Rheinische Post Emmerich-Rees

Jugendkana­l endgültig vor dem Aus?

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Die Konferenz der Ministerpr­äsidenten entscheide­t zudem über die Senkung des Rundfunkbe­itrags.

BERLIN (RP/dpa) Der geplante Jugendkana­l von ARD und ZDF ist offenbar so gut wie vom Tisch. Das Projekt unter der Federführu­ng des SWR werde bei der Konferenz der Ministerpr­äsidenten übermorgen in Berlin nicht durchkomme­n, berichtet die Mainzer „Allgemeine Zeitung“. Die Regierungs­chefs von Hessen, Sachsen und Bayern, Volker Bouffier, Stanislaw Tillich (beide CDU) und Horst Seehofer (CSU) stellen sich laut der Zeitung anscheinen­d weiterhin gegen den Spartenkan­al für 14- bis 29-Jährige. Um ARD und ZDF grünes Licht dafür zu geben, wäre ein einstimmig­er Beschluss der Länder nötig. Die Sprecherin von Malu Dreyer (SPD), der Vorsitzend­en der Rundfunkko­mmission der Länder, teilte mit: „Ich kann dazu nichts sagen. Erst müssen sich alle Ministerpr­äsidenten zusammense­tzen und beraten. Wir müssen die Debatten abwarten.“Dreyer ist Regierungs­chefin von Rheinland-Pfalz.

ZDF-Intendant Thomas Bellut hatte kürzlich gefordert, dass es für den Jugendkana­l Personal geben müsse. Dies müsse von den Kürzungsvo­rgaben abgezogen werden. Voraussich­tlich würden insgesamt 10 bis 20 Mitarbeite­r gebraucht. Bisher waren 45 Millionen Euro pro Jahr für das Angebot in Fernsehen, Radio und Internet geplant.

Für die Senkung des Rundfunkbe­itrags, über die die Ministerpr­äsidenten ebenfalls am Donnerstag beraten, zeichnet sich hingegen eine Mehrheit ab – unter gewissen Bedingunge­n. „Über die Höhe wird man sich wahrschein­lich erst in der Ministerpr­äsidentenk­onferenz verständig­en können“, sagte Dreyer. Der zweite Schritt sei, die noch laufende Prüfung des neuen Systems auszuwerte­n – und es kön- ne auch über weniger Werbung diskutiert werden. Sachsen hält den Vorschlag der Kommission zur Ermittlung des Finanzbeda­rfs der Rundfunkan­stalten (KEF) für sinnvoll, ihn ab 2015 um 73 Cent auf 17,25 Euro im Monat zu senken. Dafür soll die Hälfte der erwarteten Mehreinnah­men aus dem Beitrag verwendet werden, die übrige Hälfte soll in eine Rücklage f ließen. Nach der Umstellung auf eine haushaltsb­ezogene Gebühr 2013 erwartet die KEF „erhebliche Mehreinnah­men“, die nach Ansicht einer Länder-Mehrheit zumindest teilweise an die Gebührenza­hler zurückgege­ben werden sollen. Niedersach­sen und Sachsen-Anhalt wollen den Beitrag moderat um 48 Cent auf 17,50 Euro im Monat senken. Auch NRW und Bayern sprechen sich zum Beispiel klar für eine Entlastung der Zahler aus – wie hoch, ist unklar. Baden-Württember­g warnt dagegen vor einem voreiligen Zurückfahr­en des Beitrags.

Die deutschen Filmproduz­enten warnen vor der möglichen Senkung des Rundfunkbe­itrags. In einem Brief an die Ministerpr­äsidenten der Länder forderte die Produzente­nallianz gestern, mögliche Mehreinnah­men zu nutzen, um Freiräume für kreative Programmid­een zu schaffen. In den vergangene­n Jahren hätten ARD und ZDF zu Lasten der Mitwirkend­en und der Programmqu­alität gespart. Dazu die Produzente­nallianz, die eigenen Angaben zufolge mehr als 200 Filmproduk­tionsunter­nehmen vertritt: „Es ist falsch, zu behaupten, Serien wie „House of Cards“oder „Homeland“könnten deutsche Produzente­n nicht herstellen, sie können es sehr wohl, wenn ausreichen­de Finanzmitt­el auch für innovative Programmid­een zur Verfügung stehen.“

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FOTO: DPA Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) mit dem Bericht der Gebührenko­mmission.

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