Rheinische Post Erkelenz

Nur Martin kann beim GHTC jubeln

Der Slovake gewinnt gegen seinen Trauzeugen und in seinem Doppel – das ist aber die einzige Ausbeute der Gladbacher gegen den Rochusclub Düsseldorf. Die zarten Titelträum­e sind nach der 2:4-Niederlage begraben.

- VON GEORG AMEND

TENNIS-BUNDESLIGA Es ist das TopSpiel zwischen dem Gladbacher HTC und dem Rochusclub Düsseldorf, und diese beiden schenken sich rein gar nichts: Albert Ramos-Vinolas und Marco Trungellit­i bieten bei fast 30 Grad und sengender Sonne Sandplatzt­ennis vom Feinsten. Beide bringen ihre Aufschlags­piele durch, und während Ramos-Vinolas vor allem damit und seinen langen, präzisen Schlägen zum Erfolg kommt, bietet Trungellit­i eine ganze Palette packender Aktionen: Bei einem krachenden Aufschlag muss sich der Balljunge mit einem Sprung hinter die Anzeigetaf­el vor der heransause­nden Filzkugel in Sicherheit bringen, dann hat Ramos-Vinolas gegen die ansatzlose­n Stops kein Mittel. Ab und an bietet der Düsseldorf­er Serve and volley an, dann diktiert er wieder von der Grundlinie oder macht den Punkt am Netz mit einem eingesprun­genen Schmetterb­all.

So unterschie­dlich die beiden Spieler agieren, so ausgeglich­en ist die Partie. Den ersten Satz gewinnt Ramos-Vinolas im Tie-Break, den zweiten Trungellit­i ebenfalls im TieBreak, wobei er das 8:6 mit einem sensatione­llen Stop macht, so dass das Spiel im Match-Tie-Break entschiede­n werden muss. Der Gladbacher führt schnell 3:0, es könnte der erste Einzelsieg des Tages für den GHTC werden, der die Chance auf einen Sieg offenhielt­e. Trungellit­i wirft bei dem Rückstand zum wiederholt­en Male den Schläger auf den Boden und flucht lautstark auf italienisc­h. Er holt sich aber die nächsten beiden Punkte und damit flucht Ramos-Vinolas auf spanisch – Tennis-Bundesliga als Sprachschu­le. Wiederhole­n sollte man die Worte im Urlaub vermutlich dennoch nicht.

Als Trungellit­i den Ball ins Netz schlägt, steht es 5:2 für den Gladbacher, der den nächsten Ball seines Gegners im Aus sieht – der Schiedsric­hter aber nicht. Nachdem nicht nur der und der Spanier, sondern auch dessen Trainer Patrice Hopfe sich den Abdruck des Balles genau angesehen haben, steht es 5:3. Ramos-Vinolas ist davon nur wenig beeindruck­t, kurz darauf hat er beim 8:5 alles in der Hand, nachdem Trungellit­i ein einziges Mal einen Stop ins Netz gelegt hat. Der Italiener punktet dann aber mit einer präzisen Vorhand und anschließe­nd unterläuft dem Gladbacher ein Doppelfehl­er – 8:7. Trotz Aufmunteru­ng aus dem Publikum findet Ramos-Vinolas nun kein Mittel mehr gegen den Düsseldorf­er, der ihn beim Stand von 8:8 überrascht, als er einen langen Schlag an der Grundlinie volley nimmt – 8:9 aus GHTCSicht. Der Spanier muss danach über den zweiten Aufschlag gehen, und den ahnt Trungellit­i voraus und nutzt nach 2:22 Stunden mit einem Return seinen ersten Matchball.

Während Gladbachs Teamchef Henrik Schmidt beiden Spielern für „Tennis der Extraklass­e“dankt und den Zuschauern sagt: „Auf Asche können Sie kein besseres Match erleben“, kämpft neben dem Center Court Andrej Martin um den einzigen Einzelsieg des GHTC an diesem Tag. Vor Ramos-Vinolas hatte schon Adrian Menendez überrasche­nd klar in zwei Sätzen verloren, und auch Aleksandr Nedovyesov musste sich geschlagen geben, allerdings erst im Match-Tie-Break. Nach Break, Re-Break und erneutem Break hat Martin nach gewonnenem ersten Satz auf 5:3 im zweiten Durchgang gestellt, kann die Partie aber nicht mit einem neuerliche­n Break beenden, da Hans Podlipnik-Castillo den ersten Matchball abwehrt. Der Düsseldorf­er hat wie sein italienisc­her Mannschaft­skollege zwischendu­rch mal den Schläger auf den Boden geworfen und dafür eine Verwarnung kassiert. Nachdem Martin seinen zweiten Matchball genutzt hat, ist bei Podlipnik-Castillo aber nichts mehr von Unmut zu spüren, – die

beiden umarmen sich und posieren gemeinsam fürs Siegerfoto. „Die beiden sind beste Freunde, Andrej war sogar der Trauzeuge von Hans Podlipnik-Castillo“, klärt Schmidt auf.

Der Teamchef muss am Ende die zweite Niederlage in Folge und der aktuellen Saison quittieren, da bei den Doppeln nur Menendez/Martin gewinnen. Damit ist die Gladbacher Hoffnung im Meistersch­aftsrennen dahin. „Ja, das ist durch. Wir haben alles probiert, aber gegen einen guten Gegner verloren“, sagt Schmidt. „Wir haben alle Mühen und Kosten auf uns genommen, um Albert Ramos-Vinolas zu bekommen. Er hat nur vier Stunden geschlafen und um 6 Uhr den Flieger genommen. Dafür war er sensatione­ll.“

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FOTO: HENRIK SCHMIDT/GHTC Siegerfoto mit dem Trauzeugen: GHTC-Spieler Andrej Martin (li.) holte gegen seinen besten Freund Hans Podlipnik-Castillo den einzigen Gladbacher Einzelsieg im Bundesliga­spiel gegen den Rochusclub Düsseldorf.

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