Förderung nicht nur für Überflieger
Rund 2000 Stipendiengeber gibt es in Deutschland. Dennoch haben sich über 70 Prozent aller Studierenden noch nie um eine Förderung beworben. Zu hartnäckig halten sich Klischees um Top-Noten und Überfliegertum.
DÜSSELDORF Wie finanziere ich mein Studium? Mit dieser Frage befassen sich Abiturienten, die einen Studienstart im Oktober planen, genauso wie alle, die schon studieren und Monat für Monat schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Zusätzlich zum Bafög gibt es eine Vielzahl von Stipendien – und die bieten unterschiedlichste Förderungen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen. Muss ich einen Einserschnitt haben, um gefördert zu werden? Nicht unbedingt. Es gibt natürlich Stipendien, die von der Studienleistung ausgehen. Die sogenannten Begabtenförderungswerke (Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich-EbertStiftung, Cusanuswerk usw.) schreiben zu dem Thema: „Überdurchschnittliche Leistungen sind uns als Begabtenförderungswerke genauso wichtig wie gesellschaftliches Engagement und Persönlichkeit.“Auf die letzten beiden Punkte legen nahezu alle Stipendiengeber Wert. Wer sich in der Kirchengemeinde, einem Sportverein oder der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, hat gute Chancen. Es gibt außerdem spezielle Stipendien für Frauen, Studierende mit Migrationshintergrund oder Kinder aus Nicht-AkademikerFamilien. Wo finde ich eine Übersicht über Stipendien? Die Internetseite www.stipendienlotse.de des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bietet eine Datenbank mit verschiedenen Suchkriterien. Unter www.stipendiumplus.de versammeln die zwölf Begabtenförderungswerke des Landes ihr Angebot. Gute Informationen sind auch bei der Studienberatung der eigenen Hochschule erhältlich. Es gibt nämlich auch rein lokale Förderungen, beispielsweise für Medizinstudenten der Uni Düsseldorf. Wie viel Geld gibt es? Beim sogenannten Deutschlandstipendium der Bundesregierung, für das man sich direkt an der eigenen Hochschule bewirbt, gibt es 300 Euro im Monat. Die werden für mindestens zwei Semester, höchstens aber bis zum Ende der Regelstudienzeit gewährt. Die Stipendien der Begabtenförderungswerke umfassen ein einkommensunabhängiges Büchergeld in Höhe von 300 Euro, hinzukommen kann aber je nach Einkommen der Eltern eine Grundförderung von bis zu 670 Euro monatlich. Ähnliche Bedingungen gelten für das Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Übrigens: Bafög-Bezieher dürfen 300 Euro erhalten, ohne dass das Geld angerechnet wird. Fällt die Fördersumme höher aus, reduziert sich das Bafög. Man profitiert nicht nur vom Geld. Es gibt meist auch interessante Workshops und Seminare, und man wird Teil eines wichtigen Netzwerks. Wie bewirbt man sich? Grundsätzlich bewirbt man sich mit einem Bewerbungsbogen, einem Lebenslauf und Zeugnissen. Meist werden auch Gutachten – etwa von Lehrern oder Professoren – verlangt. Manchmal gibt es Auswahltests. Grundsätzlich sind die Anforderungen bei den Stipendienanbietern unterschiedlich, genauso wie die Bewerbungsfristen. Daher sollte man sich möglichst frühzeitig kümmern. Welche Stipendien sind die bekanntesten? Am bekanntesten ist das Deutschlandstipendium. Es wurde 2011 von der Bundesregierung eingeführt und funktioniert so: Die eine Hälfte des Geldes wird vom Bund, die andere Hälfte von privaten Stiftern (Unternehmen, Institutionen, Privatpersonen) aufgebracht, welche die jeweilige Hochschule anwerben muss. Die Stifter können teilweise mitentscheiden, aus welcher Fächergruppe ihr Stipendiat kommt. Nicht nur mit guten Noten hat man Chancen. Auch wer Hindernisse im eigenen Lebens- oder Bildungsweg gemeistert hat, kann sich Hoffnungen machen. Gefördert werden Studenten aller Fachgruppen und Semester. Ebenso bekannt sind die Begabtenförderungswerke, die Studierende und junge Forschende mit besonderen Talenten unterstützen. Es gibt weltanschaulich neutrale Werke und mehr politisch, mehr religiös, mehr wirtschaftlich oder gewerkschaftlich orientierte Werke. Welche Programme richten sich an bestimmte Fächer? Die WalterOppenhoff-Stiftung ermöglicht Juristen Teilstipendien für einen LL.M.-Abschluss in den USA. Die Evonik-Stiftung vergibt eine Abschlussförderung für Studierende und Promovierende der Naturwissenschaften, die Manfred-Lautenschläger-Stiftung Sonderstipendien für Medizin-Studenten. Die Horizont-Stiftung fördert in den Bereichen Marketing, Media, Kreation und neue Medien, die Haniel-Stiftung unterstützt Master-Studierende in den Wirtschaftswissenschaften.