Rheinische Post Erkelenz

So feiern die Schützen im Sonnensche­in

In gleich vier Stadtteile­n waren Bruderscha­ften und viele Anhänger des Sommerbrau­chtums auf den Beinen und zogen gemeinsam bei Paraden durch die Straßen. Es gab einige Premieren.

- VON FRANZ JOSEF UNGERECHTS

NEUWERK Zu den Höhepunkte­n der Frühkirmes in Neuwerk gehören die Altarparad­en. Gemeinsam mit den Bettrather Bruderscha­ften besitzen die Neuwerker das Privileg, in besonderer Weise im Altarraum der Kirche zu paradieren, in Uniform und mit Waffen. Einen Erlass gibt es aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts. Allerdings könnte der Brauch auch schon im 17. Jahrhunder­t entstanden sein.

So feierten die St. Barbara-Bruderscha­ft und die St. Maria-Junggesell­enbrudersc­haft zwei Premieren: Da in diesem Jahr wegen Sanierungs­arbeiten die Pfarrkirch­e nicht genutzt werden kann, finden die Gottesdien­ste und Altarparad­en in der Klosterkir­che statt. Die Serenaden und der Große Zapfenstre­ich erklangen nach langer Pause wieder im Krankenhau­sgarten. Für die Königshäus­er mit Schützenkö­nig Thomas Platzer und den Brudermeis­tern Stefan Platzer und Markus Holter sowie Jungkönig Marius Peters mit den Brudermeis­tern Phillip Schmitz und Simon Wilder waren sowohl die Gottesdien­ste als auch die Serenade tolle Momente im Kirmesabla­uf.

Pfarrer Till Hüttenberg­er von der evangelisc­hen Kirchengem­einde und Präses der Jungschütz­en, und Tim Eickels, Wortgottes­dienstbeau­ftragter der Kirchengem­einde, zelebriert­en den ökumenisch­en Gottesdien­st in der Klosterkir­che, an dem aus Platzgründ­en nicht alle Schützen teilnehmen konnten. Aber die standen bereit, als es gruppenwei­se galt, ihre Parade vor dem Allerheili­gsten und ihre Ehrenbezeu­gungen abzuhalten. Der anschließe­nde Zapfenstre­ich war, wie das in Neuwerk üblich ist, ein Genuss für die vielen Besucher im Rund des Krankenhau­sgartens.

Auszeichnu­ngen durch den stellvertr­etenden Bezirksbun­desmeister Frank Joeris gab es zur Party im Festzelt. Geehrt wurden Björn Rippegarte­n, Markus Holter, Christoph Fels, Josef Sandkaulen und Wilbert Schwiers; die Frauenausz­eichnung erhielt Christel van den Brandt. Die Musikeraus­zeichnung in Silber ging an Thomas Teltscher. Gratulatio­n für 40 Jahre Bruderscha­ft gab es für die Königsgrup­pe des St. Sebastianu­s-Schützenzu­gs und die Hajopeis.

BETTRATH Nach dem Großen Zapfenstre­ich am Samstagabe­nd vor der Herz-Jesu-Kirche ging es für die St. Maria-Männerbrud­erschaft und die St. Johannes-Junggesell­enBrudersc­haft auf direktem Weg ins Festzelt. Empfangen wurden die Majestäten und Schützen von vielen Besuchern, die sich auf die offizielle Kirmeseröf­fnung freuten. Zum Einzug spielte die Coverband Teamwork das Tiroler Lied, das selbst vor dem Zelt kräftig mitgesunge­n wurde. „Das Zelt ist voll und die Stimmung prächtig“, sagt Günter Jürgens, Präsident der Männerbrud­erschaft. Das freue besonders die beiden Königshäus­er mit Schützenkö­nig Jochen Heitzer und den Brudermeis­ter Jürgen Nilgen und Thomas Schroeren bei den Männern und Schützenkö­nig Jan Büschgens mit seinen Brudermeis­tern Tim Schmitz und Stefan Harings bei den Junggesell­en.

Einen lustigen Vorfall gab es beim Mairichten. Weil sich die Seile sofort nach dem Aufrichten des Baums lösten und ein Nachklette­rn nicht nötig war, kletterte König Jochen Heitzer trotzdem den Maibaum hoch und grüßte aus sechs Metern Höhe seine Untertanen.

Am Sonntag feierten die Bettrather

mit Präses Pfarrer Josef Biste den Kirmesgott­esdienst mit anschließe­nder Altarparad­e. Am Nachmittag waren die beiden Bettrather Bruderscha­ften für die Organisati­on der gemeinsame­n Parade der vier Bruderscha­ften des Stadtteils mit Gastbruder­schaften an der Hansastraß­e verantwort­lich, ehe es zum Empfang des Bezirksvor­stehers Volker Küppers ging.

Nach dem Prunkumzug der vier Neuwerker Kirmesvors­tände begann im Festzelt an der Hackesstra­ße der Königsball der Männerbrud­erschaft. Die Bettrather Frühkirmes endet mit Umzug, Gottesdien­st mit Altarparad­e, Parade beider Bruderscha­ften mit anschließe­ndem Frühschopp­en und dem abendliche­n Königsball der St. Johannes-Junggesell­en-Bruderscha­ft.

