Noch mehr Windkraft für Kalbeck
Vier Windräder stehen bereits auf der Fläche, drei weitere sollen dazukommen.
WEEZE Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben noch einmal die Bestrebungen beschleunigt, unabhängiger von Energieimporten zu werden. Doch dass es durchaus dauern kann, bis Windräder stehen, ist derzeit in Kalbeck zu erleben. Hier will das Haus Kalbeck drei weitere Windräder errichten und ist auf einem guten Weg. 2020 wurde der Antrag auf Erweiterung des Flächennutzungsplanes gestellt. Es gab das Okay der Gemeinde, auch die Bezirksregierung hat die Pläne genehmigt.
Wie berichtet, gibt es in der Gegend bereits eine Konzentrationsfläche für Windenergie. Dort stehen vier Anlagen. Jetzt sollen zwei Höfe in der angrenzenden Fläche aufgegeben werden. Damit fallen die Tabukriterien weg, die bislang eine Ausweisung für Windkraft verhindert haben, da der Abstand zu den Häusern nicht groß genug gewesen wäre.
Jetzt muss der Kreis Kleve noch eine Befreiung erteilen, weil der Landschaftsplan dort keine Windräder vorsieht. Max von Elverfeldt geht davon aus, dass im Frühjahr 2023 die Genehmigung für den Bau der Räder vorliegen könnte. Danach könne man das Projekt ausschreiben und die Räder bestellen. Dann sei man wieder ein Jahr weiter. „Vor 2024 wird das hier nichts werden mit den neuen Windrädern“, sagt er.
Wenn es schon bei Windrädern gegen die es im Grunde keine Bedenken gebe, mehrere Jahre dauere bis sie stehen fragt er sich, wie die Vorgaben der Energiewende bis 2030 zu erfüllen sein sollen.
Weeze, da ist von Elverfeldt sicher, ist bei den erneuerbaren Energien längst auf einem guten Weg. Bereits jetzt würde jedes der Windräder acht Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Die neuen Windräder sind sogar noch leistungsfähiger und produzieren in guten Jahren mehr als neun Millionen Kilowattstunden.
Die Anlagen sollen sich im Aussehen an den bestehenden Windrädern orientieren. Die hat die Firma Enercon gefertigt. Allerdings werden die neuen Anlagen etwas höher werden. Die Windmühlen in Kalbeck haben derzeit eine Höhe von 207 Metern, die neuen werden etwa 220 Meter in die Höhe ragen. Die Betontürme werden die identische Höhe haben, allerdings haben die neuen Exemplare größere Rotoren von 138 Metern Durchmesser, die „Alt-Anlagen“kommen auf 115 Meter. Zusammen mit dem Strom aus der Riesen-Photovoltaik-Anlage am Airport und der schwimmenden Solaranlage in Vorsealer übersteigt die produzierte Energie längst den Bedarf der 11.000-Einwohner-Gemeinde. Schon jetzt werden 133,8 Prozent der Energie auf regenerativem Weg erzeugt. Für von Elverfeldt ist es daher auch unverständlich, warum nicht angesichts des positiven Beispiels
weitere Solaranlagen auf Wasserflächen gebaut werden.
Dass die Energiepreise bereits Ende des vergangenen Jahres in die Höhe gegangen sind, hat in Weeze zumindest eine positive Seite. Dadurch wurde auch mehr Geld über die Windräder für die Stiftung „Jetzt Weeze“erwirtschaftet. Eigentlich war 2021 nämlich ein eher windarmes Jahr, durch den steigenden Preis konnte das ausgeglichen werden und so bekam die Stiftung jetzt wieder einen stattlichen Scheck über 110.000 Euro. Das Geld setzt sich aus Spenden der Häuser Kalbeck und Wissen sowie dem Ertrag der Windräder im Baaler Bruch zusammen. Hinzu kommt in diesem Jahr noch eine Spende von 10.000 Euro, mit der die Stiftung Geflüchteten aus der Ukraine, die jetzt in Weeze sind, unbürokratisch helfen möchte.
Durch die neue Summe sind bereits gut 500.000 Euro an Spenden für die Stiftung zusammengekommen. Für Max von Elverfeldt ist das noch einmal ein deutlicher Beleg dafür, dass das Konzept zum Bürgerwind in Weeze richtig war. „Ursprünglich gab es die Idee von Anteilen, die Bürger erwerben sollten, aber davon hätte nur ein Teil profitiert. Jetzt drehen sich die Windräder quasi für ganz Weeze“, sagte er. Mit dem Geld unterstützt die Stiftung Organisationen, Vereine, Einzelpersonen oder konkrete Projekte. Die DLRG bekam darüber beispielsweise ein neues Fahrzeug, das gleich an der Ahr bei der Flut zum Einsatz kam. Auch die Tierschule im Tierpark wurde daraus finanziert oder der Mountainbike-Park in Wemb. Das Weezer Modell des Bürgerwindparks sei inzwischen Vorbild für andere Kommunen, so von Elverfeldt.