Spital-Mitarbeiter schauen auf Donnerstag
Angst und Hoffnung – das ist es, was die Mitarbeiter im Emmericher Krankenhaus derzeit bewegt. Alle schauen gespannt auf Donnerstagabend. Gibt es dann endlich gute Nachrichten für das Willibrord-Spital?
Man muss es sich mal vorstellen: Bis Mai waren alle davon ausgegangen, dass es bald zu einer Fusion der beiden Krankenhaus-Träger Pro Homine und Klever Krankenhausverbund (KKLE) kommt. Und dann gibt es am 25. Mai – ein Freitag – am frühen Nachmittag eine Betriebsversammlung, auf der die Vorläufige Insolvenz des Emmericher Krankenhauses verkündet wird.
Drei Monate Insolvenzgeld zahlt die Agentur für Arbeit, dann muss eine Lösung gefunden worden sein. Diese Frist läuft Ende des Monats ab.
543 Mitarbeiter und 46 Auszubildende sind betroffen.
„Alle hoffen auf einen guten Ausgang“, sagt Dr. Jochen Heger. Er ist der Ärztliche Direktor im Emmericher Krankenhaus. „Das Krankenhaus will eigentlich niemand verlassen.“Aber: „Die Situation bedroht viele Leute in ihrer Existenz. Es gibt Situationen, da arbeiten beide Eheleute im Krankenhaus. Das Haus ist gerade gebaut worden, drei Kinder. Da sind die Sorgen groß.“
Das sagt auch Silke Bertram. Sie ist Vorsitzende der Mitarbeitervertretung im Emmericher Krankenhaus: „Alle stehen loyal zum Krankenhaus. Wir haben immer gesagt, dass wir hier eine große Familie sind. Und die Leute möchten, dass das so bleibt.“
Aber die Sorgen der Menschen sind groß. 40 Mitarbeiter aus dem Bereich Pflege haben bereits gekündigt. Auch zwei Ärzte haben ihre Kündigung eingereicht.
Dabei sind die Kündigungsfristen derzeit lang. Das Krankenhaus ist in katholischer Trägerschaft. Da haben Menschen, die mehr als fünf Jahre im Haus arbeiten, eine Kündigungsfrist von einem halben Jahr zum Quartalsende. Wenn ab dem 1. August aus der Vorläufigen Insolvenz ein Insolvenzverfahren wird, gelten andere Fristen. Dann sind es nur noch drei Monate zum Monatsende.
Kommt dann die Kündigungswelle?
Das will niemand. „Alle wollen, dass das Krankenhaus erhalten bleibt“, sagt Silke Bertram. „Niemand
will weg.“
Deshalb schauen alle gespannt auf den kommenden Donnerstag. Am Abend tagt der Kreistag in Kleve in einer nicht öffentlichen Sondersitzung. Auch der Emmericher Stadtrat trifft sich zu einer nicht
öffentlichen Sondersitzung. Es geht nur um ein Thema: das Emmericher Krankenhaus.
Auch die Mitarbeiter des Emmericher Krankenhauses hat der Insolvenzverwalter für Donnerstag zu einer Mitarbeiterversammlung eingeladen.
Sie beginnt abends, wenn der Kreistag in Kleve seine Sitzung beendet hat.
Alle hoffen auf gute Nachrichten und auf eine Perspektive für das Krankenhaus. Ansonsten muss wohl mit einer Abwanderungswelle
gerechnet werden. Wer sich umschaut, findet eine Reihe von Krankenhäusern, Pflegeheimen und den Landschaftsverband Rheinland mit seinen Einrichtungen. Von Emmerich aus ist das alles mit dem Auto in 30 bis 45 Minuten erreichbar.
Doch das wäre eine fatale Entwicklung. Denn alle schauen mit Sorgen zum Beispiel auf die Notfallambulanz. Hier finden alle Erstversorgungen statt. Sei es ein Herzinfarkt, Schlaganfall, Verkehrsunfall oder Unfall in einer Firma. Sollte das aufgegeben werden müssen, wenn das Emmericher Krankenhaus nicht gerettet wird oder das Personal geht?
Immer wieder ist zu hören: Schon jetzt meldet sich das Klever Krankenhaus regelmäßig von der Notfallversorgung ab, weil es keine Kapazitäten gibt. Die niedergelassenen Ärzte in Emmerich warnen seit geraumer Zeit, dass sie die Notfälle nicht stemmen können. Allen ist klar: Ohne eine Notfallambulanz, ohne Notärzte vor Ort spitzt sich die Lage in Emmerich und Rees dramatisch zu.