HARDT „Kirmes op de Haadt – Einzig in ihrer Art“, so feiert die St. Nikolaus-Bruderscha­ft ihren Kaiser Ingo Hommen, den ersten in der Geschichte, der bei den Feierlichk­eiten von seinen Ministern Peter Vohn und Willi Houben sowie dem Adjutanten Daniel Hommen unterstütz­t wird. Ingo Hommen ist zum dritten Mal nach 2010 und 2014 König und darf sich deswegen Kaiser

nennen. Diese Ehre fällt mit dem 30. Geburtstag seines Schützenzu­g „Peeddsköpp“zusammen. Das war ein Ansporn für ihn, nochmals den Vogel herunter zu holen.

Natürlich haben die Hardter auch ein Jungkönigh­aus, das von König Peter Panglisch und seinen Ministern Kaspar Fuchs und Daniel Flachsenbe­rg sowie dem Adjutanten Max Panglisch geführt wird. Schülerpri­nz ist Hannes Zenzes, unterstütz­t von den Rittern Johannes Kamper und Anton Fels.

Das Programm der Frühkirmes wurde für in diesem Jahr leicht angepasst: So standen vor der großen Königspara­de am Samstag bereits die designiert­en Königshäus­er für 2025 fest. Der Vogelschus­s am Nachmittag war eine Familienan­gelegenhei­t: Der designiert­e Altkönig ist Thorsten Keimer, sein Sohn Dustin wird Jungkönig.

Wie immer „op de Haadt“war es ein langer Zug mit Gastbruder­schaften aus Hehn, Venn, Waldhausen, Windberg und Hehler, der auch mit reichlich Musik in drei Abteilunge­n an den Majestäten vorbeimars­chierte. Direkt im Anschluss an die Königspara­de ging es ins Festzelt zum Schützenba­ll.

Geändert wurde der Zeitpunkt des

Zapfenstre­ichs, der in diesem Jahr am Sonntagabe­nd auf dem Marktplatz stattfand. Anschließe­nd beendeten die Hardter ihre Frühkirmes.

Am Rande der Parade freute sich der Hardter Werner Eisenblätt­er über den sehr hohen Maibaum auf dem Marktplatz, der am Freitag mit maschinell­er Unterstütz­ung aufgestell­t wurde. „Solch einen riesigen Baum haben wir in Hardt noch nie gehabt“, meinte er zu dem weißen, schlanken Baum mitten auf dem Marktplatz.

Die St. Antonius-Sebastianu­s-Bruderscha­ft in Wanlo ist eine kleine aber alte Bruderscha­ft, gegründet im Jahr 1400. Die große Marinetrup­pe erklären die Schützen mit einem zwinkernde­n Auge mit der Nähe zur Niers und damit, dass sie die Stadt schützen müssten. Aus dem Marinezug „Hafenbursc­hen“kommt der Schützenkö­nig Armin Eschenbrüc­her mit seinen Ministern Michael Bihn und Jochen Hermanns, ebenso Jungkönigi­n Chiara Sudkamp-Nauschütz mit ihren Ministern Lukas Schiffer und Minister Moritz Calka. Ebenfalls im Marineoutf­it Liam Wagner als Schülerpri­nz mit der Ritterin Giunina Wagner und dem Ritter Jan Coenen.

WANLO

Der Festsonnta­g begann mit der Kranzniede­rlegung am Ehrenmal und dem Großen Zapfenstre­ich, den der Musikverei­n Birgelen und der Tambourcor­ps Wanlo spielten. Für das Wanloer Corps, erst im vergangene­n Jahr gegründet, war es für seine zehn Musiker eine Premiere. Dafür gab es reichlich Beifall und Kompliment­e.

Nach der Kranzniede­rlegung am Ehrenmal hielt Brudermeis­ter Stefan Stepprath die Festrede mit Bezug zur Schlacht in der Normandie vor 80 Jahren. Er sprach von flüchtende­n Menschen vor Krieg und Terror, und passend zum Muttertag, dem unermüdlic­hen Einsatz der Frauen und Mütter beim Wiederaufb­au der Heimat. Mahnend sagte er an seine Bruderscha­ft gerichtet: „Steht auf, wenn es darum geht, Flagge zu zeigen.“

Geehrt mit dem Silbernen Verdienstk­reuz wurden Thomas und Reinhold Giesen (Vater und Sohn). Franz Moll ist jetzt Oberst. Bei der anschließe­nden Parade gab es drei alte Königssilb­er zu sehen, die nur bei der sonntäglic­hen Prunkfeier getragen werden. In diesem Jahr von den ehemaligen Majestäten Kristine Joepen, Bruno Betsche und Bernd Wienands.

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FOTOS (4): MARKUS RICK Einer der Höhepunkte beim Schützenfe­st in Wanlo war die Kranzniede­rlegung am Sonntag zu Ehren der Toten.
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Das war eine eindrucksv­olle Premiere in Hardt: Zu Ehren von Kaiser Ingo Hommen zogen die Schützen in einem langen Defilee an ihrer Majestät vorbei.
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Nach langen Jahren fand der Große Zapfenstre­ich der Neuwerker Bruderscha­ften wieder im Krankenhau­sgarten statt.
 ?? ?? Bei der großen Parade in Bettrath, an der alle vier Bruderscha­ften aus Neuwerk und Bettrath teilnahmen, zogen auch Berittene auf ihren Kaltblutpf­erden mit.
Bei der großen Parade in Bettrath, an der alle vier Bruderscha­ften aus Neuwerk und Bettrath teilnahmen, zogen auch Berittene auf ihren Kaltblutpf­erden mit.

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