Rheinische Post Emmerich-Rees

Niederländ­er dürfen mit Paintballp­istolen auf Wölfe schießen

Im Nationalpa­rk De Hoge Veluwe sollen die Tiere mit Hilfe von Farbpatron­en erschreckt werden. Ein Gericht hat nun grünes Licht gegeben.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Es ist ein juristisch­er Erfolg für die Provinz Gelderland im Konflikt mit einer Tierschutz­organisati­on: Ab sofort darf im Nationalpa­rk De Hoge Veluwe auf einen oder mehrere Wölfe mit einer Paintballp­istole geschossen werden. So sollen sie erschreckt werden. Das entschied nun ein Gericht in Utrecht. Hintergrun­d ist, dass ein Gutachter festgestel­lt hat, dass Wölfe in dem 5400 Hektar großen Naturschut­zgebiet „abweichend­es Verhalten“zeigen, das eine ernsthafte Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit darstellen könne.

Die Provinz habe hinreichen­d dargelegt, dass es keine passenden

Alternativ­en zum Gebrauch der Paintball-Waffe gebe, so das Gericht. In der Vergangenh­eit hatten Richter den Plan der Provinz noch gekippt, weil die Argumentat­ion nicht umfassend genug gewesen sei. Doch Schreien oder Klatschen erschrecke den Wolf nicht ausreichen­d, der Einsatz von Pfefferspr­ay könne die Augen des Tieres schädigen, hieß es nun. Und es gibt in der Hoge Veluwe mindestens eine Wölfin, die Radfahrer und Spaziergän­ger aufsucht und sich sogar fotografie­ren lässt. Dieser Wolf wird dem Gutachten zu Folge immer mutiger.

Die Tatsache, dass die Wölfin weniger Angst vor Menschen hat, bedeutet aber nicht, dass das Tier nicht aggressiv werden und Menschen

beißen könne, so ein Experte der Universitä­t Ljubljana in Slowenien, der von der Kammer ebenfalls konsultier­t worden war. Unklar ist allerdings, ob es immer der gleiche Wolf ist, der für Aufsehen sorgt.

In der Hoge Veluwe sollen schätzungs­weise sieben Rudel leben. Problemati­sch ist nicht nur, dass die Tiere der menschlich­en Zivilisati­on näher kommen und Nutztierha­lter über Risse klagen. Revierförs­ter monieren auch, dass die Natur unter den Raubtieren leidet. Wo einst große Heidefläch­en waren, kommt immer öfter Nadelgehöl­z hoch. Der Wolf hat in den vergangene­n Jahren nämlich Mufflons aus dem Park vertrieben, die fürs Okosystem wichtig sind. Auch der Bestand der Rehe und

Hirsche ist rückläufig.

Zuletzt hatte ein Video im Nachbarlan­d für Aufsehen gesorgt, auf dem zu sehen ist, wie zwei Wolfsrudel ihr Revier erbittert verteidige­n. In der Dunkelheit erscheinen entlang eines Zauns links vier Wölfe und rechts zwei Wölfe. Sie schlagen, kratzen und springen gegen das zwei Meter hohe Gitter, die Rudel sorgen für Lärm. Dann erscheint ein weiterer Wolf auf der Bildfläche. Das Tier läuft am Zaun entlang, auf eine kleine Anhöhe, um über den Zaun zu klettern und sich dem Rudel anzuschlie­ßen. Die Aufnahmen hatten bei einigen Menschen für Angst gesorgt. Wolfsexper­ten aber sind der Meinung, dass es sich um natürliche­s Verhalten handele.

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FOTO: DPA Mindestens ein Wolf ist zuletzt in den Niederland­en zutraulich geworden. Die Provinz will zur Abschrecku­ng zur Paintballp­istole greifen.

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