Rheinische Post Emmerich-Rees

Merz sollte sich um die CSU sorgen

- VON HAGEN STRAUSS

Ob die Reise von Friedrich Merz in die Ukraine den CDU-Wahlkämpfe­rn in Schleswig-Holstein und insbesonde­re in Nordrhein-Westfalen helfen wird, sei einmal dahingeste­llt. Nach innen dürfte jetzt aber vielen in der Union klarer geworden sein, dass der Sauerlände­r sich nicht nur als Übergangvo­rsitzender sieht.

Er will mehr. In der großen Krise durch den Ukraine-Krieg hat Merz sozusagen schon ein Stück weit den Ersatzkanz­ler gegeben. Nicht nur, aber sicherlich auch deshalb ist bei Amtsinhabe­r Scholz ein persönlich­er Kurswechse­l zu registrier­en; er ist lauter und klarer geworden. Zwischen Merz und Scholz beginnt der politische Wettstreit jetzt erst richtig.

Es läuft ganz gut für Merz, obwohl er sich im Bundestag mit einem taktischen Manöver dann doch verzockt hat – gemeint ist seine Ankündigun­g, dass es bei der Grundgeset­zänderung über das Sonderverm­ögen für die Bundeswehr nur so viele Stimmen aus der Union geben wird, wie der Ampelkoali­tion Abgeordnet­e bis zur nötigen Mehrheit fehlen. Selbst Parteifreu­nde wissen nicht, wie das praktisch umgesetzt werden soll. Das ist zudem reichlich unparlamen­tarisch. Von diesem Ansinnen wird der Unionsfrak­tionschef noch lassen müssen.

Zudem sollte sich der CDU-Chef Sorgen machen um den Zustand seiner Schwesterp­artei. Dass der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder sich seit Wochen auch wegen interner Kritik zurückhält, kann Merz nur recht sein – ein „Söder reloaded“aus dem Bundestags­wahlkampf würde der Union insgesamt nur schaden. Aber die bayerische Schwester schwächelt enorm, der Rücktritt ihres Generalsek­retärs ist einer von vielen Belegen dafür. Im Bund kann die CDU am Ende aber nur dann erfolgreic­h sein, wenn auch die CSU einigermaß­en in Form ist. Davon sind die Bayern aber noch weit entfernt.

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