Das Haldern-Festival ist leinwandreif
Die Dokumentation „Du die Schwalbe, wir der Sommer“erlebte jetzt seine Premiere in der Haldern Pop Bar. Der zweistündige Film zum 30. Festival ist auch eine Entdeckungsreise zu den ganz eigenen Konzert-Momenten.
HALDERN Den Spruch des Films liefert Ben Caplan. „Die Leute hier geben mir eine Anerkennung, die ich gar nicht verdient habe“, sagt der Musiker. Der Mann, der aussieht wie ein großer singender Bart, prügelte in der Pop-Bar beim Festival auf ein Klavier ein. Die Fans hingen sogar in den Fenstern, um bloß nichts vom denkwürdigen Auftritt zu verpassen.
Wer das jetzt im Film sieht, erinnert sich spontan. „Da war ich dabei, ganz genau hier hinten habe ich gestanden“, meint Klaus-Dieter Keusgen. „Das war einfach unglaublich, was der da abgeliefert hat.“
So wie ihm geht vielen beim neuen Haldern Film, der jetzt Premiere hatte. Es ist eine Entdeckungsreise zu Erinnerungen an das 30. Festival, an die eigenen ganz besonderen Haldern-Momente.
Auch Pastor Marian Szalecki ist zur Uraufführung der Dokumentation in die Pop-Bar gekommen. Er hatte zusammen mit Stefan Reichmann vom Festivalteam seinerzeit die Idee, die Kirche für das Open-Air zu öffnen. „Mancher hatten Bedenken, ob so was in einem Gotteshaus möglich ist, aber es gab gar keine Probleme. Die jungen Leute gehen rücksichtsvoll mit der Kirche um“, sagt der Geistliche, der auch im Film zu Wort kommt und dort betont, dass es um die Menschen gehe. Dass deshalb eine Kirche eben auch mit Menschen gefüllt werden müsse. Und mit Musik.
„Wunderschön“, sagt der Pastor, als in den ersten Einstellungen des Films der Auftritt von Lubomyr Melnyk zu sehen ist. Meditative Klänge, bei denen viele Besucher in der Kirche die Augen schließen.
Wer befürchtet hatte, der Film könne ein zu ernsthaftes verkopftes Dokument zum Festival werden, ist positiv überrascht. Die Musik steht im Mittelpunkt. Im Unterschied zu anderen Musik-Dokumentationen werden die Songs tatsächlich bis zum Applaus komplett ausspielt. Es sind nicht nur Songschnipsel, sondern die Fans können Stücke von Tom Odell (Another Love) oder Villagers (Earthly Pleasure) in voller Länge noch einmal genießen.
Sie erleben auch die Vielfalt der Musik. Der Besucher ärgert sich, manchen Auftritt verpasst zu haben (Glen Hasard) und ist froh, andere erst gar nicht auf dem Schirm gehabt zu haben (Käpt’n Peng).
Für unterhaltsame Momente sorgen die Fans selbst in ihren kurzen Statements. „Ne, bloß kein Stress“, gibt ein älterer Besucher als sein Festivalmotto aus und verrät, dass er kurz überlegt hat, seiner Karte wieder zu verkaufen, weil er keine einzige Band kannte. „Ich stehe eigentlich mehr auf Rock. Aber dann bin ich doch gekommen und habe diese 15-jährigen Burschen von den Strypes gesehen. Die haben es mir echt gegeben.“
Und dann verrät er den Festivalmachern vor laufender Kamera noch ein Geheimnis. „Ich weiß nicht, ob ihr das wusstet, aber das Open Air ist immer schon ausverkauft, bevor eine Band feststeht.“Das haben die Organisatoren sicher nicht gewusst.