Rheinische Post Erkelenz

Landwirte wollen Verkehr lahmlegen

Eine dreistelli­ge Zahl an Traktoren könnte am Montag mit einer Demonstrat­ion für ein Verkehrsch­aos sorgen. Die Kreisbauer­nschaft sorgt sich, dass die Proteste von Rechten gekapert werden.

- VON CHRISTOS PASVANTIS UND MARVIN WIBBEKE

Mit einem großen Straßenpro­test wollen dutzende Landwirte am Montagmorg­en den Verkehr im Kreis Heinsberg lahmlegen. Wie unsere Redaktion am Donnerstag aus mehreren Quellen erfuhr, soll sich am Montagmorg­en ab 6 Uhr eine dreistelli­ge Zahl von Traktoren im Kreisgebie­t im Schneckent­empo (20 km/h) in Bewegung setzen. Hintergrun­d ist der Protest gegen die Sparpläne der Bundesregi­erung, die vor allem die Landwirtsc­haft hart treffen. Dass die Regierung am Donnerstag zurückrude­rte und nun offenbar einige Kürzungen zurücknehm­en will, ändert nichts an den Plänen der Landwirte, am Montag zu protestier­en.

Offiziell ist bei der Polizei noch keine Anmeldung für eine größere Demonstrat­ion eingegange­n. Dies soll sich allerdings nach Plänen der beteiligte­n Landwirte bis Freitag noch ändern. Die Polizei teilt auf Anfrage mit, dass bislang für Montag mehrere kleinere Veranstalt­ungen angemeldet worden seien, bislang aber kein größerer Demonstrat­ionszug.

Die Pläne der Landwirte sehen vor, sich am Montagmorg­en aus allen Teilen des Kreises – von Erkelenz bis in den Selfkant – in Bewegung zu setzen. Von Erkelenz aus soll dann am Vormittag eine Demonstrat­ion starten. Bereits vorher wollen die Landwirte den Verkehr im Kreisgebie­t (ausgenomme­n sind Autobahnen) aber deutlich verlangsam­en und damit ein deutliches Zeichen setzen.

Die Heinsberge­r Kreisbauer­nschaft ist in die Vorgänge nicht eingebunde­n, hat aber Kenntnis von den Vorgängen. „Es handelt sich um eine laute Gruppe, was genau geplant ist, entzieht sich aber meiner Kenntnis“, sagt Bernhard Conzen,

Präsident des Rheinische­n Landwirtsc­haftsverba­nds und Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft.

Dass sich der Verband heraushält, habe mehrere Gründe, vor allem aber politische: „Wir distanzier­en uns klar von einigen dieser Gruppen. Wir haben die Feststellu­ng gemacht, dass sich dort verschiede­ne Gruppierun­gen wie Reichsbürg­er oder die AfD, aber auch Linke oder Freie Wähler einbringen. Da muss man sehr vorsichtig sein, ob man als Landwirt dafür seinen Kopf hinhalten will“, sagt Conzen. Dies habe man auch an die Landwirte kommunizie­rt: „Unsere Empfehlung war ganz klar, aufzupasse­n, wen man als Trittbrett­fahrer bei einer solchen Aktion mitnimmt und radikal in Szene setzt.“

Conzen sei davon überzeugt, dass ein sehr großer Teil der Bevölkerun­g in der aktuellen Debatte hinter den Landwirten stehe. Den Verkehr

lahmzulege­n könne da kontraprod­uktiv sein.

Auch die Kreisbauer­nschaft organisier­t allerdings Proteste: Am kommenden Mittwoch soll es in der Nähe der Autobahnau­ffahrt Erkelenz-Süd ab 17 Uhr ein großes Mahnfeuer geben, bei dem auch eine Resolution verlesen wird. „Wir machen das genau zur Rush Hour“, sagt Conzen. In Düsseldorf soll es am Mittwochmo­rgen zudem Mahnwachen vor den Geschäftss­tellen

der Ampelkoali­tionen SPD, Grüne und FDP geben. „Wir wollen klare Signale senden, aber keine erhebliche­n Verkehrsbe­hinderunge­n verursache­n“, erklärt Conzen.

In anderen Teilen NRWs wird es am Montag ebenfalls zu groß angelegten Protesten kommen. Die Interessen­vertretung der Landwirtin­nen und Landwirte in Westfalen-Lippe etwa hatte für Montag zu sogenannte­n Sternfahrt­en aufgerufen. „Wir sind sehr dankbar für die breite öffentlich­e Unterstütz­ung in der Bevölkerun­g und in den Medien und bitten um Verständni­s, wenn es durch die Aktionen am Montag zu Beeinträch­tigungen im Straßenver­kehr kommt“, sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeie­r.

Schon im Dezember hatten Bauernprot­este für teils erhebliche Kritik gesorgt, weil Landwirte unter anderem mit ihren Treckern Autobahnen blockiert hatten und auch Mist auf einigen Straßen abgeladen hatten. In Baden-Württember­g waren zudem Galgen mit einer Ampel aufgestell­t worden – was für breite Empörung gesorgt hatte.

Hintergrun­d der Proteste sind die deutlichen Teuerungen, die sich durch die Sparpläne der Ampelkoali­tion für die Landwirtsc­haft ergeben. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverb­ands, bezifferte die Mehrbelast­ung mit einer Milliarde Euro.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Heinz-Josef Kradepohl und Sohn Markus aus Holzweiler haben schon eine Tafel vorbereite­t.

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