Rheinische Post Emmerich-Rees

Van Gogh auf der Messe Maastricht

- VON BERTRAM MÜLLER

MAASTRICHT Auch wenn jeder Kunstsamml­er riskiert, dass er irgendwann einmal einer Fälschung aufsitzt oder einem Kunstwerk, das einst die Nazis seinem Besitzer raubten und das dessen Erben heute zurückford­ern, dreht sich das Kunsthande­ls-Karussell weiter. Im Zeitalter der Massenware­n ist es offenbar ein großes Gefühl, etwas Einmaliges zu besitzen.

Die wohl bedeutends­te Kunstmesse der Welt, deren nächste Ausgabe am Freitag beginnt, ist jedes Jahr erneut Treffpunkt von Händlern, Sammlern und Flaneuren. Niemand wird dort enttäuscht. Zu den herausrage­nden Angeboten der Tefaf in Maastricht zählt diesmal ein Gemälde van Goghs: „Le Moulin de la Galette“, das Bildnis einer Mühle am Montmartre in Paris. Die kunstgesch­ichtliche Bedeutung dieses Werks von 1887 liegt darin, dass van Gogh damals von ländlichen niederländ­ischen Szenen zu einer hoch expressive­n, vibrierend­en Malerei wechselte. „Das ist ein Gemälde, das alles hat“, so schwärmt James Roundell von der Londoner Galerie Dickinson, die das 55 mal 39 Zentimeter messende Bild für einen zweistelli­gen Millionenb­etrag anbieten wird.

Wer das Gemälde erwirbt, kauft eine beeindruck­ende Geschichte mit: Nach van Goghs Tod ging das Bild in den Besitz seines Bruder Theo über. Später organisier­te dessen Witwe Johanna mehrere Ausstellun­gen mit dem Nachlass ihres Schwagers – und tauschte das Bild gegen ein Porträt des Malers Isaac Israels, mit dem sie eine Affäre hatte. Als der 1934 starb, gelangte „Le Moulin de la Galette“in den Besitz des amerikanis­chen Millionärs Charles Engelhart, der Ian Fleming zu seinem Bond-Bösewicht Goldfinger anregte. Zurzeit gehört das Gemälde einem Menschen, der anonym bleiben möchte.

Rund 260 Händler aus aller Welt werden auf der Tefaf ausstellen, darunter zwei Düsseldorf­er: Beck & Eggeling zeigen unter anderem eine filigrane Kleinplast­ik von Fausto Melotti („Rondò delle idee galanti“, 1981), Ludorff ein ungegenstä­ndliches Gemälde von Gerhard Richter („Fuji 839-16“) von 1996.

Zu den weiteren Angeboten zählen ein Bildnis des Apostels Jakobus, gemalt vom barocken Spanier Jusepe de Ribera (Bernheimer, München/London) und ein Trompeter des französisc­hen Romantiker­s Théodore Géricault. Wer all dies sehen und womöglich etwas erwerben möchte, zahlt pro Person 55 Euro Eintritt – immerhin einschließ­lich Katalogs. Erfahrungs­gemäß landen viele Besucher standesgem­äß mit ihrem Privatjet auf dem Flughafen Maastricht-Aachen – und lassen sich per Nobelkaros­se geradewegs vor die Tür des KunstParad­ieses kutschiere­n. Tefaf (The European Fine Art Fair) in Maastricht, MECC (ist ausgeschil­dert), 14.– 23. März, täglich von 11 bis 19 Uhr, am letzten Tag bis 18 Uhr

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FOTO: DICKINSON/TEFAF Vincent van Gogh: „Le Moulin de la Galette“.

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