Rheinische Post Erkelenz

Die E-Scooter kommen – so läuft’s in Köln

- VON MILENA REIMANN

Mitte September könnte ein E-Scooter-Verleih der NEW starten. Die Gefährte werden in Köln rege genutzt, sie verändern das Stadtbild, aber sie machen auch Fahrrädern Konkurrenz.

MÖNCHENGLA­DBACH/KÖLN Wer sich die Meldungen der Kölner Polizei der vergangene­n Wochen zu E-Scootern anschaut, braucht starke Nerven: Eine Frau ist kürzlich mit einem E-Scooter betrunken gegen eine Werbetafel gefahren und hat sich schwer verletzt. Ein Mann war nachts der Navigation seines Handys gefolgt und fuhr plötzlich auf dem Standstrei­fen der A57. Eine Radfahreri­n hat bei einem Sturz schwere Kopfverlet­zungen erlitten – weil ein E-Scooter-Fahrer als „Geisterfah­rer“auf dem falschen Radweg unterwegs war. Hinzu kommen zahlreiche Meldungen von Alleinunfä­llen, zuletzt hat sich jemand einen „offenen Nasenbeibr­uch“zugezogen, wie es in der Meldung heißt. Und jetzt sollen diese E-Scooter wirklich nach Mönchengla­dbach kommen?

Ganz so schlimm, wie die Polizeimel­dungen vermuten lassen, ist es bei der großen Zahl der Nutzer nicht. Wer in Köln wohnt, kann bereits seit Mitte Juni beobachten, was es für eine Stadt bedeutet, wenn plötzlich eine neue Mobilitäts­form die Straßen erobert. Drei Anbieter gibt es in der Stadt, jeder hat Hunderte Roller an den Straßen verteilt. Ein vierter will seine Gefährte bald aufstellen. Und so stehen bereits jetzt an jeder zweiten Ecke einige E-Scooter, mal lehnt einer an der Hauswand, mal stehen sie zwischen Fahrrädern rum, selten versperren sie den Gehweg.

Doch gerade in den ersten Wochen, als alles noch neu und spannend war, sah man die E-Scooter vor allem auf der Straße. Kein Fußgänger, kein Autofahrer, kein Radfahrer konnte nur eine Minute in der Innenstadt unterwegs sein, ohne einem E-Scooter-Fahrer zu begegnen. Inzwischen, so scheint es, ist der erste Hype etwas abgeflaut – alle haben die Teile mal ausprobier­t.

Und viele dürften festgestel­lt haben: Durch die Stadt zu gleiten, ohne sich selbst anstrengen zu müssen, macht wahnsinnig viel Spaß. Doch es ist vor allem eines: teuer. Meist kostet die Fahrt einen Euro Grundgebüh­r plus 15 Cent pro Minute – wobei erste Anbieter die Minutenpre­ise bereits erhöht haben. Wer aufs Geld gucken muss, überlegt sich da zweimal, ob es nicht auch die Bahn oder die günstigen Leihfahrrä­der tun.

Unstrittig ist, dass die Scooter – zumindest in der großen Zahl, in der sie in Köln vorhanden sind – das Stadtbild verändern. Der Platz im Straßenrau­m wird noch etwas enger, wer sein Fahrrad an beliebten Plätzen abstellen will, muss jetzt vielleicht ein paar Meter weiter laufen, um einen guten Platz zu finden. Auch auf den Radwegen machen sich Räder und Scooter Konkurrenz. Was derzeit manchmal für Frust sorgt, könnte mittelfris­tig einen Vorteil haben: Städte haben nun noch mehr Anlass, breitere Fahrradweg­e zu bauen.

Doch wenn man genau hinschaut, sind nicht unbedingt die neuen Gefährte das Problem – sondern ihre Nutzer. Zumindest jene, die sich nicht an die Regeln halten, die da wären: die Scooter nur einzeln benutzen, Gehwege sind tabu, fahren mit mehr als 0,5 Promille im Blut ist nicht erlaubt. Schon mehrfach hat die Kölner Polizei betrunkene­n E-Scooter-Fahrern den Autoführer­schein abgenommen. Täglich werden Bußgelder verteilt, weil Menschen gerne zu zweit auf den Scootern fahren. Und Unfälle gibt es nicht selten, wenn auf Gehwegen gefahren wird. Noch ein Problem: Aus dem Aachener Weiher und dem Rhein wurden weggeworfe­ne E-Scooter geborgen. Stadt, Polizei und Verleiher arbeiten daran, die Lage zu verbessern. Unter anderem sollen Nutzer jetzt Fotos vom Scooter einsenden, wenn sie diesen abgestellt haben.

In Mönchengla­dbach stellt die NEW 100 E-Scooter auf. Das sind auf die Einwohner gerechnet lange nicht so viele wie in Köln. Doch andere Verleiher könnten hinzukomme­n. Dann könnten die Gefährte auch in Mönchengla­dbach Stadtbild und die Mobilität verändern. Am Ende wird es die Sache der Gladbacher sein, wie sie mit den neuen Gefährten umgehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany