Henkel-Waschmittel werden wohl teurer
DÜSSELDORF Obwohl der Umsatz des Dax-Konzerns Henkel deutlich zulegt, kommt der Gewinn unter Druck. Das zeigen die am Montag veröffentlichten Neun-Monats-Zahlen und die veränderte Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Als Reaktion rutschte die Aktie im Tagesverlauf um 6,5 Prozent ab. Schon in den vergangenen drei Jahren war ihr Wert um rund 20 Prozent gesunken, während der Dax als Index der wichtigsten deutschen börsennotierten Konzerne um ein Drittel zugelegt hatte. „So langsam steigt doch das Gefühl der Enttäuschung auf Seiten der Henkel-Aktionäre“, sagt dazu Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Anlegervereinigung DSW.
Vor allem die immer teureren
Preise für Rohstoffe und für den Transport von Gütern machen dem Düsseldorfer Konzern zu schaffen. Das sagte Vorstandschef Carsten Knobel bei einer Telefonkonferenz am Montag. Dies führe dazu, dass der Gewinn in diesem Jahr praktisch stagnieren werde, obwohl der Umsatz laut Prognose um sechs bis acht Prozent zulegen werde. Der Vorstand rechnet nun damit, 2021 eine bereinigte Umsatzrendite von „rund 13,5 Prozent“zu erreichen. Bisher hatte er einen Wert zwischen 13,5 Prozent und 14.5 Prozent erhofft, vergangenes Jahr wurden wegen der Corona-Krise nur 13,4 Prozent erreicht. In den Jahren davor waren aber immer mehr als 16 Prozent geschafft worden. Aktionärsvertreterin Bella-Heinacher hofft nun, dass der Vorstand wenigstens die nun deutlich vorsichtigere Prognose
einhält: „Dann könnte sich der Aktienkurs wieder einmal erholen.“
Auf Nachfrage stellten Knobel und Finanzvorstand Marco Swoboda klar, dass kein Sparprogramm geplant sei, um die Gewinne schnell hochzudrücken. Es würden weiter neue Beschäftigte eingestellt, es gebe kein Verbot von Dienstreisen und das Unternehmen sei stolz darauf, auch in der Corona-Krise auf Kurzarbeit verzichtet zu haben. „Wir sehen keine Notwendigkeit zum Stellenabbau“, so Knobel: „Wir sind auf dem richtigen Weg, um unsere mittelfristigen Ziele zu erreichen.“
Während es dem Klebstoffgeschäft, das vorrangig an Industriekunden verkauft, mit einer erwarteten Umsatzrendite von 16 Prozent und einem Umsatzplus von bis zu zwölf Prozent hervorragend geht, bekommen die zwei Konsumgütersparten
rund um Haarpflege (Schwarzkopf ) und Wasch- und Reinigungsmittel (Persil) starken Gegenwind. Der Umsatz bei Beauty Care sank um drei Prozent. Als Gewinnmarge im Gesamtjahr werden nur 9,5 Prozent erwartet. 2020 waren es noch zehn Prozent. Im Juni holte Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah den Kellogg-Manager Wolfgang König, um in der Krisensparte aufzuräumen.
Beim Traditionsgeschäft mit Persil, Somat oder Perwoll hofft Knobel nun vorrangig auf bessere Zahlen durch teurere Produkte. Das Unternehmen spreche mit den Handelskonzernen über eine Anpassung der Abnahmepreise für Waschmittel, erklärte Knobel. „Wie sich dann die Preise bei einzelnen Produkten entwickeln, werden wir sehen“, sagte er. Aber klar ist, dass die Endkunden
mehr zahlen müssen.
Es sei unmöglich, die höheren Ausgaben für Rohstoffe durch effizientere Prozesse auszugleichen, ergänzte Knobel. Für den Konzern würden die Materialausgaben in diesem Jahr einige Hundert Millionen Euro höher liegen als im Vorjahr. Was das für das Waschmittelgeschäft bedeutet, zeigt die Prognose: Der Umsatz soll im Jahr zwar zwischen zwei und vier Prozent steigen, doch die Umsatzrendite werde mit rund 14 Prozent deutlich unter den Jahren 2020 (15 Prozent) und 2019 (16,5 Prozent) liegen.
Knobel sagte auch, Henkel plane keine Extra-Kantinen für Geimpfte und Genesene. Von der nächsten Bundesregierung erhoffe er sich eine Offensive für „klimaneutrales Wachstum“und einen Sprung nach vorne bei der Digitalisierung.