Kölner Polizei rechtfertigt Vorgehen gegen Muslime
KÖLN (seda) Nach den Vorwürfen zum Polizeieinsatz vom Dienstag am Kölner Hauptbahnhof hat die Polizei reagiert. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob erklärte: „Ich weise die Vorwürfe gegen meine Beamten entschieden zurück, dass ihr Handeln von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geprägt war.“
Am späten Dienstagvormittag hatte die Polizei eine Gruppe junger Männer zwischen 18 und 28 am Hauptbahnhof festgehalten, nachdem diese laut Zeugenaussagen auf dem Vorplatz „Allahu Akbar“(Gott ist groß) gerufen haben sollen und in den Bahnhof gerannt seien. Sie trugen lange Gewänder. Drei der Männer wurden die Hände auf dem Rücken fixiert, sie mussten sich auf den Bauch legen. Bei der Befragung fanden die Beamten keine Hinweise auf eine Straftat. Lediglich in einem Fall stellten die Ermittler ein Einhandmesser sicher.
Der Sprecher der Polizei Köln, Carsten Rust, sagte, dass die Polizisten aufgrund der Kombination mehrerer Faktoren so handeln mussen: die Kleidung, die Rufe und das schnelle Laufen in den Hauptbahnhof hinein. „Die Polizisten mussten binnen Sekunden eine Entscheidung zum Schutz der Bevölkerung und zur Eigensicherung treffen.“
Unklar ist, ob die Männer tatsächlich „Allahu Akbar“gerufen haben. Im Gespräch hätten die jungen Männer laut Rust erklärt, sie seien aus der Moschee gekommen und hätten sich über die Predigt unterhalten. Dabei sei die Formulierung „Allahu Akbar“gefallen.
Nina Mühe, Leiterin von „Claim“, einer Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit, sieht den Einsatz der Polizei kritisch. „Ich möchte mir im konkreten Fall kein Urteil erlauben, aber er zeigt doch eine gewisse Alarmierbarkeit aufgrund äußerlicher Merkmale. Falls sich herausstellen sollte, dass dies die einzigen Gründe für das Vorgehen der Polizei waren, fände ich das höchst problematisch.“Sie fügt hinzu: „Bestimmte Marker wie arabische Sprache oder ein langes Gewand führen dazu, dass Menschen als gefährlich wahrgenommen werden.“
Die Ursachen dafür sieht sie auch in Diskussionen über den Islam: „Das hat auch stark damit zu tun, wie wir über Islam und Muslime debattieren und wie in den Medien darüber berichtet wird, nämlich sehr häufig negativ.“Das Problem für sie: „Der Bevölkerung fehlen dann die positiven Gegenbeispiele, weil sie häufig keinen Kontakt zu Muslimen hat.“