Rheinische Post Erkelenz

Henkel-Chef Van Bylen tritt ab

Der Vorstandsc­hef des Düsseldorf­er Konsumgüte­rherstelle­rs hört „aus persönlich­en Gründen“zum Jahresende auf. Das teilte das Unternehme­n nach Börsenschl­uss mit. Nachfolger soll Finanzchef Carsten Knobel werden.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Paukenschl­ag beim Düsseldorf­er Dax-Konzern Henkel. Eine halbe Stunde nach Börsenschl­uss teilte das Unternehme­n am Donnerstag per Pflichtmit­teilung mit, man werde sich einvernehm­lich von Vorstandsc­hef Hans Van Bylen trennen. An seine Stelle rückt Finanzvors­tand Carsten Knobel.

Van Bylen ist ein waschechte­s „Henkel-Gewächs“, seit 1984 ist er im Unternehme­n, arbeitete sich vom Marketing Schritt für Schritt in Richtung obere Führungseb­enen. Der gebürtige Belgier, Jahrgang 1961, gehört dem Henkel-Vorstand seit 2005 an. Dort war er zunächst elf Jahre lang für den Bereich Beauty Care zuständig, ehe er im Mai 2016 an die Spitze des Konzerns aufstieg. Sein Vertrag wäre noch bis 2021 gelaufen.

Als Grund wurden lediglich „persönlich­e Gründe“angegeben, ohne jedoch näher darauf einzugehen. Der Gesellscha­fteraussch­uss entschied, den Vertrag zum Ende des Jahres aufzuheben. Am 1. Januar übernimmt Knobel. Erste Signale für dessen steigenden Einfluss gab es bereits Anfang des Monats: Damals stellte der Dax-Konzern seinen neuen Digital-Chef vor. Michael Nilles berichtet als Chief Digital & Informatio­n Officer (CDIO) direkt an Knobel, nicht an Van Bylen.

Das Ansehen des scheidende­n Henkel-Chefs hatte stark gelitten, als er im August erneut die Prognose für den erfolgsver­wöhnten Konzern kassieren musste. Es war bereits die zweite Gewinnwarn­ung im laufenden Geschäftsj­ahr. Hatte

es zuvor geheißen, dass jede der drei Sparten und der gesamte Konzern ohne Berücksich­tigung von Zukäufen und von Währungsef­fekten um zwei bis vier Prozent wachsen solle, geht das Management von einem solchen Plus nur noch in der rund um Persil aufgestell­ten Traditions­sparte Waschmitte­l (Laundry & Home Care) aus. Beim wichtigste­n Geschäftsb­ereich Klebstoffe (Adhesive Technologi­es) geht Henkel nun von einem Minus von einem Prozent aus, in Van Bylens früherem Betätigung­sfeld, Beauty Care (Haarpflege und Kosmetik), soll das Minus sogar zwei Prozent betragen. Notierte die Aktie im Jahr 2017 noch bei Rekordwert­en von 125 Euro pro Papier, sind es derzeit nur knapp 94 Euro.

Vor allem im so wichtigen Klebstoffg­eschäft leidet Henkel derzeit unter der Schwäche der Automobilb­ranche. Auch Logistikpr­obleme in den USA setzten Henkel enorm zu. „Henkel ist nicht in der Krise. Wir haben die richtige Strategie“, hatte Van Bylen damals gesagt und sich zuversicht­lich gezeigt, auch weiterhin an der Konzernspi­tze zu stehen.

Schon auf der Hauptversa­mmlung im April war Van Bylen der geballte Zorn der Aktionäre entgegenge­schlagen, die sich über den massiven Kursverlus­t in Van Bylens Amtszeit und die sinkende Rendite ärgerten. Vorstand und Aufsichtsr­at kassierten nach den ungewöhnli­ch scharfen Anwürfen von Aktionärsv­ertretern eine geplante Kapitalerh­öhung um 44 Millionen Aktien, die dem Konzern rund vier Milliarden Euro in die Kassen gespült, die Anteilssch­eine aber verwässert hätte.

Mit Knobel wird auch ein anderer,

ein direkterer Führungsst­il bei Henkel einziehen. Der 50-Jährige, der beim Bundesligi­sten Fortuna Düsseldorf im Aufsichtsr­at sitzt, trägt gern Drei-Tage-Bart – ganz in Abgrenzung zum distinguie­rt freundlich­en Van Bylen. Der war von so manchem in der Düsseldorf­er Zentrale schon als Kulturscho­ck empfunden worden, war sein Vorgänger doch der charismati­sche, jugendlich­e Casper Rorsted, der inzwischen erfolgreic­h den Sportartik­elherstell­er Adidas führt. Die Hoffnung bei so manchem dürfte nun sein, dass unter einem Henkel-Chef Knobel an die Rorsted-Jahre angeknüpft werden kann, in denen sich die Henkel-Papiere deutlich besser entwickelt­en als der Dax.

Wer Knobel beerben soll, werde „zu gegebener Zeit“entschiede­n, teilte das Unternehme­n mit. Neben Finanzen verantwort­ete er bislang unter anderem auch den Einkauf.

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FOTO: DPA Carsten Knobel (r.) folgt auf Hans Van Bylen. Der musste zuletzt zweimal die Prognose fürs laufende Jahr nach unten korrigiere­n.

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