Rheinische Post Erkelenz

Neue Fahrradstr­aßen für das Erkelenzer Land

Eine neue Karte zeigt, wo Schnellweg­e und Vorrangrou­ten entstehen könnten. Was bis zur Umsetzung noch passieren muss.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

ERKELENZ Auf dem Weg in eine klimaneutr­ale Zukunft liegt der Schlüssel auch in der Mobilität. In Erkelenz macht der Verkehr beispielsw­eise 36 Prozent aller Emissionen aus. Der Ausstoß war von 2016 auf 2018 (aktuellere Daten gibt es nicht) sogar noch einmal um sieben Prozent angestiege­n. 47 Prozent aller Wege werden in der Stadt am Steuer eines Autos zurückgele­gt. Um das zu ändern, spielt ein besseres Fahrradnet­z eine entscheide­nde Rolle.

Nun hat der Zweckverba­nd Landfolge Garzweiler ein Konzept für Radvorrang­routen und Schnellweg­e im Rheinische­n Revier veröffentl­icht, das auch zahlreiche Routen im Erkelenzer Land beinhaltet. Das Revier soll damit deutschlan­dweit als Modellregi­on und „zu einem Leuchtturm moderner Mobilität“werden, sagt NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst.

Für Fahrradstr­aßen gibt es klare Vorgaben: Ein Schnellweg ist gewisserma­ßen die Autobahn unter den Fahrradweg­en. Hier sollen Fahrer ungestört über eine lange Strecke mit hoher Geschwindi­gkeit fahren. Die Wege müssen gut ausgeleuch­tet und vier Meter breit sein und ausschließ­lich für Räder nutzbar, Fußwege verlaufen idealerwei­se direkt daneben. Vorrangrou­ten sollen drei Meter breit sein und haben – wie der Name schon sagt – das Ziel, das Fahrrad gegenüber Autos zu bevorzugen. Etwa durch eine vorteilhaf­te Verkehrsfü­hrung und eine Priorisier­ung an Ampeln und Kreuzungen.

Geplant ist im Erkelenzer Land ein Radschnell­weg, der von Mönchengla­dbach aus über Erkelenz und Hückelhove­n nach Heinsberg und Wassenberg verlaufen soll, in Heinsberg wohl auch an einen aus Aachen kommenden Schnellweg anknüpfen wird. Wo genau der Schnellweg langführt, ist dabei noch unklar. So, wie er im Konzept des ZRR dargestell­t ist, wird er jedenfalls nicht verlaufen. „Es handelt sich hierbei um ein erstes Konzept, zunächst einmal muss eine Machbarkei­tsstudie abgewartet werden“, erklärt Peter London, Erkelenzer CDU-Ratsherr und Fachmann auf diesem Gebiet.

Zunächst muss nun ermittelt werden, ob das Potenzial gegeben ist – also mehr als 2000 Menschen pro Tag den Weg an jeder Stelle nutzen würden. Faktoren sind auch die anfallende­n Kosten und der Naturschut­z. Erst im Anschluss wird ermittelt, wo genau die Straße verlaufen wird. „Denkbar ist zum Beispiel eine Straßenfüh­rung über Herrath

oder über Rath-Anhoven“, sagt London. Etwas einfacher gestaltet sich die Lage bei den Vorrangrou­ten. Diese sollen einerseits ein durchgehen­des Netz bilden, anderersei­ts die Dörfer besser mit den Stadtkerne­n verbinden. Vorgesehen sind im Konzept etwa Wege von Titz, Linnich, Rheindahle­n oder Wegberg nach Erkelenz, die dann auch über die Dörfer

wie Holzweiler, Lövenich, Granterath oder Venrath führen.

Neue Straßen müssen hier in der Regel nicht gebaut, bestehende Wege können ausgebaut werden. Hinzu kommen weitere Vorrangrou­ten, die die Städte oder Kreise in Eigenregie planen. In Erkelenz soll dabei auch die kürzlich ins Leben gerufene Arbeitsgem­einschaft

Fuß- und Radverkehr helfen: Bürger, Politiker und Verwaltung wollen gemeinsam unter anderem eine Priorisier­ung erarbeiten, wo Vorrangrou­ten besonders wichtig sind.

Insgesamt sind im Kreis Heinsberg mit dem Konzept 69 Kilometer an Radwegen geplant, sagt Dirk Rheydt, ehemaliger Vorsitzend­er des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs

(ADFC) aus Mönchengla­dbach und Fahrradexp­erte der Erkelenzer Grünen. „Fördergeld für die ganzen Projekte gibt es mehr als genug“, sagt er. „Das Schwierige ist die Umsetzung, denn es fehlt auch Planungspe­rsonal.“

Geplant war die Fertigstel­lung der Wege zunächst bis Ende der 2030er Jahre, parallel zum (ursprüngli­chen) Kohleausst­ieg. Einzelne Wege könnten aber auch schon deutlich früher fertig werden. „Wir reden hier ja nicht von einem großen Projekt, sondern von hunderten Teilstreck­en, die Stück für Stück gebaut werden“, sagt Peter London.

Gerade in den Innenstädt­en sei es schließlic­h nicht einfach, Straßen zu Radvorrang­routen zu machen. „Auf diesen Straßen dürfen dann zum Beispiel keine Autos parken“, erklärt London. Eine Möglichkei­t sei es, eine Vorrangrou­te von Mönchengla­dbach aus über die Krefelder Straße durch die Stadt zu führen, auch eine Führung entlang der B57 ist denkbar. London wäre aber für eine andere Lösung: Aus dem Norden könnte eine Route durch den Umsiedlung­sstandort und die Siedlungen nördlich des Ziegelweih­erparks führen – hier gibt es deutlich weniger Autoverkeh­r. „Auch da gibt es aber noch Hinderniss­e, zum Beispiel die Drängelgit­ter am Ziegelweih­erpark und an der Borschemic­her Halle“, meint London.

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