Sandhausen vor rund 7000 Borussia-Fans.
MÖNCHENGLADBACH Das Stadion am Hardtwald in Sandhausen ist genau bemessen. 15.414 Zuschauer fasst es. Fast ebenso viele Einwohner hat die knapp acht Kilometer südlich von Heidelberg gelegene Gemeinde. Das Problem des dort beheimateten Zweitligisten: Nicht jeder Sandhäuser geht zwangsläufig zum Fußball. Darum gibt es immer wieder Spiele, in denen die Fans des Gegners in der Überzahl sind. Das wird auch am Freitag so sein, wenn Europa-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach zum Erstrunden-Pokalspiel ins nordwestliche Baden-Württemberg reist.
Gladbach hat viele Fans in der Umgebung. Nur rund 25 Kilometer entfernt von Sandhausen sind zum Beispiel die „Neidensteiner Fohlen“beheimatet. Auch der größte Borussia-Fanclub weltweit, die „Odenwälder Fohlen“(800 Mitglieder), hat es nicht weit. 3500 Tickets sind offiziell an Gladbach-Fans verkauft worden, bis zu 4000 werden es sicher sein, schätzt Borussias Fan-Beauftragter Thomas „Tower“Weinmann. Doch vermutlich werden sich die Borussen-Anhänger auch freie Tickets in anderen Stadionbereichen besorgen.
Die Sandhäuser sind derzeit bemüht, zumindest die Überzahl ihrer Fans hinzukriegen. Es könnte unter Umständen sogar knapp werden, denn es werden bis zu 7000 Gladbach-Freunde im Stadion sein, so die Schätzungen. Dass die Gäste-Fans gesanglich im Vorteil sein werden, ist so oder so zu vermuten. Nebenbei werden reichlich Freunde und Verwandte des Borussen Jonas Hofmann im Stadion sein. Knapp 60 Tickets hat der Mittelfeldspieler nach eigenen Angaben besorgt. Hofmann kommt aus Heidelberg.
Alles in allem deutet viel darauf hin, dass das erste Pflichtspiel des neuen Gladbach-Trainers Marco Rose zwar etwas über 300 Kilometer entfernt vom Borussia-Park ausgetragen wird, aber trotzdem quasi ein Heimspiel ist.
„Von unseren Fans bin ich bislang schwer begeistert. Egal, ob im Trainingslager am Tegernsee, beim Familienfest oder auch an den anderen Tagen – die Art und Weise, wie freundlich die Leute uns gegenübertreten, ist wirklich sehr angenehm. Jetzt geht es darum, gemeinsam mit unseren Anhängern erfolgreich in die Saison zu starten“, sagte Rose im Vorfeld des Pokalspiels, das am Freitag um 20.45 Uhr (Liveticker bei RP Online) angepfiffen wird.
Für die Borussen wird es nicht nur emotional, sondern auch von der sportlichen und taktischen Herangehensweise wohl eher ein Heimspiel-Gefühl sein in Sandhausen. SV-Trainer Uwe Koschinat setzt in der Zweiten Liga zwar auf Pressing und Offensive, doch gegen die Borussen wird er sein Team vermutlich eher defensiv und tief stehend formieren und auf Konter lauern. So wie es gewöhnlich die Gäste im Borussia-Park tun. Entsprechend wird Rose seine Spieler instruieren.
So kann Gladbach dem in der Vorbereitung eingeprobten Rose-Stil vermutlich gar nicht so recht frönen. „Wir werden möglicherweise gar nicht so oft in Pressingsituationen kommen werden, sondern häufig erste und zweite Bälle verteidigen müssen“, sagte Rose. Es wird darum gehen, geduldig Lücken zu suchen und zu finden, je schneller das klappt, desto entspannter könnte der Abend verlaufen. „Generell erwarte ich, dass wir am Freitagabend versuchen, die Fehler zu minimieren und unser Spiel auf den Platz bringen“, sagte Rose. Folgt sein Team der Ansage des Trainers, sollte es der Favoritenrolle gerecht werden und mit einem Quasi-Heimsieg in die zweite Pokalrunde einziehen.