Rheinische Post Emmerich-Rees

Das gibt’s doch gar nicht...

- SEBASTIAN PETERS

pers. Möbel sollen zerstört worden sein, auch attackiert­en die Straftäter die Polizisten verbal. Diese riefen umgehend Verstärkun­g.

Die Polizei riegelte die Forensik wenig später komplett ab, eine Hundertsch­aft und ein Spezialein­satzkomman­do rückten an. Mit Erfolg: Offenbar beeindruck­t von dem massiven Polizeiauf­gebot gaben die Straftäter auf. Gegen 21.30 Uhr meldete die Polizei: „Situation unter Kontrolle.“Zuvor war es der Polizei gelungen, mit den Straftäter­n Kontakt aufzunehme­n. Die Gefangenen beruhigten sich, es gelang der Polizei, die Männer voneinande­r getrennt unterzubri­ngen. Mit wie vielen Kräften die Polizei vor Ort war, möchte die Behörde aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht bekanntgeb­en. Laut Achim Jaspers sollen es „deutlich über 50“gewesen sein. Der Einsatz endete nach rund acht Stunden gegen 23 Uhr.

Der NRW-Maßregelvo­llzugsbeam­te Uwe Dönisch-Seidel lobt das Vorgehen der Polizei und auch das der Klinik-Mitarbeite­r als „profession­ell“. Als der Klever von der Meuterei erfuhr, saß er in Ludger Kazmiercza­ks Kabarett und verließ fluchtarti­g den Saal. Er fuhr rasch

Karin Knöbelspie­s nach Bedburg-Hau und machte sich selbst ein Bild von der Lage. Dönisch-Seidel kündigt insbesonde­re mit Blick auf den Ausbruchsv­ersuch Aufklärung und Gespräche auch mit dem Träger der Klinik an.

Die Situation im Drogen-Bereich der Forensik bezeichnet er als „schwierig“. Es herrsche ein „enormer Aufnahmedr­uck“, es komme immer wieder auch zu Überbelegu­ngen. Er verweist auch auf die Geiselnahm­e im Mai 2017, bei der zwei Gangster einen Pfleger überwältig­en und mit einer aus Rasierklin­gen selbst gebastelte­ten Waffe schwer am Ohr verletzen konnten. Einem Mann war damals die Flucht über den vier Meter hohen Zaun gelungen; er konnte erst zwei Tage später bewaffnet in Bonn festgenomm­en werden. In Bezug auf den jüngsten Vorfall in der Forensik sagt der Maßregelvo­llzugsbeam­te: „Ich bin froh, dass niemand verletzt wurde. Wir werden jetzt die Ursachen herausfind­en und präventiv tätig werden.“Uwe Dönisch-Seidel weiß auch um die Belastunge­n, denen sich die Mitarbeite­r der Forensik ausgesetzt sehen.

Die Sicherheit­svorkehrun­gen sind in den vergangene­n Jahren stark ver- schärft worden, der Zugang zur Forensik erfolgt durch zwei Schleusen. De facto können Straftäter nur dann ausbrechen, wenn sie eine Geisel nehmen. Die Mitarbeite­r seien laut LVR-Sprecherin Karin Knöbelspie­s allerdings auch in Extremsitu­ationen wie einer Geiselnahm­e daran gebunden, den Forderunge­n nicht stattzugeb­en. DieseWeisu­ng beruht auf Erfahrunge­n aus dem Gladbecker Geiseldram­a, bei dem zweiVerbre­cher mit Geiseln in ihrer Gewalt quer durch die Republik gefahren sind. Die Sicherheit der Mitarbeite­r ruft auch den Klinik-Personalra­t auf den Plan: Aus seinen Reihen heißt es, dass auch nach den jüngsten Vorfällen Gespräche geführt werden sollen.

In Bezug auf den aktuellen Ausbruchsv­ersuch erklärt LVR-Sprecherin Karin Knöbelspie­s, dass die Täter nicht weit gekommen wären: Die Öffnung im Fenster wäre wohl zu schmal gewesen. Auch hätten die Täter das Gelände über die Mauern nicht ohne weiteres verlassen können. Auch Knöbelspie­s verspricht Aufklärung: „Wir werden alle sicherheit­srelevante­n Aspekte durchgehen.“Gleichwohl macht sie darauf aufmerksam, dass es sich bei Haus 38 um einen Altbau handelt. „Wir hoffen auf ein neues Gebäude“, sagt sie. Die Situation in der Forensik könnte sich durch einen Neubau verbessern; Arbeiten auf dem LVR-Gelände haben bereits begonnen.

Kommunionv­orbereitun­gsgottesdi­enst der lieben Kleinen. Der Pfarrer steht mit Mikrofon in der Hand in der Kirche und redet mit den Kleinen. Es beginnt ein lockeres Gespräch, dem der Rest der Gemeinde interessie­rt lauscht.

Beim Pfarrer fällt irgendwann der Satz: „Das gibt’s doch gar nicht.“Daraufhin reckt in einer der hinteren Reihen plötzlich ein Kind den Finger hoch. „Aha, da will jemand was sagen?“Der Pfarrer hält dem Kind das Mikro hin.

Das Kind antwortet: „Doch bei Roller.“Lautes Lachen in der Kirche.

„Einem Patienten ist es gelungen, ein Fenster zu manipulier­en. Er wurde

sofort isoliert“

Sprecherin LVR

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Das Haus 38 der LVR-Forensik in Bedburg-Hau: In diesem Haus soll es zu dem Ausbruchsv­ersuch und zu der Gefangenen­meuterei gekommen sein.
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FOTOS (3): SCHULMANN Nachdem die Klever Polizei Verstärkun­g gerufen hatte, rückte auch eine Hundertsch­aft an.
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komplett ab. Der Einsatz sorgte in Bedburg-Hau für Aufsehen.

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