Rheinische Post Erkelenz

Gladbach darf sich nicht ndauf andere verlassen

- VON KARSTEN KELLERMANN

Manu Koné hätte, wie die übrigen Borussen, gern gewonnen bei Werder Bremen. Doch gab es eben dieses 2:2, das die Gladbacher mit dem Last-Minute-Elfmeter von Florian Neuhaus retteten. Ein Dutzend Gladbach-Spiele gab es nun in dieser Saison, die unentschie­den endeten – am Ende könnte der Weg zur endgültige­n Rettung so funktionie­ren. Weil auch die Konkurrenz im Tabellenke­ller remisierte, haben die Borussen zwar nach wie vor die Gefahr, zweitklass­ig zu werden, nicht gebannt, aber zumindest an einer Stelle Klarheit.

Doch das Damoklessc­hwert Relegation bleibt – und auch wenn die Gladbacher gegenüber dem großen Sieger des Wochenende­s, dem VfL Bochum, der mit seinem 4:3 bei Union Berlin gleichzog nach Punkten (beide 33), den Köpenicker­n (30) und dem FSV Mainz 05 (29) in der Pole Position sind, unter anderem auch wegen der in allen drei Fällen deutlich besseren Tordiffere­nz, ist Borussia weit entfernt davon, sorglos sein zu dürfen. Aus der Vorteilssi­tuation heraus kann Gladbach nur verlieren. Es würde nicht verwundern, wenn daraus Druck entsteht. Schließlic­h sind die Borussen seit Jahren gut darin, Chancen nicht zu nutzen. Fakt ist aber: Spielen die Borussen immer so wie mindestens ein Konkurrent, kann nichts mehr passieren. Theoretisc­h könnte es also auch bei zwei Niederlage­n reichen – es wäre aber ein Spiel mit dem Feuer. Inwieweit das 1:5 der Frankfurte­r gegen Leverkusen den Gegner anspornt oder ihn trifft, bleibt abzuwarten. Zumal auch die Borussen nicht mit dem stabilsten Nervenkost­üm unterwegs sind.

Nun ja, und die Heimbilanz (ein Sieg in den letzten fünf Spielen) ist auch nicht enorm angsteinfl­ößend für die Gegner. Gerade das 0:0 gegen Union Berlin schmerzt rückblicke­nd umso mehr, denn mit einem Heimsieg wäre die Sache nun schon klar. Sind wir sarkastisc­h: So bleibt die Saison wenigstens spannend.

Das Spiel in Bremen hat aber gezeigt, dass auch Gladbach etwas erzwingen

kann – und sei es mit Wut im Bauch wie bei Florian Neuhaus. Er zeigte zudem, was dazu gehört zum Erfolg: Der Willen, etwas zu bewegen, der Mut, sich Widerständ­en zu stellen, und letztlich die Überzeugun­g in die eigene Stärke. Das darf aber nicht nur im Rückstand so sein, sondern sollte mal über 90 Minuten gelingen. Das Problem: Im Grunde gibt es in der gesamten Saison kein Spiel (am ehesten das 4:0 gegen Wolfsburg), das den Borussen als Eigen-Vorbild dienen kann.

Das ist ein Grund, warum die Planungssi­cherheit, die Manager Roland Virkus auch in Sachen Transferge­spräche gebrauchen könnte, zwei Spiele vor Schluss noch nicht da ist. Ein Rand-Ärgernis der ganzen Geschichte. Borussias Gesamtsitu­ation ist unentschie­den vor dem 33. Spieltag, sie schwebt zwischen dem Erreichen des minimalste­n Minimalzie­ls (drinbleibe­n) und der Katastroph­e (absteigen), die via Relegation noch möglich ist.

Dass es „nur“so schlecht um Borussia steht und nicht weit schlimmer, hat Gerardo Seoanes Team auch der Tatsache zu verdanken, dass die Konkurrenz – wie am vergangene­n Wochenende – weitgehend mitspielt. Sich darauf weiterhin zu verlassen, wäre allerdings fahrlässig – da muss Bochums Husarenstr­eich an der Alten Försterei ein warnendes Beispiel sein.

Immerhin: Es bleibt dabei, dass die Borussen alles selbst in der Hand haben. Besiegen sie Frankfurt, ist das Thema am vorletzten Spieltag durch. Manu Koné hat eine klare Sieg-Ansage gemacht nach dem Bremen-Spiel, es wäre seinen Kollegen zu raten, an der Stelle auf den Franzosen zu hören und ganz einfach den Job zu machen. Die vermaledei­te Saison können sie damit nicht mehr retten. Aber den Klub.

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FOTO: IMAGO Borussia punktete.

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