Papst hat Mut
Zu „Gott, der Papst und die Versuchung“(RP vom 9. Dezember): Dieser Papst hat Mut, und vielleicht ist er auch klug, so dass er seine Renovierungsbemühungen (um nicht das Wort Reformation zu gebrauchen) vorsichtig ansetzt. Er kämpft gegen einen Klerus an, der in Zeit und Raum fest verwurzelt ist und Deutungshoheit und Pfründen nicht gern aufgibt. Er kritisiert das Herzstück der Liturgie von Katholiken und Protestanten, das zumindest die ältere und mittlere Generation der Menschen in Deutschland Ost und West noch auswendig kann und dessen Text alle Bitten des Menschen an Gott umfassen soll, so zumindest angekündigt im Gottesdienst. Aber wird es von den Betern so verstanden? Mir zumindest kommen viele Fragen, und ich kann der Interpretation von Herrn Söding nicht folgen, denn die Menschen (auch ich) wundern sich, dass ein Gott geneigt sein sollte, sie in Versuchung zu führen. Also warum soll der Text nicht lauten „. . . und bewahre uns vor Versuchungen . . .“? Ebenso denke ich bei der zentralen Bitte „Unser täglich Brot gib uns heute“nicht an das Abendmahl (ich bin evangelisch), sondern erbitte von Gott ein auskömmliches Leben für mich, die Meinen und möglichst alle Menschen. Die deutsche Sprache bietet alle Möglichkeiten, um auch in Nuancen genau auszudrücken, was der Verfasser dieses Gebets sagen wollte. Missverständnisse und Fragen sollten gerade beim einfachen, „kindlichen“Beter nicht aufkommen. Dass der Papst daran zu arbeiten beginnt, ist gut, und hier bin ich auch für gemeinsame Anstrengungen aller christlichen Konfessionen.