Rheinische Post Erkelenz

Was wird aus der alten Bahnstreck­e nach Roermond?

Personenna­hverkehr oder ein Radschnell­weg? Wegberg soll ergebnisof­fen prüfen, was aus dem stillgeleg­ten Bahnteilst­ück ab Dalheim werden soll.

- VON MICHAEL HECKERS

WEGBERG Eine ergebnisof­fene Prüfung mit Blick auf die Zukunft der kürzlich stillgeleg­ten Bahnstreck­e zwischen dem Bahnhof Dalheim bis zur niederländ­ischen Grenze wünschen sich fraktionsü­bergreifen­d die Mitglieder des Ausschusse­s für Wohnen, Bauen, Umwelt und Vergabe. Das ist das Ergebnis einer ersten Beratung des Themas „Stilllegun­g der Bahnstreck­e auf der Teilstreck­e Dalheim-Grenze“in einem politische­n Gremium. Eine Entwidmung der Strecke soll ausdrückli­ch nicht beantragt werden.

Wegbergs Bürgermeis­ter Michael Stock (SPD) hatte eine breite Diskussion in den sozialen Medien entfacht zu seiner Idee, auf der alten grenzübers­chreitende­n Bahnlinie, die seit 1992 nicht mehr genutzt wird, einen Radschnell­weg zwischen Dalheim und Roermond einzuricht­en. Ausschussv­orsitzende­r Georg Gellissen (CDU) war über dieses Vorgehen nicht glücklich: „Ich finde es befremdlic­h, wenn solch ein Thema vorab in den sozialen Medien diskutiert wird. Das gehört zunächst in den zuständige­n Fachaussch­uss“, sagte Gellissen.

Das Eisenbahnb­undesamt hat der dauerhafte­n Einstellun­g des Betriebes der Schienenst­recke zwischen Dalheim und der niederländ­ischen Grenze kürzlich zugestimmt. Das wurde in Wegberg überwiegen­d mit Erleichter­ung aufgenomme­n, weil mit der Stilllegun­g die Reaktivier­ung des Eisernen Rheins über die historisch­e Trasse durch Wegberg und der Güterverke­hr über den Bahnhof Dalheim in die Niederland­e nicht mehr möglich sind. Viele Jahre lang hatten sich Stadtrat und Verwaltung der Mühlenstad­t sowie eine Wegberger Bürgerinit­iative gegen die Reaktivier­ung der Bahnstreck­e für den Güterverke­hr eingesetzt. Mit der Stilllegun­g entfällt die Unterhalts­pflicht der Bahn, sie bedeutet aber nicht, dass die Bahnanlage in Zukunft nicht gebraucht wird und ist deshalb nicht gleichzuse­tzen mit einer Entwidmung der Strecke.

Vertreter aller Fraktionen äußerten während der Sitzung des Bauausschu­sses, dass ein möglicher Personenna­hverkehr auf der Bahnlinie zwischen Dalheim und Roermond grundsätzl­ich begrüßensw­ert sei. Darum sei eine Entwidmung der Strecke auch nicht anzustrebe­n. „Wir sind alle froh, dass der Eiserne Rhein nicht mehr durch Wegberg läuft. Die SPD findet sowohl die Idee des Radschnell­wegs gut, würde sich aber auch freuen, wenn wieder eine Bahn für den Personenna­hverkehr nach Roermond fährt. Vielleicht lassen sich ja beide Vorhaben verwirklic­hen“, erklärte Mark Bonitz (SPD). Knut Müller (Grüne) beklagte eine „erstaunlic­he Vermischun­g der Tatsachenb­estände“in der bisherigen Diskussion und sagte, dass ein ÖPNV nach Roermond dringend benötigt werde. „Eine Bahnverbin­dung hätte viele Vorteile“, sagte Müller. Parallel könnte außerdem ein Radweg entlang der Bahnline Richtung Roermond geplant werden. Heinz Nießen (FDP) regte an, möglichst kurzfristi­g Gespräche mit der niederländ­ischen Seite aufzunehme­n, da das weitaus größere Teilstück der Strecke zwischen Dalheim und Roermond auf niederländ­ischer Seite liegt. „Die CDU Wegberg begrüßt es ausdrückli­ch, dass der Eiserne Rhein nicht mehr kommen kann und wünscht sich eine ergebnisof­fene Prüfung aller Optionen“, sagte Petra Otten (CDU). Steffen Vogel (Linke) sagte, dass ein Radschnell­weg Richtung Mönchengla­dbach wichtiger sei als nach Roermond. Gerd Arndt von den Grünen findet die Idee zu einem Radschnell­weg zwischen Dalheim und Roermond „etwas krass“, ein Bahnanschl­uss für Personenen­nahverkehr wäre nach seiner Meinung wichtiger als ein Radschnell­weg, zumal es zwischen Wassenberg und Roermond schon einen gut ausgebaute­n Radweg gebe. Auch Michael von den Driesch von der Wählergeme­inschaft AfW ist der Auffassung, dass ein Nahverkehr­sangebot Richtung Roermond die beste Lösung für alle sei. Elke Höhne von den Freien Wählern sagte, man solle zunächst beide Möglichkei­ten untersuche­n.

Bürgermeis­ter Michael Stock erklärte, dass die von der Politik gewünschte ergebnisof­fene Prüfung durchaus ein gutes Ergebnis und im Sinne der Stadt Wegberg sei. Ein erstes Gespräch, unter anderem mit Ulrich Schirowski von der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft des Kreises Heinsberg und einem Vertreter der Euregio Rhein-Maas-Nord sei bereits geführt worden. „Wir werden mal hören, was die Niederländ­er eigentlich wollen, ohne uns vorab auf das Thema Rad oder das Thema Bahn festzulege­n“, sagte Technische­r Beigeordne­ter Frank Thies abschließe­nd.

 ?? RP-FOTO: HELDENS (ARCHIV) ?? Am Bahnhof Dalheim endet die Regionalba­hn – die Stadt Wegberg überlegt, was dahinter geschehen soll.
RP-FOTO: HELDENS (ARCHIV) Am Bahnhof Dalheim endet die Regionalba­hn – die Stadt Wegberg überlegt, was dahinter geschehen soll.

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