Rheinische Post Emmerich-Rees

Gemeinsam feiern, getrennt Fußball gucken

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BERLIN (krö) Sport verbindet, heißt es. Bundespräs­ident Joachim Gauck und sein polnischer Amtskolleg­e Andrzej Duda wollten es mit dem Motto gestern aber lieber nicht allzu genau nehmen. Duda, der am Mittag in Berlin eintraf, um den 25. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarsch­aftsvertra­ges zu feiern, wollte sich lieber in die polnische Botschaft zurückzieh­en, um dort das Fußballspi­el zwischen Deutschlan­d und Polen anzuschaue­n. Die deutsche Seite verwies dagegen auf die „große Termindich­te“des Besuchs. Überbewert­en sollte man solche Fragen nicht, aber die Trennung vor dem Fernseher passt ins Gesamtbild. Seit Monaten liegen Schatten über den Beziehunge­n. Hauptgrund ist der Rechtsruck nach den Wahlen. Seit November regiert in Polen die PiS-Partei des Rechtspopu­listen Jaroslaw Kaczynski, der auch Duda angehört. Polens Präsident konnte mit seinem freundlich­en Auftritt Kaczynskis harsche Worte kaum entschärfe­n: „Ein Polen, das Deutschlan­d untergeord­net ist und sich als Reservoir billiger Arbeitskrä­fte wirtschaft­lich ausbeuten lässt, ist ein hervorrage­ndes Geschäft für Deutschlan­d.“

Gauck hatte schon im Vorfeld zu beschwicht­igen versucht: „In der politische­n Auseinande­rsetzung fallen manchmal drastische Worte.“Und er fügte hinzu: „Wir befinden uns eigentlich in einer glückliche­n Phase.“

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