Ermittlungen gegen früheren Bahn-Vorstand Homburg
BERLIN Bei der Deutschen Bahn braut sich ein Skandal um Beraterverträge für ein früheres Vorstandsmitglied zusammen. Der langjährige Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg (63) soll im Zentrum der Ermittlungen gegen insgesamt 20 Manager stehen. Das sagten zwei Personen aus Aufsichtsratskreisen unserer Redaktion. Amtierende Vorstände gehörten nicht zu Kreis der Verdächtigen.
Beratertätigkeiten auch für Ex-Vorstände sind nicht ungewöhnlich, müssen jedoch vom Aufsichtsrat genehmigt werden. Das ist in den nun bekannt gewordenen Fällen offenbar unterblieben. Neben einer externen Rechtsanwaltskanzlei seien auch Ermittler der Beratungsfirma EY eingeschaltet worden, um den Sachverhalt aufzuklären, hieß es. Das Honorar, das Homburg erhalten haben soll, liege im sechsstelligen Bereich. Der Manager war von 2009 bis 2015 Vorstandsmitglied der Bahn, ehe er vorzeitig ausschied und für den amtierenden Personenverkehrsvorstand Berthold Huber Platz machte.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zeigte sich überrascht von dem Vorgang und forderte schnellstmögliche Aufklärung. Ein EVG-Sprecher sagte, es müsse jetzt schnell ermittelt werden, an wen und für welche Leistungen wie viel Geld geflossen sei. Das Bundesverkehrsministerium wollte die Vorgänge nicht näher kommentieren und verwies lediglich auf die Mitteilung die Bahn.
Der Bahn-Aufsichtsrat wird sich voraussichtlich Mitte kommender Woche mit dem Fall beschäftigen. Aufsichtsratschef Michael Odenwald versprach: „Ich werde gemeinsam mit dem gesamten Aufsichtsrat dafür sorgen, dass der Sachverhalt ohne Ansehen der Personen vollständig aufgeklärt wird.“
Die Affäre trifft die Bahn zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Der verschuldete Staatskonzern befindet sich inmitten einer Umbruchphase, für die er dringend auf frisches Geld angewiesen ist. Um den massiven Investitionsstau aufzulösen, den die früheren Pläne für einen Börsengang ausgelöst hatten, will Konzernchef Richard Lutz die Auslandstochter Arriva verkaufen.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters haben der US-Finanzinvestor Carlyle und die Deutsche-Bank-Fondstocher DWS Interesse an einer Übernahme der Nahverkehrstochter. Der Bieterprozess solle Mitte Juni starten, sagten vier mit der Sache vertraute Personen. Bewertet werde Arriva mit etwa 3,5 Milliarden Euro. Erste Gebote strebt der Konzern noch vor den Sommerferien an, endgültige Offerten sollen Ende September gemacht werden, sagte einer der Insider.