Die rüstigen Weihnachtsbaumverkäufer
Seit Jahren sind sie Rentner, doch Müßiggang kennen sie nicht. Das ganze Jahr über pflegen sie ihre Tannenbäume, denn das Geschäft im Advent brummt bei den Paulsens.
Seit über 50 Jahren verkaufen Karlheinz Paulsen und seine Frau Sofie Weihnachtsbäume aus eigener Aufzucht in Merbeck. Der 84-Jährige und seine 75-jährige Frau sind seit 1969 verheiratet und stehen seither jedes Jahr zur Weihnachtszeit auf dem Weihnachtsbaum-Verkaufsfeld.
Mit der Anpflanzung, der Pflege und dem Verkauf von Tannen und Fichten habe er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, erzählt Karlheinz Paulsen. Er und seine Frau verkaufen auch in diesem Jahr wieder jeden Tag von 10 bis 17 Uhr Bäume aller Arten auf ihrem Verkaufsfeld in Merbeck. Von der allseits beliebten Nordmanntanne, über die etwas aus der Mode gekommene Rotfichte bis hin zur widerstandsfähigen Coloradotanne – hier werden auch sehr anspruchsvolle Käuferinnen und Käufer fündig. Dabei werden Kundenwünsche beim Weihnachtsbaumkauf immer spezifischer und die Suche nach dem perfekten Baum kann schon mal bis zu zwei Stunden lang dauern, erzählen Karlheinz und Sofie Paulsen. Kunden achten beim Kauf, so erklären es die beiden, immer mehr darauf, dass der Baum wirklich ihren Ansprüchen entspricht; immer wichtiger hierbei: der Geruch des Baums.
Bei einem kleinen Spaziergang über das Verkaufsfeld zeigt der gelernte Maschinenschlosser, dass jede Baumsorte ganz verschieden in Geruch und Aussehen ist und
die einzelnen Bäume dementsprechend ganz unterschiedlich gepflegt werden müssen. Tochter Claudia Paulsen erklärt, dass besonders jungen Familien der Aspekt der Nachhaltigkeit beim Baumkauf immer wichtiger werde: Sogenannte „Öko-Bäume“, die auf einem ökologisch bewirtschafteten Feld ohne Spritzmittel angebaut werden, sind mit einem roten Bändchen auf dem Verkaufsfeld gekennzeichnet und werden bei den Kunden immer beliebter. Weihnachtsbäume, die bis zu acht Meter groß sind, werden auch jedes Jahr verkauft. Besonders Firmen sind Abnehmer für die Riesen unter den Tannenbäumen.
Der Verkauf an öffentliche Einrichtungen,
Geschäfte und Büros beginnt dabei schon vor der eigentlichen Adventszeit: Bereits ab Mitte November werden die ersten Bäume verkauft. Die Hauptverkaufstage für private Tannenbaumkäufer beginnen dann ab dem ersten Advent, so erklärt es Claudia Paulsen, die ihren Eltern an Wochenenden beim Verkauf hilft. Denn dann sei der Andrang besonders groß, erzählt die Grafikdesignerin, da sei es keine Seltenheit, wenn sich bis zu 30 und mehr Autos am Straßenrand vor dem Verkaufsfeld tummeln.
Allein sei der Verkauf dann schon gar nicht mehr zu bewältigen: Saisonale Hilfskräfte helfen in der Woche bei der Anlieferung der Bäume aus
den umliegenden Feldern und am Wochenende beim Verkauf. Dabei immer mittendrin: Sofie und Karlheinz Paulsen. Das Ehepaar hätte schon vor Jahren in Rente gehen können, doch das alljährliche Weihnachtsbaumgeschäft wollen sie auch trotz Überstunden und jeder Menge Arbeit nicht missen. Die Arbeit fällt dabei nicht nur in der Adventszeit an: Die Bäume müssen das ganze Jahr über gepflegt werden – dazu, so erklärt es Karlheinz Paulsen, werden besonders der untere Teil und der Boden mit einem sogenannten „Freischneider“sieben bis acht Mal im Jahr bearbeitet, um die Tannen frei von Unkraut zu halten und die Äste so vor dunklen Verfärbungen
zu schützen.
In der Adventszeit fällt allerdings die meiste Arbeit an, doch man ist gut präpariert an der Verkaufsstelle: Neben dem Tannenbaumverkauf gibt es an den Wochenenden einen Glühweinausschank für alle Besucherinnen und Besucher – wer hier nicht in Weihnachtsstimmung kommt, muss wohl „Grinch“heißen. Für kleine Käufer gibt es ganz passend noch einen Stift mit Radierer in Tannenbaumform zum Kauf dazu.
Mit viel Liebe fürs Detail und für die Pflanzen machen sich Sofie und Karlheinz Paulsen jeden Tag an die Arbeit. Die Freude an der Sache hält dabei das Geschäft am Leben, das ist deutlich spürbar: Nette Gespräche und eine gute Beratung machen den Weihnachtsbaumkauf perfekt. Verkauft werden Bäume noch bis zum 23. Dezember in diesem Jahr, doch wie jedes Jahr, scherzen die drei, sei abzuwarten, ob nicht noch am ersten Weihnachtstag jemand an der Tür klingle, um einen Baum zu kaufen.