Fotografien bieten einen Blick in die Seele
RHEYDT Die Farben eines Fotos changieren im Schwarz-Grau-Bereich, doch eine rote Blume durchbricht die trüben Töne. „Es war mir wichtig, darzustellen, wie es in einem aussieht. Egal, wie grau und schwarz die Depression ist, es ist doch immer ein bisschen vom Licht des Lebens sichtbar, und das führt einen heraus“, sagte Uwe Czichy zum Foto, das ihn in gedrückter Stimmung, aber mit kleinem Hoffnungsträger zeigt. Auf dem Nachbarfoto posiert Jörg Röske in hoffnungsfroher Tatkraft. „Ich habe Zwänge, Angst, eine depressive Störung und versuche mittels meiner Kreativität darüber Herr zu werden“, erklärte er. Die von Meisterfotografin Ira Ingenpaß eingefangenen Momente sind zwei von 26 Fotografien in der vom Reha-Verein initiierten Wanderausstellung „Gefühlte Momente“. Coronabedingt ist das Paritätische Zentrum mit eineinhalb Jahren Verspätung bis zum 3. Dezember die vierte Station. Die Bilder verraten nicht, wer von den Abgebildeten eine psychische Behinderung hat und wer nicht. Entwickelt wurde die Idee von Denise Brenneis während ihrer Ausbildung zur Genesungsbegleiterin. „Ich habe das
Gefühl, bei einem Menschen mit gebrochenem Bein sieht man den Schmerz, aber nicht bei denen mit psychischer Erkrankung“, sagte Brenneis zur Eröffnung. Sie berichtete, dass die Teilnehmer der Projektgruppe die Bilder ihren Vorstellungen entsprechend mitgestaltet haben. Die Bezeichnung psychische Behinderung sei ausschließlich ein Rechtsbegriff, der nichts über einen Menschen und dessen Leben sage, betonte Geschäftsführer Marko Jansen. Er wertete die Ausstellung als Beitrag zur Woche der seelischen Gesundheit im Oktober. Eigene Schattenseiten zu thematisieren, sei immer auch eine Frage von Scham. Doch die Beteiligten hätten sich der Aufgabe hervorragend gestellt und dabei persönliche Stärken mehr in den Vordergrund gerückt als Defizite, stellte Ursula Weber fest, die während des Projekts Ansprechpartnerin war und nun im Ruhestand dem Haus verbunden ist. Als Gast dankte Ulrich Elsen für die eindrucksvolle Umsetzung des Themas, das auf Vielfalt setze als Gegenentwurf zur beschränkten Vorstellung von Normalität.
Geöffnet: montags bis freitags, 8 bis 16 Uhr, im Paritätischen Zentrum, Friedhofstraße 39.