Rheinische Post Emmerich-Rees

Wollen die Nachbarn einen Nationalpa­rk?

Befürworte­r hoffen darauf, einen Internatio­nalpark zu erschaffen, der auch Flächen in den Niederland­en umfasst, etwa den Sint Jansberg. Doch wie blickt die Politik in der Provinz Gelderland auf die Pläne? Wir haben uns umgehört.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

ARNHEIM Die Debatte rund um einen Nationalpa­rk im Reichswald wird immer kontrovers­er. Zwischen Befürworte­rn und Gegnern dürften mittlerwei­le alle Argumente ausgetausc­ht sein, die betroffene­n Kommunen haben sich positionie­rt, zeitnah soll der Kreistag in Kleve über eine Bewerbung entscheide­n. Sollte die Politik grünes Licht geben, würden die Unterlagen ans Ministeriu­m nach Düsseldorf geschickt werden.

Immer wieder wurde die Idee geäußert, den Nationalpa­rk auf deutschen und niederländ­ischen Flächen zu erschaffen. Bürger haben gar die Initiative „Internatio­nalpark Reichswald“gegründet. Und als NRW-Umweltmini­ster Oliver Krischer (Grüne) Anfang Januar im Klever Kolpinghau­s für einen Nationalpa­rk warb, war auch Henny Brinkhof vom niederländ­ischen Verband Natuurmonu­menten mit dabei. Der Mann aus Groesbeek gab sich euphorisch mit Blick auf den Vorschlag – vor allem die Biodiversi­tät könne profitiere­n, und zwar auf beiden Seiten der Grenze, so der Niederländ­er. Es geht um 5000 Hektar Reichswald-Fläche, weitere 4000 Hektar kämen in den Niederland­en infrage. So könnten im Königreich etwa die Gebiete Sint Jansberg, Mookerheid­e oder Koningsven infrage kommen.

Sollte ein möglicher Nationalpa­rk tatsächlic­h ein internatio­nales Projekt werden, müsste sich die Landesregi­erung mit den benachbart­en Provinzen Limburg und Gelderland ins Benehmen setzen. Doch was hält die Politik in den Niederland­en von den deutschen Bestrebung­en? Wir haben uns in Gelderland umgehört. Zum Hintergrun­d: Bei der Wahl im Frühjahr 2023 erlebte die Region einen Rechtsruck, zur stärksten Kraft wurde die Protestpar­tei BoerBurger­Beweging mit 23,59 Prozent der Stimmen. Sie führt nun eine Mitte-Rechts-Koalition an, zu der auch die rechtslibe­rale VVD, die christdemo­kratische CDA sowie die beiden strengchri­stlichen Parteien ChristenUn­ie und SGP zählen.

Mark Roerdink, Abgeordnet­er („Statenlid“) der BBB, verweist darauf, dass es im Königreich bereits mehr als 160 Natura 2000-Gebiete gibt, die unter strengem Schutz stehen. Dieser setzt Landwirte unter Druck, den Stickstoff-Ausstoß in der näheren Umgebung zu minimieren – entspreche­nde Regierungs­pläne hatten in den vergangene­n Jahren für landesweit­e Proteste von Bauern gesorgt. „Unsere Landwirte sind dadurch derzeit in großen Schwierigk­eiten“, sagt Roerdink. Und: „In den Niederland­en gibt es deutlich

Idee vorlegen, werde man sich aber damit befassen. Der Liberale weist zudem darauf hin, dass die Frage eines Nationalpa­rks vom Umweltmini­ster in Den Haag angestoßen werden müsste. „Der Umweltmini­ster würde eine Entscheidu­ng aber „Da müssten gute Absprachen gemacht werden, schließlic­h sollen auch Bauern Geld verdienen.“Eine Herausford­erung könnte es sein, die Regeln, die beide Länder mit Blick auf Naturschut­zgebiete haben, anzugleich­en, so der D66-Chef.

Lester van der Pluijm von der Tierschutz­partei sagt: „Auf jeden Fall stehen wir der Vernetzung der Natur über Ländergren­zen hinweg positiv gegenüber. Es ist eine Chance, die Natur robuster zu machen, indem Mookerheid­e, Jansberg und Koningsven in den Reichswald einbezogen werden. Natur und Tiere halten sich nicht an Landesgren­zen.“Aber er habe auch Zweifel. Es müsse geklärt werden, wie sich die Unterschie­de in der Naturgeset­zgebung auswirken. „Ökologisch­e Vernetzung ist wichtig, aber wie wird zum Beispiel mit dem Wolf umgegangen? In Deutschlan­d ist der Abschuss derzeit möglich, während dies in den Niederland­en nicht der Fall ist“, sagt van der Pluijm. Ein internatio­naler Park dürfe nicht zu einer schwächere­n Naturgeset­zgebung führen, so der Provinzpol­itiker.

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FOTO: MVO Eine Bürgerinit­iative will aus dem Reichswald einen deutsch-niederländ­ischen Nationalpa­rk machen. Euphorie gibt es im Nachbarlan­d aber kaum.

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