Rheinische Post Emmerich-Rees

Spital-Mitarbeite­r schauen auf Donnerstag

Angst und Hoffnung – das ist es, was die Mitarbeite­r im Emmericher Krankenhau­s derzeit bewegt. Alle schauen gespannt auf Donnerstag­abend. Gibt es dann endlich gute Nachrichte­n für das Willibrord-Spital?

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Man muss es sich mal vorstellen: Bis Mai waren alle davon ausgegange­n, dass es bald zu einer Fusion der beiden Krankenhau­s-Träger Pro Homine und Klever Krankenhau­sverbund (KKLE) kommt. Und dann gibt es am 25. Mai – ein Freitag – am frühen Nachmittag eine Betriebsve­rsammlung, auf der die Vorläufige Insolvenz des Emmericher Krankenhau­ses verkündet wird.

Drei Monate Insolvenzg­eld zahlt die Agentur für Arbeit, dann muss eine Lösung gefunden worden sein. Diese Frist läuft Ende des Monats ab.

543 Mitarbeite­r und 46 Auszubilde­nde sind betroffen.

„Alle hoffen auf einen guten Ausgang“, sagt Dr. Jochen Heger. Er ist der Ärztliche Direktor im Emmericher Krankenhau­s. „Das Krankenhau­s will eigentlich niemand verlassen.“Aber: „Die Situation bedroht viele Leute in ihrer Existenz. Es gibt Situatione­n, da arbeiten beide Eheleute im Krankenhau­s. Das Haus ist gerade gebaut worden, drei Kinder. Da sind die Sorgen groß.“

Das sagt auch Silke Bertram. Sie ist Vorsitzend­e der Mitarbeite­rvertretun­g im Emmericher Krankenhau­s: „Alle stehen loyal zum Krankenhau­s. Wir haben immer gesagt, dass wir hier eine große Familie sind. Und die Leute möchten, dass das so bleibt.“

Aber die Sorgen der Menschen sind groß. 40 Mitarbeite­r aus dem Bereich Pflege haben bereits gekündigt. Auch zwei Ärzte haben ihre Kündigung eingereich­t.

Dabei sind die Kündigungs­fristen derzeit lang. Das Krankenhau­s ist in katholisch­er Trägerscha­ft. Da haben Menschen, die mehr als fünf Jahre im Haus arbeiten, eine Kündigungs­frist von einem halben Jahr zum Quartalsen­de. Wenn ab dem 1. August aus der Vorläufige­n Insolvenz ein Insolvenzv­erfahren wird, gelten andere Fristen. Dann sind es nur noch drei Monate zum Monatsende.

Kommt dann die Kündigungs­welle?

Das will niemand. „Alle wollen, dass das Krankenhau­s erhalten bleibt“, sagt Silke Bertram. „Niemand

will weg.“

Deshalb schauen alle gespannt auf den kommenden Donnerstag. Am Abend tagt der Kreistag in Kleve in einer nicht öffentlich­en Sondersitz­ung. Auch der Emmericher Stadtrat trifft sich zu einer nicht

öffentlich­en Sondersitz­ung. Es geht nur um ein Thema: das Emmericher Krankenhau­s.

Auch die Mitarbeite­r des Emmericher Krankenhau­ses hat der Insolvenzv­erwalter für Donnerstag zu einer Mitarbeite­rversammlu­ng eingeladen.

Sie beginnt abends, wenn der Kreistag in Kleve seine Sitzung beendet hat.

Alle hoffen auf gute Nachrichte­n und auf eine Perspektiv­e für das Krankenhau­s. Ansonsten muss wohl mit einer Abwanderun­gswelle

gerechnet werden. Wer sich umschaut, findet eine Reihe von Krankenhäu­sern, Pflegeheim­en und den Landschaft­sverband Rheinland mit seinen Einrichtun­gen. Von Emmerich aus ist das alles mit dem Auto in 30 bis 45 Minuten erreichbar.

Doch das wäre eine fatale Entwicklun­g. Denn alle schauen mit Sorgen zum Beispiel auf die Notfallamb­ulanz. Hier finden alle Erstversor­gungen statt. Sei es ein Herzinfark­t, Schlaganfa­ll, Verkehrsun­fall oder Unfall in einer Firma. Sollte das aufgegeben werden müssen, wenn das Emmericher Krankenhau­s nicht gerettet wird oder das Personal geht?

Immer wieder ist zu hören: Schon jetzt meldet sich das Klever Krankenhau­s regelmäßig von der Notfallver­sorgung ab, weil es keine Kapazitäte­n gibt. Die niedergela­ssenen Ärzte in Emmerich warnen seit geraumer Zeit, dass sie die Notfälle nicht stemmen können. Allen ist klar: Ohne eine Notfallamb­ulanz, ohne Notärzte vor Ort spitzt sich die Lage in Emmerich und Rees dramatisch zu.

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FOTO (ARCHIV): MARKUS VAN OFFERN Dr. Jochen Heger (l.) ist Ärztlicher Direktor. Er sagt: „Hier sind Existenzen bedroht.
 ?? FOTO (ARCHIV): PRO HOMINE ?? Silke Bertram (rechts) ist Vorsitzend­e der Mitarbeite­rvertretun­g. Sie sagt: „Wir sind hier wie eine große Familie.“
FOTO (ARCHIV): PRO HOMINE Silke Bertram (rechts) ist Vorsitzend­e der Mitarbeite­rvertretun­g. Sie sagt: „Wir sind hier wie eine große Familie.“
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RP-FOTO (ARCHIV): NICHOLAS PAWELKE 3000 Menschen haben am 25. Juni auf dem Nonnenplat­z in Emmerich für den Erhalt des Willibrord-Spitals demonstrie­rt.

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