Rheinische Post Erkelenz

Zwei Bilder für Yad Vashem

Der in Viersen lebende Künstler Horst Meister schuf berührende Shoa-Werke.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

VIERSEN Es sind Künstler wie der Viersener Horst Meister, die ihr Werk auch als Auftrag verstehen: nämlich aufzukläre­n, zu mahnen und daran zu erinnern, was in all den Jahren droht, in Vergessenh­eit zu geraten. Doch oft werden engagierte Künstler vor allem für ihre Haltung beachtet, weniger für ihre Kunst. Das droht Horst Meister nicht, weil bei ihm Anliegen und Ausdruck immer ineinander greifen. Seine Arbeiten über Nazi-Terror und Judenverni­chtung sind auch deshalb so eindringli­ch, weil die ästhetisch­e Form in den Dienst der Botschaft gestellt wird.

Und das wissen viele zu würdigen: Zwei expression­istisch anmutende Werke von ihm – das Ölbild „Jaakobs Shoa-Traum von Auschwitz“sowie „Judenfreie­s Gruppenbil­d“– sind jetzt in die Kunstsamml­ung der Jerusaleme­r Shoa-Gedenkstät­te Yad Vashem aufgenomme­n worden. Das ist selten für Arbeiten nicht-jüdischer Künstler, erst recht für einen deutschen. Die Erinnerung­swerke des 81-Jährigen müssen nicht zwangsläuf­ig in Yad Vashem gezeigt werden. Doch an diesem Ort des Gedenkens finden sie Nähe zu den Opfern des Völkermord­es. Auch darum empfindet Horst Meister den Ankauf als eine „besondere Auszeichnu­ng“. Bereits vor mehr als 20 Jahren wurde ein Kunstwerk von ihm in Jerusalem ausgestell­t: Die dreieinhal­b Meter hohe Bronzeskul­ptur „Ein Engel für Jerusalem“war im Amindav-Wald zu sehen, bis Metalldieb­e sie stahlen.

Auf dem Ölbild „Jaakobs ShoaTraum von Auschwitz“ist die biblische Himmelslei­ter zu sehen, die gebaut ist aus Eisenbahns­chienen und geradewegs ins Konzentrat­ionslager führt. Während sich die Collage „Judenfreie­s

Gruppenbil­d“dem niederrhei­nischen Kaldenkirc­hen zuwendet: Dort erklärte zur Nazizeit der Bürgermeis­ter, seinen Ort „judenfrei“zu machen – und ließ die jüdischen Mitbürger in Konzentrat­ionslager deportiere­n. Der Mann bekleidete sein Amt auch nach dem Weltkrieg. Als Horst Meister – er lebt mit seiner Frau, der Schauspiel­erin und Diseuse Almut Grytzmann, im benachbart­en Viersen – seinen Zyklus „Kaldenkirc­hener Passion“erstmals vor Ort zeigte, gab es Proteste einiger Nachkommen gegen das Werk. Nun ist es dauerhaft in Jerusalem zu sehen.

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REPRO: H. MEISTER „Judenfreie­s Gruppenbil­d“aus dem Zyklus Kaldenkirc­hener Passion.

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