Der Braumeister vom heiligen Berg Fuji
in Japan auch dann noch Bier nennen, wenn der Malzgehalt nur mehr 50 Prozent beträgt.
Zudem ist als Gewürz nicht nur Hopfen erlaubt, sondern auch Zutaten wie Fisch, Krebsextrakt oder Tomatensaft. „Alles, was man sich nicht vorstellen kann, ist drin“, sagt Rager und fügt mit Augenzwinkern hinzu: „Teils heftig. Ob es schmeckt, muss jeder selbst entscheiden.“
Von einer wirklichen Bierkultur könne man in Japan ohnehin nicht sprechen. „Allgemein wird geglaubt, Japaner seien große Biertrinker. Doch das muss man ganz klar revidieren“, sagt der Bayer. Zwar seien in Japan Oktoberfeste beliebt. So sehr, dass es sie von Frühjahr bis Herbst überall im Inselreich gibt. Doch während in Deutschland jährlich pro Kopf um die 99 Liter Bier getrunken werde, seien es in Japan gerade mal etwa 39 Liter. „Das sind Welten“, sagt Rager.
Die rasante Überalterung der japanischen Gesellschaft und der seit Jahren andauernde Bevölkerungsrückgang mangels Immigration trage dazu bei, dass der Bierkonsum in Japan seit Jahren sinke. „Die jungen Leute trinken nicht mehr so viel Bier“, sagt Rager. Sie bevorzugten alkoholische Mixgetränke, die billiger als das hoch besteuerte Bier seien. Daneben gibt es schon seit Jahrzehnten eine billige Bieralternative namens Happoshu, „sprudelnder Alkohol“. Bier werde in japanischen Kneipen ohnehin oft nur als Einstiegsgetränk getrunken, erzählt Braumeister Rager. Danach würden Japaner dann schnell auf stärkere Alkoholika wie Sake oder Whisky-Mix-Getränke umsteigen.
Doch das kann Rager nicht bekümmern. Sehr gut komme unter seinen Kunden, die das bayerische Reinheitsgebot zu schätzen wissen, sein Weißbier an, erzählt der Mann vom Tegernsee stolz. Auch sein Pils passe „gut zum japanischen Fisch – nicht zu bitter und nicht zu süß“. Rager und seine Frau Yukari, die im Restaurant vor der Brauerei deutsche Hausmannskost wie Spätzle, Schweinebraten und Würstle anbietet, zählen zu ihrer Kundschaft Japaner wie auch Deutsche. So ist „Bayern-Meister-Bier“bevorzugter Lieferant der Botschaft in Tokio.
Aus Anlass von 160 Jahren deutsch-japanischer Freundschaft braute Rager im vergangenen Jahr eigens ein Bier mit Matcha, grünem Tee. „Das einzige Kompromissbier, das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wird“, gesteht der Bayer und lacht herzlich: „Das ist aber ein super Bier.“