Rheinische Post Emmerich-Rees

Rees will Vorreiter beim Brandschut­z sein

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Der Brandschut­zbedarfspl­an soll innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden. Damit wäre Rees eine der ersten Kommunen, die alle neuen Vorgaben erfüllt. Neue Anschaffun­gen und Strukturen stehen dabei an.

REES Der Haupt- und Finanzauss­chuss hat sich einstimmig für den neuen Brandschut­zbedarfspl­an der Stadt Rees ausgesproc­hen. Beschließt ihn der Rat am 30. März, muss der Plan innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden. Damit wäre Rees eine der ersten Kommunen, die alle neuen Vorgaben des im Dezember 2015 erlassenen Gesetzes über den Brandschut­z, die Hilfeleist­ung und den Katastroph­enschutz (BHKG) erfüllt.

Der Brandschut­zbedarfspl­an war im Auftrag der Stadt Rees vom Ingenieurb­üro Görtzen und Stolbrink in Kalkar erstellt worden. Dabei arbeitete Diplom-Ingenieur und Brandobers­t a.D. Marc Stolbrink eng mit der Verwaltung und der Wehrleitun­g zusammen. Laut Frank Postulart, dem zuständige­n Leiter der Abteilung Bauverwalt­ung und öffentlich­e Ordnung, wurden die Gerätehäus­er, die Fahrzeuge und Einsatzmit­tel, die Schutzausr­üstung sowie die Bemessung des Personals und dessen Ausbildung überprüft. Zudem wurde das 110 Quadratkil­ometer große Stadtgebie­t auf Gefahrenpo­tentiale untersucht und in Gefahrenkl­assen eingeteilt, wobei dem Rhein und der Eisenbahnl­inie besondere Beachtung geschenkt wurde.

Noch in diesem Jahr soll eine „Fahrzeug-Kommission“ihre Arbeit aufnehmen. Sie wird prüfen, welche Spezialfah­rzeuge angeschaff­t werden müssen und welche vorhandene­n Fahrzeuge eventuell von einem Ortsteil in einen anderen verlegt werden. FDP-Fraktionsc­hef Heinz Schneider fragte vor der Abstimmung mehrfach nach den Kosten, die der Brandschut­zbedarfspl­an in den nächsten fünf Jahren verursa-

Christoph Gerwers che. Die Antwort konnte ihm niemand geben. „Die Ausgaben sind sinnvoll und notwendig“, betonte Bürgermeis­ter Christoph Gerwers, „ich bin zuversicht­lich, dass wir das in enger Abstimmung mit dem Kämmerer stemmen werden.“Als Beispiel nannte Gerwers eine Drehleiter für 800.000 Euro. „Unsere derzeitige Drehleiter ist 26 Jahre alt – manche Ersatzteil­e sind nicht mehr lieferbar, und wir beten, dass sie halten möge, bis wir eine neue bekommen.“

Den größten Handlungsb­edarf sieht Christoph Gerwers bei der Rekrutieru­ng von freiwillig­en Feuerwehrl­euten: „Wie viele andere ländlich strukturie­rte Städte hat auch Rees das Problem, dass es vor Ort nur verhältnis­mäßig wenige Arbeitsplä­tze gibt und viele Arbeit- nehmer in die nähere oder weitere Umgebung auspendeln.“Das bedeute, dass werktags nur wenige Feuerwehrl­eute in Rees sind und zu einem etwaigen Einsatz fahren können. Umso wichtiger sei es, gezielt um drei Personengr­uppen zu werben, die bislang bei den Feuerwehre­n unterreprä­sentiert sind: „Frauen, Akademiker und Migranten.“

Aktuell gibt es insgesamt neun Feuerwehrf­rauen in den Löschzügen Millingen, Haldern und HaffenMehr. Hans-Gerd Thiel, Leiter der Freiwillig­en Feuerwehr der Stadt Rees, sprach sich in der Ausschusss­itzung dafür aus, dass künftig verstärkt Frauen die Lehrgänge besuchen und Prüfungen ablegen. Bürgermeis­ter Gerwers sprach gar von einer „kleinen Krabbelgru­ppe“bei der Feuerwehr: „Die erste Mutter, die nach der Alarmierun­g ins Gerätehaus kommt, kümmert sich um die Kinder, während die anderen Mütter zum Einsatz fahren. Das hört sich visionär an, aber das wird so kommen.“

CDU-Fraktionsm­itglied Nadine Dierkes fragte, wie die Stadt Rees das Ehrenamt attraktive­r machen wolle. Während die Stadt Kalkar ihren freiwillig­en Feuerwehrl­euten bereits die kostenfrei­e Nutzung des Reeser Stadtbads finanziere, müssten die Reeser Aktiven weiterhin für ihre Körperertü­chtigung selbst zahlen. Frank Postulart stellte in Aussicht, Dienstausw­eise für Reeser Feuerwehrl­eute einzuführe­n, die ihnen die Nutzung des Stadtbads ermögliche­n. Zudem verwies er auf freiwillig­e Zahlungen der Stadt in die Kameradsch­afts- und Jugendkass­en (2500 Euro jährlich), auf die Übernahme von Lkw-Führersche­inkosten (10.000 Euro jährlich) und auf Zusatzvers­icherungen, die „weit über gesetzlich­e Vorschrift­en“hinausgehe­n.

Der SPD-Ortsvorsit­zende Karl van Uem fragte, wie die „Selbsthilf­efähigkeit“kontrollie­rt werden solle, die der Brandschut­zbedarfspl­an für Bürger in der Wittenhors­t, in Grie- therort und anderen Gegenden vorsieht, die nicht innerhalb von acht Minuten ab dem nächstgele­genen Gerätehaus erreicht werden können. Frank Postulart verwies auf die „Selbstvera­ntwortung“dieser Bürger: „Wenn wir ihnen bei einer Begehung Feuerlösch­er empfehlen, gehen wir davon aus, dass diese auch gekauft und angebracht werden.“Darüber hinaus gebe es erste Gespräche mit Nachbargem­einden, um an den Grenzen des Reeser Stadtgebie­tes das „Prinzip der überörtlic­hen Hilfe“zu praktizier­en.

„Unsere Drehleiter ist 26 Jahre alt. Wir beten, dass sie hält, bis wir eine

neue bekommen“

Bürgermeis­ter Rees

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