Rheinische Post Emmerich-Rees

Schule an der Hoffmannal­lee wird abgerissen

60 Millionen Euro kostet der Neubau für die Joseph-Beuys-Gesamtschu­le in Kleve. Dafür muss die alte Realschule fast komplett weichen. Der Abriss hat jetzt begonnen: Ende Mai sind die meisten Bauten hier Geschichte. Dann kann der Neubau beginnen.

- VON MATTHIAS GRASS

Der Greifarm des schweren olivfarben­en Baggers pflückt die Fassadenel­emente aus Aluminium von der Außenwand der alten Realschule an der Hoffmannal­lee, als seien sie Papier. Mit einem Ruck schlägt der Ausleger erneut in die Fassade, hinterläss­t einen tiefen Riss und drückt ein Fenster auf. Es ist der erste Angriff des schweren Geräts auf den länglichen Trakt zwischen dem Neubau aus dem Jahre 2010 und der ehemaligen Hausmeiste­rwohnung: Der Abriss der alten Schule hat begonnen, Ende Mai soll die große Fläche zwischen Triftstraß­e und Hoffmannal­lee leer geräumt sein.

Nur der Altbau aus dem 19. Jahrhunder­t an der Hoffmannal­lee und der Bau aus dem Jahr 2010 mit seinen bunten Fassadente­ilen mitten auf dem Schulhof bleiben stehen. Alles andere muss weichen: der längliche Trakt mit den naturwisse­nschaftlic­hen Räumen, die Klassentra­kte, die einstige Aula, die einstige Verwaltung. Und auch der Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg unter der Erde wird zertrümmer­t und abgeräumt. Der Boden, der hier nach dem Krieg fast eineinhalb Meter aufgeschüt­tet wurde, wird abgeschobe­n. Danach kommt der Kampfmitte­lräumdiens­t – und dann kann der Hochbau beginnen. 2025 soll hier eine komplett neue Schule mit einem wunderbar von außen restaurier­ten und von innen modernisie­rten Altbau, der auch die Stadt hier aufwertet, entstehen: Die Joseph-Beuys-Gesamtschu­le wird dann hier ihr endgültige­s Domizil haben.

„Wir möchten, dass die Jungen und Mädchen, die sich jetzt an der BeuysGesam­tschule anmelden, nach der siebten Klasse in diese schöne neue Schule einziehen können“, sagt Bürgermeis­ter

Wolfgang Gebing. Er sitzt zusammen mit Beuys-Schulleite­r Christoph Riedl im Führerhaus des Baggers und rupft die ersten Alu-Teile von der Fassade, die frisch saniert wie neu aussieht, aber im Grunde nur den alten Bau kaschiert. Die beiden schlagen mit dem Greifarm auch etwas ungelenk den Riss in die Fassade. Es ist der symbolisch­e Angriff auf die Bausubstan­z, der zeigt: Jetzt startet auch der Aufbau, der Ausbau und die Sanierung der Joseph-BeuysGesam­tschule. „Wir wollen zeigen: Auch hier oben an der Hoffmannal­lee

geht es weiter, die Joseph-BeuysGesam­tschule wird künftig nicht nur gute Pädagogik und engagierte Lehrer haben, sie wird auch gute neue Räume bekommen“, sagt Gebing. Riedl ist begeistert: „Ich finde es toll, dass es für unsere Schule jetzt endlich richtig losgeht“.

„Alles kommt weg – dort kommt das neue Entrée der Schule hin, mit Mensa“, sagt Georg Hoymann, Geschäftsf­ührer des Gebäudeman­agements der Stadt Kleve (GSK). Er trägt einen weißen Helm auf dem Kopf und weist mit den Armen in alle Richtungen auf dem Gelände. Vor dem Bau im Norden wird es einen gläsernen Laubengang geben, es fügen sich zwei weitere Klassentra­kte an, zur Triftsraße hin wird eine Zweifachsp­orthalle halb in der Erde versenkt. Die Halle kann in drei Abschnitte geteilt werden. Ein unterirdis­cher Gang wird sie mit einem weiteren Gymnastik-Raum unter dem Nachbargeb­äude verbinden, wo auch die Umkleideka­binen sind. In dem Bereich muss auch der unterirdis­che Bunker entfernt werden.

Das Karree der Lindenbäum­e mitten auf dem Schulhof soll erhalten bleiben. Das Souterrain des Altbaus wird zum Schulhof wieder ein Erdgeschos­s werden, wenn der Kriegsschu­tt abgeräumt ist. Die Giebel des Altbaus werden aufwendig saniert, der Bau bekommt einen zweiten Fluchtweg und einen Aufzug und eine moderne Einrichtun­g, erklärt GSK-Projektlei­ter Dietmar Vervoorst.

60 Millionen Euro wird die Schule gekostet haben, wenn sie 2025 fertig werden sollte und die BeuysGesam­tschule dann ihre Interimsst­andorte räumen und an diesen

zentralen Ort einziehen kann. Es wird dann die modernste Schule mit einem schönen Stück Historie in Kleve sein.

Allerdings machen die Zahlen schwindlig, mit denen im Klever Schulbau jongliert werden muss: Bis zu 200 Millionen Euro stehen auf der Soll-Seite, wenn alle weiterführ­enden Schulen und die Grundschul­en mit den OGS fertig sind. Die Schulden müssen dann Jahr für Jahr bedient, abgeschrie­ben und abgezahlt werden – und stellen trotzdem eine Investitio­n in die Zukunft dar.

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GRAFIK: STADT KLEVE So soll die Schule nach Plänen von sic-Architekte­n aussehen: Links der Altbau, rechts die teils in der Erde versenkte Sporthalle, dazwischen die neuen Schultrakt­e.
 ?? ?? Bürgermeis­ter Wolfgang Gebing (links) und Schulleite­r Christoph Riedl im Bagger: Der Abriss kann beginnen.
Bürgermeis­ter Wolfgang Gebing (links) und Schulleite­r Christoph Riedl im Bagger: Der Abriss kann beginnen.
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RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN Der schmale Trakt wird zuerst abgerissen.

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