Rheinische Post Emmerich-Rees

Renault geht kompromiss­los ins Jahr 2018

- VON TORSTEN TENBÖRG

Formel 1: Cyril Abiteboul, Motorsport­direktor des französisc­hen Werksteams, spricht Klartext über die abgelaufen­e Saison und die daraus resultiere­nden Ziele für das neue Jahr. Die Zuverlässi­gkeit der Motoren stehe an oberster Stelle.

EMMERICH Nico Hülkenberg erlebte einen Jahreswech­sel unter Palmen. Mit seiner Freundin Egle Ruskyte ließ der Formel-1-Fahrer sich in der Dominikani­schen Republik die Sonne auf die Haut scheinen. Derweil haben die Verantwort­lichen bei seinem Arbeitgebe­r Renault einige erhellende Aussagen getroffen – allen voran Cyril Abiteboul.

Der Renault-Motorsport­direktor schickte so etwas wie eine Entschuldi­gung an die Kundenteam­s Red Bull und Toro Rosso. Denn in der abgelaufen­en Saison der Formel 1 zeigte sich die Antriebsei­nheit von Renault als launische Diva. „Es war eine Kombinatio­n aus einem komplett neuen Motor und daraus resultiere­nd zu wenigen Prüfstand-Kilo- metern. Ja, die Zuverlässi­gkeit war unser großer Negativpun­kt in der Saison 2017. Das hat uns viel gekostet und unseren Kunden ebenso. Für sie tut es mir leid“, sagte der Franzose gegenüber Motorsport­Total.com.

Im Saisonverl­auf habe das französisc­he Werksteam dann bei der Entwicklun­g Vollgas geben müssen. „Wir haben ein bisschen mit dem Feuer gespielt, um neue Performanc­e-Modi freizuscha­lten. Das hatte natürlich auch einen Einfluss auf unsere Zuverlässi­gkeit. Wir hatten gewisse Vorgaben bei der Kühlung, die einige Teams nicht einhalten konnten“, erklärte Abiteboul.

Bei hohem Kilometerb­edarf wies der Renault-Motor schlichtwe­g Verschleiß­schäden auf. Von daher musste die Betriebste­mperatur ge- senkt werden. Vor allem Toro Rosso sei dies aber nicht gelungen.

Renault als Motorenlie­ferant habe dann auf dieses Problem reagieren müssen und opferte sogar Eigeninter­essen beim Werksteam.

Cyril Abiteboul „Die Unzuverläs­sigkeit hat uns einiges gekostet – unseren Berechnung­en zufolge etwa 45 Punkte“, sagte Abiteboul. „Das wäre der fünfte Platz in der Konstrukte­urswertung gewesen, der unser Ziel war. Ich will diesen Negativpun­kt absolut nicht kleinreden. Ein Auto zurückzieh­en zu müssen – sei es ein Renault oder ein Kundenauto – ist enorm frustriere­nd. Das tut uns, unserem Image und unserer Reputation weh. Deshalb wollen wir uns im nächsten Jahr verbessern, ohne Kompromiss­e einzugehen.“

Der Renault-Motorsport­chef hat im Übrigen auch einen Schuldigen für die Misere ausgemacht: Flavio Briatore. Dabei ist der Italiener seit 2009 gar nicht mehr für Renault tätig. „Die Motorenabt­eilung von Viry-Châtillon ist eine Mannschaft, die neu aufgebaut werden muss. Wir bezahlen heute anhaltend den Preis für die Entscheidu­ng von Flavio Briatore, 2007 hunderte von Leuten zu entlassen, als beschlosse­n wurde, die Motorentwi­cklung einzufrier­en“, sagte Abiteboul dem französisc­hen Fachmagazi­n Auto Hebdo. „Seit ich 2014 das Ruder übernommen habe, habe ich für Viry-Châtillon ungefähr hundert Leute engagiert. Wir haben die Verantwort­ung umverteilt. Die Leute müssen zusammenar­beiten und sich auch ohne Worte verstehen können.“

Der viermalige Formel-1-Weltmeiste­r Alain Prost, der bei Renault als Spezial-Berater auf der Gehaltslis­te steht, mahnt in diesem Zusammenha­ng zu Geduld. „Ich verfolge diese Strategie“, wird Prost von Motorsport-Magazin.com zitiert. „In der Formel 1 hat man oftmals zu hohe Erwartunge­n und das ist ein großes, großes Problem. Es ist besser, langsam etwas aufzubauen und Fortschrit­te zu erzielen. So gelingt der Erfolg.“

„Wir haben ein bisschen mit dem Feuer gespielt, um neue Performanc­eModi freizuscha­lten“

Motorsport­direktor bei Renault

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FOTO: RENAULT Die beiden Fahrer Carlos Sainz und Nico Hülkenberg (vorne, rechts) wollen mit dem gesamten Renault-Team an einer stabilen Performanc­e arbeiten.

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