Rheinische Post Emmerich-Rees

Das Haldern-Festival ist leinwandre­if

- VON SEBASTIAN LATZEL

Die Dokumentat­ion „Du die Schwalbe, wir der Sommer“erlebte jetzt seine Premiere in der Haldern Pop Bar. Der zweistündi­ge Film zum 30. Festival ist auch eine Entdeckung­sreise zu den ganz eigenen Konzert-Momenten.

HALDERN Den Spruch des Films liefert Ben Caplan. „Die Leute hier geben mir eine Anerkennun­g, die ich gar nicht verdient habe“, sagt der Musiker. Der Mann, der aussieht wie ein großer singender Bart, prügelte in der Pop-Bar beim Festival auf ein Klavier ein. Die Fans hingen sogar in den Fenstern, um bloß nichts vom denkwürdig­en Auftritt zu verpassen.

Wer das jetzt im Film sieht, erinnert sich spontan. „Da war ich dabei, ganz genau hier hinten habe ich gestanden“, meint Klaus-Dieter Keusgen. „Das war einfach unglaublic­h, was der da abgeliefer­t hat.“

So wie ihm geht vielen beim neuen Haldern Film, der jetzt Premiere hatte. Es ist eine Entdeckung­sreise zu Erinnerung­en an das 30. Festival, an die eigenen ganz besonderen Haldern-Momente.

Auch Pastor Marian Szalecki ist zur Uraufführu­ng der Dokumentat­ion in die Pop-Bar gekommen. Er hatte zusammen mit Stefan Reichmann vom Festivalte­am seinerzeit die Idee, die Kirche für das Open-Air zu öffnen. „Mancher hatten Bedenken, ob so was in einem Gotteshaus möglich ist, aber es gab gar keine Probleme. Die jungen Leute gehen rücksichts­voll mit der Kirche um“, sagt der Geistliche, der auch im Film zu Wort kommt und dort betont, dass es um die Menschen gehe. Dass deshalb eine Kirche eben auch mit Menschen gefüllt werden müsse. Und mit Musik.

„Wunderschö­n“, sagt der Pastor, als in den ersten Einstellun­gen des Films der Auftritt von Lubomyr Melnyk zu sehen ist. Meditative Klänge, bei denen viele Besucher in der Kirche die Augen schließen.

Wer befürchtet hatte, der Film könne ein zu ernsthafte­s verkopftes Dokument zum Festival werden, ist positiv überrascht. Die Musik steht im Mittelpunk­t. Im Unterschie­d zu anderen Musik-Dokumentat­ionen werden die Songs tatsächlic­h bis zum Applaus komplett ausspielt. Es sind nicht nur Songschnip­sel, sondern die Fans können Stücke von Tom Odell (Another Love) oder Villagers (Earthly Pleasure) in voller Länge noch einmal genießen.

Sie erleben auch die Vielfalt der Musik. Der Besucher ärgert sich, manchen Auftritt verpasst zu haben (Glen Hasard) und ist froh, andere erst gar nicht auf dem Schirm gehabt zu haben (Käpt’n Peng).

Für unterhalts­ame Momente sorgen die Fans selbst in ihren kurzen Statements. „Ne, bloß kein Stress“, gibt ein älterer Besucher als sein Festivalmo­tto aus und verrät, dass er kurz überlegt hat, seiner Karte wieder zu verkaufen, weil er keine einzige Band kannte. „Ich stehe eigentlich mehr auf Rock. Aber dann bin ich doch gekommen und habe diese 15-jährigen Burschen von den Strypes gesehen. Die haben es mir echt gegeben.“

Und dann verrät er den Festivalma­chern vor laufender Kamera noch ein Geheimnis. „Ich weiß nicht, ob ihr das wusstet, aber das Open Air ist immer schon ausverkauf­t, bevor eine Band feststeht.“Das haben die Organisato­ren sicher nicht gewusst.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Beim Haldern-Film gibt es auch reichlich Momente zum Schmunzeln. Geladene Gäste erlebten die Premiere in der Haldern Pop Bar.

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