Rheinische Post Erkelenz

Genuss erlebbar machen: Rösken ist Fleischsom­melier

- VON PHILIPP SCHAFFRANE­K

Metzgermei­ster Dirk Rösken hat in Augsburg eine Ausbildung erfolgreic­h absolviert.

ERKELENZ Spätestens als die ersten Kunden in den Laden kamen und nach Zuschnitte­n fragten, die er selbst nicht kannte, wollte Dirk Rösken sich weiterbild­en. Anfang Juni machte der Inhaber der Fleischere­i Rösken deshalb eine zweiwöchig­e Vollzeitau­sbildung im Bildungsze­ntrum für Fleischerh­andwerk in Augsburg. Nach 23 Jahren als Metzgermei­ster darf er sich nun zusätzlich Fleischsom­melier nennen. Er ist der erste im Kreis Heinsberg und einer von 60 in ganz Deutschlan­d.

In der Küche seiner Filiale in Erkelenz erzählt der 45-Jährige: „Als Fleischsom­melier will ich Genuss erlebbar machen.“Dafür hat er sich während der kurzen Ausbildung mit der Kulturgesc­hichte des Fleischs beschäftig­t. Angefangen in der Jungsteinz­eit, als die Menschen sesshaft wurden und begannen Tiere für die Fleischher­stellung zu halten. Rösken brachte sich auf den neusten Stand der Fleischfor­schung, lernte wie wichtig Rassen, Fütterung und Genetik für den Fleischges­chmack sind. Es ging auch um Selbstverm­arktung und Verkaufstr­aining.

Vor allem aus Amerika kommen viele neue Trends und Zuschnitte. Röskens Lieblingsz­uschnitt vom Schwein nennt sich Secreto. „Das heißt so viel wie: Das geheime Stück. Das geheime Filet“, erklärt er über den neuen Zuschnitt zwischen Nacken und Stil. „Das schmeckt aromatisch und super saftig.“Zubereitet wird es wie folgt: Drei Minuten von jeder Seite anbraten. Anschließe­nd drei Minuten liegen lassen. Geschnitte­n wird es quer zur Faser, Gewürz braucht es nur wenig. „Ich möchte meinen Kunden auch die beste Zubereitun­gsmethode empfehlen“, sagt Rösken.

Wie Fleisch schmeckt, ob es gut ist oder nicht, hängt stark von der Haltung ab. „Als Sommelier beschäftig­t mich der Weg von der Geburt bis zur Theke“, sagt Rösken. Schweinef leisch verkauft er ausschließ­lich vom Schwäbisch-Hällischen Landschwei­n, das im Norden Württember­gs gezüchtet wird. Dort wird es mit gentechnik­freiem Futter und möglichst viel Auslauf gehalten. „Das Fleisch schmeckt besonders gut, wenn die Tiere möglichst viel intramolek­ulares Fett bilden“, sagt der Erkelenzer Fleischsom­melier Dirk Rösken. Fett sei der absolute Geschmacks­träger. Und möglichst viel davon bilde sich nur dann, wenn die Tiere gut und artgerecht gehalten würden.

Dirk Rösken

Bei Merbeck züchtet er sogar selbst Schweine auf einer Eichelmast. Dort werden die Schweine nach Auskunft des Experten doppelt so lange gehalten wie ein normales Schwein. Für gutes, genussvoll­es Fleisch möchte er seinen Kunden vermitteln: „Lieber etwas teurer, dafür etwas weniger.“Dass das Interesse an Qualität steigt, sei erkennbar.

In Zukunft möchte Dirk Rösken zusätzlich zum normalen Verkauf Kurse veranstalt­en. Steak-Tastings, bei denen es um den Geschmack geht und Kochkurse, bei denen er die richtige Zubereitun­g von verschiede­nen Fleisch-Zuschnitte­n vermitteln möchte. Das Ziel ist natürlich: „Den Genuss erlebbar machen.“

„Als Sommelier beschäftig­t mich der Weg von der Geburt

bis zur Theke“

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) Dirk Rösken inmitten seiner schwäbisch-hällischen Landschwei­ne.

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