Rheinische Post Erkelenz

Neuhaus konnte den Krimi verhindern

Der Mittelfeld­spieler sorgte bei Borussias 1:1 bei der AS Rom in der Anfangspha­se für zwei gefährlich­e Szenen.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER Gute Haltungsno­te: Florian Neuhaus bringt in dieser Szene den Freistoß in den römischen Fünfmeterr­aum, doch Ramy Bensebaini trifft nur die Latte.

ROM Am Ende herzten alle den Kapitän. Lars Stindl ist am Donnerstag­abend erneut der italienisc­he Held der Borussen geworden, so wie im Februar 2017 in Florenz, als er mit seinem Dreierpack dafür gesorgt hatte, dass die Gladbacher mit dem 4:2-Sieg das 0:1 aus dem Hinspiel noch drehen konnten. Nun war Stindl, der gerade erst zurückgeko­mmen ist nach seinem Schienbein­bruch, im Zentrum des Last-Minute-Krimis, der sich in der Nachspielz­eit des Europa-League-Spiels bei der Roma zutrug. Zuvor eingewechs­elt schoss er einen Elfmeter zum 1:1 ins Tor.

„Wir haben es vorher nicht ausgemacht. Aber in dem Moment als gepfiffen wurde, war klar, dass unser Kapitän schießen wird. Er hat verwandelt und alles ist gut. Wir haben den Punkt über 90 Minuten verdient“, sagte Trainer Marco Rose.

Wenn die ersten beiden Aktionen von Stindls Teamkolleg­en Florian Neuhaus indes einen nachhaltig­en Effekt gehabt hätten, wäre es womöglich nicht der Krimi geworden, bei dem Stindl die neuerliche Heldenroll­e zukam. Zunächst brachte Neuhaus, der anstelle von Laszlo Bénes zur Startelf gehörte als Teil des zentralen Dreiecks der Gladbacher, einen Freistoß von rechts gefährlich in den Fünfmeterr­aum der Römer, doch Ramy Bensebaini lenkte den Ball an die Querlatte statt ins Tor (7.). Vier Minuten später war Neuhaus der Endpunkt einer schönen Vertikal-Kombinatio­n über Stefan Lainer und Breel Embolo, doch sein Linksschus­s rutschte rechts am Tor vorbei.

Wären die Borussen in einer der beiden Szenen erfolgreic­h gewesen, hätten sie früh geführt im Stadio

Olimpico und der Abend hätte womöglich ein anderes Ende gehabt. So aber brachte die erste Chance den Römern gleich das erste Tor. Nach einem Eckball beförderte Nicolo Zaniolo per Kopf den Ball ins Netz.

Neuhaus‘ Abend war die Zusammenfa­ssung dessen, was das gesamte Team lange Zeit auf den patschnass­en römischen Rasen brachte: Er war engagiert, aber es fehlte der letzte Punch. Neuhaus selbst versuchte sich dreimal in der Disziplin Torschuss und produziert­e ebenso viele Torschussv­orlagen – das war eine gute Bilanz. Es fehlte aber in allen Fällen die Konsequenz, die Roms Torschütze bei seinem Kopfball an den Tag legte.

Am Ende hatte Neuhaus, neben dem Bensebaini und Patrick Herrmann neu in die Startelf rückten, neben Denis Zakaria nicht mehr

Christoph Kramer an seiner Seite, sondern Bénes, der helfen sollte, den Rückstand noch zu drehen. Was den Gladbacher­n zu Gute gehalten werden muss: Sie haben es erneut bis zuletzt versucht und wurden dafür wie in der Türkei belohnt.

Dass sie in der Anfangspha­se so gut im Spiel waren und die Römer ähnlich wie am Samstag Borussia Dortmund durchaus beeindruck­ten, lag auch an Neuhaus. Er war

anspielbar, lauffreudi­g und kreativ. Als den Borussen das Spiel dann aber entglitt, war auch von Neuhaus nicht mehr viel zu sehen. Erst in den ersten fünf Minuten nach der Pause war er wieder auffällig. Zunächst bediente er Patrick Herrmann, der aber verzog. Dann holte Neuhaus nach einer guten Ballerober­ung einen Freistoß heraus, den Bensebaini jedoch in die Mauer schoss. In der 79. Minute fand Neuhaus nochmal den Weg in den Strafraum, der Ball kam schließlic­h zu Stindl, dessen Schuss aber Roms Torhüter Pau Lopez keine Sorgen bereitete.

Auch als es entscheide­nd wurde, war Neuhaus nicht weit weg. Als Schiedsric­hter William Collum fälschlich­erweise den Elfmeter gab, als Chris Smalling den Ball ans Gesicht und nicht an den Arm bekam, war Neuhaus Augenzeuge aus nächster Nähe und riss erfreut die Arme hoch, als der Schotte pfiff und auf den Punkt zeigte.

Wie beim 1:1 bei Basaksehir FK in Istanbul trafen die Gladbacher in der Nachspielz­eit. „Wir haben uns den Punkt hart erarbeitet“, sagte der Torschütze, der wegen der bevorstehe­nden Geburt seines zweiten Kindes erst am Donnerstag nach Rom gereist war.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN

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