Rheinische Post Emmerich-Rees

Noch mehr Windkraft für Kalbeck

Vier Windräder stehen bereits auf der Fläche, drei weitere sollen dazukommen.

- VON SEBASTIAN LATZEL

WEEZE Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben noch einmal die Bestrebung­en beschleuni­gt, unabhängig­er von Energieimp­orten zu werden. Doch dass es durchaus dauern kann, bis Windräder stehen, ist derzeit in Kalbeck zu erleben. Hier will das Haus Kalbeck drei weitere Windräder errichten und ist auf einem guten Weg. 2020 wurde der Antrag auf Erweiterun­g des Flächennut­zungsplane­s gestellt. Es gab das Okay der Gemeinde, auch die Bezirksreg­ierung hat die Pläne genehmigt.

Wie berichtet, gibt es in der Gegend bereits eine Konzentrat­ionsfläche für Windenergi­e. Dort stehen vier Anlagen. Jetzt sollen zwei Höfe in der angrenzend­en Fläche aufgegeben werden. Damit fallen die Tabukriter­ien weg, die bislang eine Ausweisung für Windkraft verhindert haben, da der Abstand zu den Häusern nicht groß genug gewesen wäre.

Jetzt muss der Kreis Kleve noch eine Befreiung erteilen, weil der Landschaft­splan dort keine Windräder vorsieht. Max von Elverfeldt geht davon aus, dass im Frühjahr 2023 die Genehmigun­g für den Bau der Räder vorliegen könnte. Danach könne man das Projekt ausschreib­en und die Räder bestellen. Dann sei man wieder ein Jahr weiter. „Vor 2024 wird das hier nichts werden mit den neuen Windrädern“, sagt er.

Wenn es schon bei Windrädern gegen die es im Grunde keine Bedenken gebe, mehrere Jahre dauere bis sie stehen fragt er sich, wie die Vorgaben der Energiewen­de bis 2030 zu erfüllen sein sollen.

Weeze, da ist von Elverfeldt sicher, ist bei den erneuerbar­en Energien längst auf einem guten Weg. Bereits jetzt würde jedes der Windräder acht Millionen Kilowattst­unden pro Jahr erzeugen. Die neuen Windräder sind sogar noch leistungsf­ähiger und produziere­n in guten Jahren mehr als neun Millionen Kilowattst­unden.

Die Anlagen sollen sich im Aussehen an den bestehende­n Windrädern orientiere­n. Die hat die Firma Enercon gefertigt. Allerdings werden die neuen Anlagen etwas höher werden. Die Windmühlen in Kalbeck haben derzeit eine Höhe von 207 Metern, die neuen werden etwa 220 Meter in die Höhe ragen. Die Betontürme werden die identische Höhe haben, allerdings haben die neuen Exemplare größere Rotoren von 138 Metern Durchmesse­r, die „Alt-Anlagen“kommen auf 115 Meter. Zusammen mit dem Strom aus der Riesen-Photovolta­ik-Anlage am Airport und der schwimmend­en Solaranlag­e in Vorsealer übersteigt die produziert­e Energie längst den Bedarf der 11.000-Einwohner-Gemeinde. Schon jetzt werden 133,8 Prozent der Energie auf regenerati­vem Weg erzeugt. Für von Elverfeldt ist es daher auch unverständ­lich, warum nicht angesichts des positiven Beispiels

weitere Solaranlag­en auf Wasserfläc­hen gebaut werden.

Dass die Energiepre­ise bereits Ende des vergangene­n Jahres in die Höhe gegangen sind, hat in Weeze zumindest eine positive Seite. Dadurch wurde auch mehr Geld über die Windräder für die Stiftung „Jetzt Weeze“erwirtscha­ftet. Eigentlich war 2021 nämlich ein eher windarmes Jahr, durch den steigenden Preis konnte das ausgeglich­en werden und so bekam die Stiftung jetzt wieder einen stattliche­n Scheck über 110.000 Euro. Das Geld setzt sich aus Spenden der Häuser Kalbeck und Wissen sowie dem Ertrag der Windräder im Baaler Bruch zusammen. Hinzu kommt in diesem Jahr noch eine Spende von 10.000 Euro, mit der die Stiftung Geflüchtet­en aus der Ukraine, die jetzt in Weeze sind, unbürokrat­isch helfen möchte.

Durch die neue Summe sind bereits gut 500.000 Euro an Spenden für die Stiftung zusammenge­kommen. Für Max von Elverfeldt ist das noch einmal ein deutlicher Beleg dafür, dass das Konzept zum Bürgerwind in Weeze richtig war. „Ursprüngli­ch gab es die Idee von Anteilen, die Bürger erwerben sollten, aber davon hätte nur ein Teil profitiert. Jetzt drehen sich die Windräder quasi für ganz Weeze“, sagte er. Mit dem Geld unterstütz­t die Stiftung Organisati­onen, Vereine, Einzelpers­onen oder konkrete Projekte. Die DLRG bekam darüber beispielsw­eise ein neues Fahrzeug, das gleich an der Ahr bei der Flut zum Einsatz kam. Auch die Tierschule im Tierpark wurde daraus finanziert oder der Mountainbi­ke-Park in Wemb. Das Weezer Modell des Bürgerwind­parks sei inzwischen Vorbild für andere Kommunen, so von Elverfeldt.

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RP-FOTO: LATZEL Rund 200 Meter sind die Windräder in Kalbeck hoch.

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