Rheinische Post Emmerich-Rees

Kaum Vorankomme­n beim Radwegebau

Vom Ruhrschnel­lweg mit 118 Kilometern Länge sind nur sieben gebaut. Das Land räumt Genehmigun­gsschwieri­gkeiten und zu lange Planungsve­rfahren ein – und setzt zur Beschleuni­gung nun auf Gesprächsk­reise und Arbeitsgru­ppen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF

Essen, das allerdings zu schmal und teils nicht asphaltier­t ist und deshalb nur als Provisoriu­m gilt.

Auf den anderen sechs Schnellweg­en sieht es noch düsterer aus. Beim RS2 (Westmünste­rland) in der Heimat des früheren Verkehrsmi­nisters und heutigen Ministerpr­äsidenten Hendrik Wüst (CDU) ist derzeit noch völlig offen, wie der Weg überhaupt verlaufen soll. Die ursprüngli­chen Pläne, den Weg entlang einer ehemaligen Bahntrasse zu führen, konkurrier­en mit dem Vorhaben der Bahn, alte Strecken zu reaktivier­en.

Der RS3 (Ostwestfal­en-Lippe) befindet sich in der Vorplanung. Frühester Baubeginn für den Abschnitt zwischen Löhne und Bad Oeynhausen ist 2025. Auch im Raum Aachen (RS4 – Euregiosch­nellweg) ist man noch mit den Vorplanung­en beschäftig­t. Hier erfolgt der erste Spatenstic­h sogar erst im Jahr 2027. Im kommenden Jahr geht es dagegen wohl schon in der Nachbarsch­aft der Landeshaup­tstadt los: Der RS5 (Neuss-Düsseldorf-Langenfeld) erhält dank der herannahen­den Landesgart­enschau 2026 sein erstes Teilstück in Neuss. Weil sich die Düsseldorf­er und Langenfeld­er Lokalpolit­ik allerdings noch nicht auf eine Streckenfü­hrung einigen konnten, macht das Ministeriu­m zu dessen weiterem Verlauf keine Angaben.

Der RS6 soll perspektiv­isch einmal Köln und Frechen verbinden. Bislang ist das Projekt auch hier nicht über die Vorplanung­en hinausgeko­mmen. Frühester Baubeginn wäre 2026. Zeitlich völlig offen auch die Situation beim RS7 für das mittlere Ruhrgebiet, auf dem Stadtgebie­t von Gladbeck, Bottrop und Essen. Zu einer Zeitschien­e könnten keine konkreten Aussagen getroffen werden.

Entspreche­nd kommentier­te Dudas, der Bericht kündige ein Scheitern der Landesregi­erung an den eigenen Ansprüchen an. „Zu langsam bei Planung und Bau der Radschnell­wege, zu wenig Geld, unklare Kosten, fehlende Trassenabs­timmung in den Kommunen und zu wenig Personal sind die Kernproble­me, für die nicht ansatzweis­e Lösungen aufgezeigt werden.“Christof Rasche, verkehrspo­litischer Sprecher der FDP, sprach von einer fortgesetz­ten Bremsklotz­Mentalität der Landesregi­erung.

Projekte Zusätzlich zu den sieben landeseige­nen Radschnell­wegen hat die Stadt Monheim mit Landesförd­erung einen eigenen auf den Weg gebracht.

Anforderun­gen Breiten von zwei bis drei Metern pro Fahrtricht­ung, direkte Linienführ­ung, Trennung zwischen Fuß- und Radverkehr, überwiegen­de Vorfahrt an Kreuzungen und hohe Qualität beim Belag.

„Von einem grünen Verkehrsmi­nister würde man erwarten, dass er den Ausbau des Radwegenet­zes maßgeblich beschleuni­gt. Aber beim Radwegebau wird nur geruht, gebremst und verzögert. Das Ziel von Schwarz-Grün, 1000 Kilometer neuer Radwege bis 2027 zu bauen, ist schon jetzt nicht mehr erreichbar.“

Krischer dämpft mit seinem Bericht Erwartunge­n an schnelles Tempo, indem er vorsorglic­h darauf hinweist, dass „auf notwendige, zeitintens­ive Genehmigun­gsverfahre­n“wie Planfestst­ellungsver­fahren, aber auch Genehmigun­gen bei Kommunen, Kreisen oder der Bahn in der Regel „kein Einfluss im Sinne einer Beschleuni­gung genommen werden“könne. Die bei den regionalen Niederlass­ungen des Landesbetr­iebs Straßen NRW geplanten „Arbeitsgru­ppen Radverkehr“haben demnach die Arbeit noch nicht aufgenomme­n. Die organisato­rische Anpassung stehe aber kurz vor dem Abschluss, heißt es im Bericht.

Ein Indiz dafür, dass es alles andere als rund läuft, liefern aber auch bereits tagende Gremien: Die halbjährli­chen Gesprächsr­unden von Ministeriu­m, Straßen NRW und den Kommunen beschäftig­ten sich vor allem mit „Hinderniss­en und potenziell­en Verzögerun­gen im Planungsab­lauf“. Und auch bei den Netzwerktr­effen mit rund 120 Experten aus den Straßenbau­verwaltung­en, Umweltfach­behörden und den Interessen­verbänden ginge es vor allem um eins: Planungshe­mmnisse.

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FOTO: ANNE ORTHEN Auch der Fahrradweg von Hamm nach Volmerswer­th in Düsseldorf soll zum Radschnell­weg werden.

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