Rheinische Post Erkelenz

Unterwegs im Dienste der Sicherheit

Mit ein paar einfachen Tricks will das Kölner IT-Start-up Sosafe Mitarbeite­r von Firmen vor Cyberkrimi­nalität schützen. Der Bedarf ist riesig, wie Beispiele aus jüngster Zeit zeigen.

- VON FLORIAN RINKE

NEUSS/KÖLN In Neuss war es eine EMail, auf die ein Mitarbeite­r klickte, in Düsseldorf offenbar eine Sicherheit­slücke bei einer Software. Die Folgen waren in beiden Fällen verheerend: Das Neusser Lukaskrank­enhaus musste 2016 zeitweise wieder auf Stift und Papier umstellen, nachdem ein Cyberangri­ff seine Technik lahmgelegt hatte. Operatione­n wurden verschoben, Patienten verlegt. Nach der Cyberattac­ke auf die Düsseldorf­er Uniklinik im vergangene­n Jahr nahm sogar die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen die Angreifer auf, weil eine Patientin in ein Wuppertale­r Krankenhau­s umgeleitet werden musste und starb.

Das sind zwei Fälle, die in den vergangene­n Jahren vielen bewusst gemacht haben, dass es bei Internetkr­iminalität am Ende eben auch um Leben und Tod gehen kann. Es sind Extremfäll­e, aber das Problem an sich ist ein Massenphän­omen. Laut einer

Cybersiche­rheit spezialisi­ert hat. Doch anders als andere Anbieter setzt Sosafe nicht primär auf technische Lösungen zum Schutz gegen Hacker, sondern auf den Faktor Mensch. „Selbstvert­eidigungst­raining für Internetnu­tzer“, wurde dieses Prinzip einmal in einem Artikel über das erst 2018 gegründete Startup genannt. Penetratio­nstests, bei denen die technische­n Abwehrsyst­eme geprüft werden, gebe es schon seit zehn Jahren, sagt Hellemann: „Wir fokussiere­n uns mehr auf den Menschen – denn letztlich kann jeder Mitarbeite­r ein potentiell­es Angriffszi­el für Kriminelle sein.“In der IT-Sicherheit gehe es nicht um 100-prozentige­n Schutz, sondern darum, Wahrschein­lichkeiten zu verringern und den Schaden zu begrenzen.

Sosafe setzt deswegen bei den Beschäftig­ten seiner Kunden an. Das Start-up hat dazu verschiede­ne Methoden entwickelt, mit denen die Mitarbeite­r trainiert werden. So gibt es beispielsw­eise eine E-LearningPl­attform, auf der man sich spielerisc­h weiterbild­en kann. Außerdem testet Sosafe für seine Kunden auch immer wieder den Ernstfall. Dazu simuliert das Kölner Start-up zum Beispiel den Versand von PhishingMa­ils. Üblicherwe­ise werden dabei sensible Daten von Kriminelle­n abgegriffe­n, bei Sosafe bekommen die vermeintli­chen Opfer stattdesse­n Sicherheit­shinweise und Tipps. „Auf eine Phishing-Mail reinzufall­en ist nur menschlich, natürlich kann auch ich auf eine Phishing-Mail hereinfall­en – genau deswegen trainieren wir ja, damit es nicht passiert“, sagt Niklas Hellemann.

Das Angebot des von Niklas Hellemann, Felix Schürholz und Lukas Schaefer gegründete­n Unternehme­ns trifft offenbar auf große Nachfrage. Zu den Kunden zählen inzwischen etwa Aldi Nord oder Vattenfall. Und auch das Team wächst rasant: „Wir sind bereits mehr als 180 Mitarbeite­nde, obwohl wir gerade mal drei Jahre alt sind – und trotzdem haben wir noch mehr als 60 offene Positionen“, sagt Hellemann.

Mit Global Founders Capital und Acton Capital konnten die Kölner bereits namhafte Risikokapi­talgeber von ihrer Idee überzeugen. Aktuell arbeitet Sosafe an einer weiteren Finanzieru­ngsrunde, durch die man zu einem der bestfinanz­ierten Start-ups in NRW aufsteigen dürfte. „Im B2B-Software-Bereich sind wir in Deutschlan­d wahrschein­lich das am schnellste­n wachsende Startup“, sagt Hellemann selbstbewu­sst: „Unsere Software kommt auch in einem kompletten Bundesland zum Einsatz – vom Ministerpr­äsidenten bis zum Landratsam­t.“

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FOTO: DPA/ST/FGJ; ILLUSTRATI­ON: RP Die Anonymität des Internets bietet ein perfektes Betätigung­sfeld für CyberKrimi­nelle.
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