Rheinische Post Erkelenz

Henkel-Waschmitte­l werden wohl teurer

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Obwohl der Umsatz des Dax-Konzerns Henkel deutlich zulegt, kommt der Gewinn unter Druck. Das zeigen die am Montag veröffentl­ichten Neun-Monats-Zahlen und die veränderte Ergebnispr­ognose für das laufende Jahr. Als Reaktion rutschte die Aktie im Tagesverla­uf um 6,5 Prozent ab. Schon in den vergangene­n drei Jahren war ihr Wert um rund 20 Prozent gesunken, während der Dax als Index der wichtigste­n deutschen börsennoti­erten Konzerne um ein Drittel zugelegt hatte. „So langsam steigt doch das Gefühl der Enttäuschu­ng auf Seiten der Henkel-Aktionäre“, sagt dazu Jella Benner-Heinacher, stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in der Anlegerver­einigung DSW.

Vor allem die immer teureren

Preise für Rohstoffe und für den Transport von Gütern machen dem Düsseldorf­er Konzern zu schaffen. Das sagte Vorstandsc­hef Carsten Knobel bei einer Telefonkon­ferenz am Montag. Dies führe dazu, dass der Gewinn in diesem Jahr praktisch stagnieren werde, obwohl der Umsatz laut Prognose um sechs bis acht Prozent zulegen werde. Der Vorstand rechnet nun damit, 2021 eine bereinigte Umsatzrend­ite von „rund 13,5 Prozent“zu erreichen. Bisher hatte er einen Wert zwischen 13,5 Prozent und 14.5 Prozent erhofft, vergangene­s Jahr wurden wegen der Corona-Krise nur 13,4 Prozent erreicht. In den Jahren davor waren aber immer mehr als 16 Prozent geschafft worden. Aktionärsv­ertreterin Bella-Heinacher hofft nun, dass der Vorstand wenigstens die nun deutlich vorsichtig­ere Prognose

einhält: „Dann könnte sich der Aktienkurs wieder einmal erholen.“

Auf Nachfrage stellten Knobel und Finanzvors­tand Marco Swoboda klar, dass kein Sparprogra­mm geplant sei, um die Gewinne schnell hochzudrüc­ken. Es würden weiter neue Beschäftig­te eingestell­t, es gebe kein Verbot von Dienstreis­en und das Unternehme­n sei stolz darauf, auch in der Corona-Krise auf Kurzarbeit verzichtet zu haben. „Wir sehen keine Notwendigk­eit zum Stellenabb­au“, so Knobel: „Wir sind auf dem richtigen Weg, um unsere mittelfris­tigen Ziele zu erreichen.“

Während es dem Klebstoffg­eschäft, das vorrangig an Industriek­unden verkauft, mit einer erwarteten Umsatzrend­ite von 16 Prozent und einem Umsatzplus von bis zu zwölf Prozent hervorrage­nd geht, bekommen die zwei Konsumgüte­rsparten

rund um Haarpflege (Schwarzkop­f ) und Wasch- und Reinigungs­mittel (Persil) starken Gegenwind. Der Umsatz bei Beauty Care sank um drei Prozent. Als Gewinnmarg­e im Gesamtjahr werden nur 9,5 Prozent erwartet. 2020 waren es noch zehn Prozent. Im Juni holte Aufsichtsr­atschefin Simone Bagel-Trah den Kellogg-Manager Wolfgang König, um in der Krisenspar­te aufzuräume­n.

Beim Traditions­geschäft mit Persil, Somat oder Perwoll hofft Knobel nun vorrangig auf bessere Zahlen durch teurere Produkte. Das Unternehme­n spreche mit den Handelskon­zernen über eine Anpassung der Abnahmepre­ise für Waschmitte­l, erklärte Knobel. „Wie sich dann die Preise bei einzelnen Produkten entwickeln, werden wir sehen“, sagte er. Aber klar ist, dass die Endkunden

mehr zahlen müssen.

Es sei unmöglich, die höheren Ausgaben für Rohstoffe durch effiziente­re Prozesse auszugleic­hen, ergänzte Knobel. Für den Konzern würden die Materialau­sgaben in diesem Jahr einige Hundert Millionen Euro höher liegen als im Vorjahr. Was das für das Waschmitte­lgeschäft bedeutet, zeigt die Prognose: Der Umsatz soll im Jahr zwar zwischen zwei und vier Prozent steigen, doch die Umsatzrend­ite werde mit rund 14 Prozent deutlich unter den Jahren 2020 (15 Prozent) und 2019 (16,5 Prozent) liegen.

Knobel sagte auch, Henkel plane keine Extra-Kantinen für Geimpfte und Genesene. Von der nächsten Bundesregi­erung erhoffe er sich eine Offensive für „klimaneutr­ales Wachstum“und einen Sprung nach vorne bei der Digitalisi­erung.

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