Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Missbrauchsvorwürfe gegen R. Kelly werden lauter
CHICAGO (dpa) 50 Millionen verkaufte Alben, drei Grammys und Auszeichnungen als erfolgreichster R&B-Künstler der vergangenen 25 Jahre: Geht es nach seinen musikalischen Leistungen, ist Sänger R. Kelly ein Koloss. Der aber wankt: Mit der Doku-Serie „Surviving R. Kelly“haben teils seit Jahrzehnten bekannte Missbrauchsvorwürfe gegen ihn an Schlagkraft gewonnen. Zahlreiche Frauen werfen dem 51-Jährigen darin vor, sie sexuell oder emotional missbraucht zu haben, teils schon im Teenager-Alter. Die Serie beim Sender Lifetime ist eine Anklage gegen Robert Sylvester Kelly, gebündelt und verpackt in sechs Folgen.
Die Anschuldigungen reichen zurück bis 1994 und Kellys fragwürdiger Ehe mit der damals 15 Jahre alten Sängerin Aaliyah (die Ehe wurde annulliert). Ein Jahr später soll er eine Beziehung mit der damals 17 Jahre alten Lizzette Martinez begonnen haben. Kelly habe damals kontrolliert, wie sie sich kleidet, wie sie spricht und mit wem sie befreundet ist, sagte Martinez. Ende der 1990erund Anfang der 2000er-Jahre folgen der Website „Vox“zufolge mindestens vier Gerichtsverfahren wegen Sex mit verschiedenen jugendlichen Mädchen (sie werden außergerichtlich beigelegt). Zudem tauchen zwei Videos auf, die Kelly beim Sex mit sehr jungen Frauen zeigen sollen. Aber in einem Prozess wegen Kinderpornografie wird er 2008 für nicht schuldig befunden.
Vergangenen November kommt eine weitere Klage von Kellys zweiter Ex-Frau Drea Kelly hinzu. Sie wirft ihm vor, sie emotional, körperlich und sexuell missbraucht zu haben und beteuert, in der Ehe um ihr Leben gefürchtet zu haben. Einige Tage nach Neujahr geht dann „Surviving R. Kelly“auf Sendung. Den Hashtag #MuteRKelly (R. Kelly stumm schalten) gibt es da bereits. Lady Gaga nannte die Vorwürfe „absolut furchtbar und unverzeihlich“und erklärte, nie wieder mit R. Kelly zu arbeiten. Ihren gemeinsamen Titel „Do What U Want (With My Body)“will sie aus Streamingdiensten entfernen lassen. Ein wenig erinnert der Fall an Filmproduzent Harvey Weinstein, dessen Strafprozess im Mai beginnt, und den verurteilten Entertainer Bill Cosby.