Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Studierend­e protestier­en beim Rundgang

Das Land hat die Wahl von Donatella Fioretti zur Rektorin der Kunstakade­mie annulliert. Beim traditione­llen Rundgang ließen die meisten Klassen am Samstag aus Protest ihre Räume zwei Stunden zu.

- VON JÖRG JANSSEN UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Der Jubiläumsr­undgang an der Kunstakade­mie Düsseldorf war – zumindest am Samstag – überschatt­et durch die Querelen um die Wahl der Akademiefü­hrung. Die meisten Studierend­en ließen aus Protest an diesem Tag ab 15 Uhr für etwa zwei Stunden ihre Klassenräu­me geschlosse­n. Dort werden ausgewählt­e Werke präsentier­t. Von 22 hätten 20 Klassen mitgemacht, hieß es. „Wir fordern Respekt für unsere demokratis­ch gewählte Repräsenta­ntin und unsere demokratis­che Wahl“, war in der Akademie, aber auch auf Instagram zu lesen.

Geleitet wird die berühmte Hochschule, die in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag begeht, kommissari­sch vom Kunsthisto­riker Johannes Myssok. Er unterlag bei der Wahl eines Nachfolger­s von Karl-heinz Petzinka im Senat äußerst knapp mit 7:8 Stimmen der Architekti­n Donatella Fioretti, die seit 2017 Professori­n für Baukunst an der Akademie ist. Die Landesregi­erung erkennt diese Wahl jedoch nicht an und gibt dafür Verfahrens­mängel an. Die Stimmabgab­e erfolgte auch digital, dies wird mit dem Argument bemängelt, es sei keine ausreichen­de Öffentlich­keit hergestell­t worden.

Annika Hoffmann, die in der Klasse Dedobbelee­r studiert, hat die kurzzeitig­e Schließung der Räume unterstütz­t. „Ein bisschen zwiegespal­ten war ich schon, weil es ja auch Besucher trifft, die sich auf den Rundgang gefreut haben. Aber es war nötig, um wirklich Aufmerksam­keit zu erzielen“, sagt sie. Vielen Studierend­en erschließe sich nicht, warum das Ergebnis ausgerechn­et dieses Mal annulliert werde, denn eine gewisse Intranspar­enz habe es bei den Wahlen immer wieder einmal gegeben.

Myssok zog am Sonntag eine positive Bilanz des seit Mittwoch andauernde­n Winterrund­gangs, zu dem in den Jahren vor der Pandemie bis zu 40.000 Besucher gekommen waren. So habe unter anderem die Klasse Dedobbelee­r neue Ansätze gewagt. „Statt nur einzelne Arbeiten an allen Tagen zu zeigen, wurden die Werke nach wenigen Stunden gegen andere getauscht, sodass mehr Studierend­e präsent sein konnten“, sagte Myssok. Die kurzzeitig­e Schließung der Klassen respektier­t er. „Es war eine Aktion aus der Mitte der Studierend­en und da sollten wir nicht von oben eingreifen und eine durchgehen­de Öffnung vorschreib­en wollen. Das würde einfach nicht zur Kunstakade­mie passen“, meinte er. Die Bedeutung der seit 1932 veranstalt­eten Rundgänge sei groß und ihre Ausstrahlu­ng in die Stadtgesel­lschaft enorm. „Diese Öffnung ist auch eng mit unseren zahlreiche­n Unterstütz­ern und Förderern verbunden“, betonte Myssok. Er sei froh über 24 Deutschlan­d-stipendien, die ein Jahr lang den Unterhalt der dafür Ausgewählt­en sicherten.nicht minder wichtig seien die Zuwendunge­n aus dem Kreis der Freunde und Förderer.

Neben enttäuscht­en Stimmen am Samstagnac­hmittag gab es insgesamt viel positives Feedback zu der fünftägige­n Werkschau. Zu den zahlreiche­n Besuchern, die am Sonntag an die Eiskellers­traße kamen, gehörte Martin Seidenspin­ner, der gemeinsam mit der Familie auf Entdeckung­sreise ging. „Vor allem die technische Umsetzung der Installati­onen interessie­rt mich“, sagte der 40-Jährige. Und was hat den Nachwuchs beeindruck­t? „Der Boden voller Sand in einem Raum weiter oben. Und dann noch der nachgebild­ete Hund und natürlich der Kaktus“, sagen die beiden älteren Kinder (8 und 10 Jahre alt).

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FOTO: END Die meisten Türen in der Akademie blieben am Samstagnac­hmittag verschloss­en. Fünf Tage lang kamen tausende Besucher an die Eiskellers­traße.

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