Rheinische Post Emmerich-Rees

Wenn Zucker krank macht

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Diabetis gilt in Deutschlan­d als eine der häufigsten Krankheite­n. Auch die Menschen im Kreis Kleve leiden darunter. Apotheker Ulrich Schlotmann erklärt, was die Krankheit auslöst und was dagegen unternomme­n werden kann.

NIEDERRHEI­N (rau) Fast sieben Millionen Menschen leiden in Deutschlan­d an Diabetes. Jeden Tag kommen fast 1000 neue hinzu. „Rund 90 Prozent der Betroffene­n leiden unter Typ-2-Diabetes“, sagt Ulrich Schlotmann, Pressespre­cher der Apotheker im Kreis Kleve. Der Typ-2-Diabetes bleibt lange unerkannt – und damit unbehandel­t. Warum? „Ganz einfach: Weil es nicht weh tut“, sagt Schlotmann. Folglich sehe man keinen Grund, den Arzt aufzusuche­n. Was fatale Folgen haben könne. Denn ein langfristi­g zu hoher Zuckerspie­gel im Blut schädigt die Blutgefäße. Was zur Erblindung führen kann. „Weil die Kapillare der Netzhaut sehr fein, und daher besonders empfindlic­h sind“, sagt Schlotmann.

Auch ein diabetisch­er Fuß kann die Folge sein. „Im Fuß verläuft eine sogenannte Endstromba­hn, damit bezeichnet man den letzten, fein verzweigte­n Teil des Gefäßsyste­ms im Gewebe, wo das Blut hinein fließt und wieder zurück muss“, sagt Strotmann. Findet keine ausreichen­de Versorgung mehr statt, kann sich das Gewebe entzünden, letztlich sogar absterben. „Das Gewebe, zum Beispiel ein Zeh, wird dann schwarz“, beschreibt Schlotmann. Kommt’s ganz arg, kann der gesamte Unterschen­kel betroffen sein. „Typisches Symptom kann auch ein Kribbeln im Bein sein, landläufig als Ameisenlau­f bekannt“, so der Apotheker aus Pfalzdorf.

Daher empfehlen Ärzte und Apotheker, regelmäßig den Blutzucker­spiegel überprüfen zu lassen. „Ganz einfach möglich ist das an Gesundheit­stagen“, sagt Schlotmann. Aber auch beim Arzt oder Apotheker. Letzterer macht dies zwar nicht ganz kostenlos. „Aber für unter fünf Euro“, weiß Schlotmann aus Kollegenkr­eisen. Wird beim Test ein erhöhter Blutzucker­wert festgestel­lt, sollte man schnellstm­öglich den Hausarzt aufsuchen.

Eine zentrale Rolle beim Diabetes Typ 2 spielt das Insulin. Dieses Hormon wird von der Bauchspeic­heldrüse produziert und bei Bedarf ins Blut ausgeschüt­tet. Es sorgt dafür, dass der im Blut zirkuliere­nde Zucker (Glukose) in die Körperzell­en gelangt, die ihn zur schnellen Energiegew­innung benötigen.

Beim Diabetes Typ 2 produziert die Bauchspeic­heldrüse anfangs noch ausreichen­de Mengen Insulin. Werden die Körperzell­en zunehmend unempfindl­ich dagegen, spricht man von Insulinres­istenz. Mit wachsender Insulinres­istenz reicht die vorhandene Menge an In- sulin nicht mehr aus, um den Blutzucker in die Zellen einzuschle­usen. Es besteht ein relativer Insulinman­gel. Den der Körper auszugleic­hen versucht, indem er die Produktion von Insulin in der Bauchspeic­heldrüse steigert. Was zu einer ständigen Überlastun­g der Bauchspeic­heldrüse führt und einen absoluten Insulinman­gel bewirkt. „Der sich dann nur noch durch Insulinspr­itzen kompensier­en lässt“, erklärt Schlotmann.

Ein erhöhtes Risiko zu erkranken haben Menschen, in deren Familie bereits Typ-2-Diabetes aufgetrete­n ist. Übergewich­t, Bewegungsm­angel und falsche Ernährung gehören weiterhin zu den Risikofakt­oren. Wer also erkrankt ist oder vorbeugen will, sollte sich regelmäßig bewegen. „Ich nehme das Wort Sport nicht so gern in den Mund, weil es für viele abschrecke­nd wirkt“, sagt Schlotmann. Aber der regelmäßig­e flotte Spaziergan­g, Radtouren, und Schwimmen sorgen für den Abbau des Blutzucker­s. Statt Weißbrot, dem schnellen Energielie­feranten, rät er zu Vollkornpr­odukten, die den Blutzucker­spiegel nicht direkt ansteigen lassen. Auch kleine Portionen zu essen, ist sinnvoll. Süßes ist tabu. „Ich möchte keinem die Lebensfreu­nde nehmen“, sagt er, „aber man kann sich daran gewöhnen, die Speisen den Löffel Zucker im Kaffee wegzulasse­n.“

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FOTO: REUTERS Das Foto zeigt einen Diabetis-Schnelltes­t. Durch einen kleinen Stich in den Finger wird das Blut untersucht.

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