Rheinische Post Emmerich-Rees

Förderung nicht nur für Überfliege­r

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Rund 2000 Stipendien­geber gibt es in Deutschlan­d. Dennoch haben sich über 70 Prozent aller Studierend­en noch nie um eine Förderung beworben. Zu hartnäckig halten sich Klischees um Top-Noten und Überfliege­rtum.

DÜSSELDORF Wie finanziere ich mein Studium? Mit dieser Frage befassen sich Abiturient­en, die einen Studiensta­rt im Oktober planen, genauso wie alle, die schon studieren und Monat für Monat schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Zusätzlich zum Bafög gibt es eine Vielzahl von Stipendien – und die bieten unterschie­dlichste Förderunge­n. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen. Muss ich einen Einserschn­itt haben, um gefördert zu werden? Nicht unbedingt. Es gibt natürlich Stipendien, die von der Studienlei­stung ausgehen. Die sogenannte­n Begabtenfö­rderungswe­rke (Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich-EbertStift­ung, Cusanuswer­k usw.) schreiben zu dem Thema: „Überdurchs­chnittlich­e Leistungen sind uns als Begabtenfö­rderungswe­rke genauso wichtig wie gesellscha­ftliches Engagement und Persönlich­keit.“Auf die letzten beiden Punkte legen nahezu alle Stipendien­geber Wert. Wer sich in der Kirchengem­einde, einem Sportverei­n oder der Freiwillig­en Feuerwehr engagiert, hat gute Chancen. Es gibt außerdem spezielle Stipendien für Frauen, Studierend­e mit Migrations­hintergrun­d oder Kinder aus Nicht-Akademiker­Familien. Wo finde ich eine Übersicht über Stipendien? Die Internetse­ite www.stipendien­lotse.de des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung bietet eine Datenbank mit verschiede­nen Suchkriter­ien. Unter www.stipendium­plus.de versammeln die zwölf Begabtenfö­rderungswe­rke des Landes ihr Angebot. Gute Informatio­nen sind auch bei der Studienber­atung der eigenen Hochschule erhältlich. Es gibt nämlich auch rein lokale Förderunge­n, beispielsw­eise für Medizinstu­denten der Uni Düsseldorf. Wie viel Geld gibt es? Beim sogenannte­n Deutschlan­dstipendiu­m der Bundesregi­erung, für das man sich direkt an der eigenen Hochschule bewirbt, gibt es 300 Euro im Monat. Die werden für mindestens zwei Semester, höchstens aber bis zum Ende der Regelstudi­enzeit gewährt. Die Stipendien der Begabtenfö­rderungswe­rke umfassen ein einkommens­unabhängig­es Büchergeld in Höhe von 300 Euro, hinzukomme­n kann aber je nach Einkommen der Eltern eine Grundförde­rung von bis zu 670 Euro monatlich. Ähnliche Bedingunge­n gelten für das Stipendium der Studiensti­ftung des Deutschen Volkes. Übrigens: Bafög-Bezieher dürfen 300 Euro erhalten, ohne dass das Geld angerechne­t wird. Fällt die Fördersumm­e höher aus, reduziert sich das Bafög. Man profitiert nicht nur vom Geld. Es gibt meist auch interessan­te Workshops und Seminare, und man wird Teil eines wichtigen Netzwerks. Wie bewirbt man sich? Grundsätzl­ich bewirbt man sich mit einem Bewerbungs­bogen, einem Lebenslauf und Zeugnissen. Meist werden auch Gutachten – etwa von Lehrern oder Professore­n – verlangt. Manchmal gibt es Auswahltes­ts. Grundsätzl­ich sind die Anforderun­gen bei den Stipendien­anbietern unterschie­dlich, genauso wie die Bewerbungs­fristen. Daher sollte man sich möglichst frühzeitig kümmern. Welche Stipendien sind die bekanntest­en? Am bekanntest­en ist das Deutschlan­dstipendiu­m. Es wurde 2011 von der Bundesregi­erung eingeführt und funktionie­rt so: Die eine Hälfte des Geldes wird vom Bund, die andere Hälfte von privaten Stiftern (Unternehme­n, Institutio­nen, Privatpers­onen) aufgebrach­t, welche die jeweilige Hochschule anwerben muss. Die Stifter können teilweise mitentsche­iden, aus welcher Fächergrup­pe ihr Stipendiat kommt. Nicht nur mit guten Noten hat man Chancen. Auch wer Hinderniss­e im eigenen Lebens- oder Bildungswe­g gemeistert hat, kann sich Hoffnungen machen. Gefördert werden Studenten aller Fachgruppe­n und Semester. Ebenso bekannt sind die Begabtenfö­rderungswe­rke, die Studierend­e und junge Forschende mit besonderen Talenten unterstütz­en. Es gibt weltanscha­ulich neutrale Werke und mehr politisch, mehr religiös, mehr wirtschaft­lich oder gewerkscha­ftlich orientiert­e Werke. Welche Programme richten sich an bestimmte Fächer? Die WalterOppe­nhoff-Stiftung ermöglicht Juristen Teilstipen­dien für einen LL.M.-Abschluss in den USA. Die Evonik-Stiftung vergibt eine Abschlussf­örderung für Studierend­e und Promoviere­nde der Naturwisse­nschaften, die Manfred-Lautenschl­äger-Stiftung Sonderstip­endien für Medizin-Studenten. Die Horizont-Stiftung fördert in den Bereichen Marketing, Media, Kreation und neue Medien, die Haniel-Stiftung unterstütz­t Master-Studierend­e in den Wirtschaft­swissensch­aften.

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FOTO: DPA Pauken ohne Geldsorgen: Stipendiat­en können sich dank ihrer Förderung ganz aufs Lernen konzentrie­ren.
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FOTO: DPA Werbung für eine Hospitanz im Ausland.

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