Niederländer dürfen mit Paintballpistolen auf Wölfe schießen
Im Nationalpark De Hoge Veluwe sollen die Tiere mit Hilfe von Farbpatronen erschreckt werden. Ein Gericht hat nun grünes Licht gegeben.
Es ist ein juristischer Erfolg für die Provinz Gelderland im Konflikt mit einer Tierschutzorganisation: Ab sofort darf im Nationalpark De Hoge Veluwe auf einen oder mehrere Wölfe mit einer Paintballpistole geschossen werden. So sollen sie erschreckt werden. Das entschied nun ein Gericht in Utrecht. Hintergrund ist, dass ein Gutachter festgestellt hat, dass Wölfe in dem 5400 Hektar großen Naturschutzgebiet „abweichendes Verhalten“zeigen, das eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen könne.
Die Provinz habe hinreichend dargelegt, dass es keine passenden
Alternativen zum Gebrauch der Paintball-Waffe gebe, so das Gericht. In der Vergangenheit hatten Richter den Plan der Provinz noch gekippt, weil die Argumentation nicht umfassend genug gewesen sei. Doch Schreien oder Klatschen erschrecke den Wolf nicht ausreichend, der Einsatz von Pfefferspray könne die Augen des Tieres schädigen, hieß es nun. Und es gibt in der Hoge Veluwe mindestens eine Wölfin, die Radfahrer und Spaziergänger aufsucht und sich sogar fotografieren lässt. Dieser Wolf wird dem Gutachten zu Folge immer mutiger.
Die Tatsache, dass die Wölfin weniger Angst vor Menschen hat, bedeutet aber nicht, dass das Tier nicht aggressiv werden und Menschen
beißen könne, so ein Experte der Universität Ljubljana in Slowenien, der von der Kammer ebenfalls konsultiert worden war. Unklar ist allerdings, ob es immer der gleiche Wolf ist, der für Aufsehen sorgt.
In der Hoge Veluwe sollen schätzungsweise sieben Rudel leben. Problematisch ist nicht nur, dass die Tiere der menschlichen Zivilisation näher kommen und Nutztierhalter über Risse klagen. Revierförster monieren auch, dass die Natur unter den Raubtieren leidet. Wo einst große Heideflächen waren, kommt immer öfter Nadelgehölz hoch. Der Wolf hat in den vergangenen Jahren nämlich Mufflons aus dem Park vertrieben, die fürs Okosystem wichtig sind. Auch der Bestand der Rehe und
Hirsche ist rückläufig.
Zuletzt hatte ein Video im Nachbarland für Aufsehen gesorgt, auf dem zu sehen ist, wie zwei Wolfsrudel ihr Revier erbittert verteidigen. In der Dunkelheit erscheinen entlang eines Zauns links vier Wölfe und rechts zwei Wölfe. Sie schlagen, kratzen und springen gegen das zwei Meter hohe Gitter, die Rudel sorgen für Lärm. Dann erscheint ein weiterer Wolf auf der Bildfläche. Das Tier läuft am Zaun entlang, auf eine kleine Anhöhe, um über den Zaun zu klettern und sich dem Rudel anzuschließen. Die Aufnahmen hatten bei einigen Menschen für Angst gesorgt. Wolfsexperten aber sind der Meinung, dass es sich um natürliches Verhalten handele.