Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Niemiec trotz Fehlschuss ein Sieger
Fortunas Fans feiern den jungen Stürmer für seine Leistung und seinen Mut.
In diesem Moment brach für Jona Niemiec einfach nur eine Welt zusammen. Ausgerechnet Fortunas 21-jähriger Stürmer, der im PokalAchtelfinale in Nürnberg sein Profidebüt feierte, vergab im Elfmeterschießen den entscheidenden Versuch gegen Fcn-torhüter Peter Vindahl-jensen. Bei den Düsseldorfer Fans wurde Niemiec dadurch allerdings richtigerweise keineswegs zum Buhmann: Im Internet feiern sie den Mut des Stürmers, loben seine Leistung in der Verlängerung, empfehlen ihn den kneifenden Routiniers als Vorbild und fordern auch in der Liga eine Chance für ihn.
Eine Beurteilung, die der Angreifer dank seiner couragierten Vorstellung verdient hat. So wurde er trotz seines Elfmeters zu einem Gewinner des Abends – neben Torhüter Florian Kastenmeier.
Im vorletzten Sommer hatte Fortunas scheidender Nachwuchschef Frank Schaefer Jona Niemiec vom Oberligisten TSG Sprockhövel zur U23 gelotst, und dort hinterließ das Sturmtalent anfangs mächtig Eindruck. Sechs Tore erzielte Niemiec, der sowohl im Sturmzentrum als auch auf den offensiven Flügeln zu Hause ist, in den ersten Monaten für die „Zwote“.
Die Qualitäten des Offensivakteurs sind unbestritten: „Jona hat Potenzial mit seinem Tempo, mit seinem Körper“, hat U23-trainer Nico Michaty einmal über seinen flinken und athletischen Schützling gesagt. „Er hat
Dinge, die man nicht lernen kann, sondern die der liebe Gott einem mitgibt.“Das ist auch Cheftrainer Daniel Thioune nicht verborgen geblieben. „Wir wissen um Jonas Tempo, seine große Schnelligkeit“, betont er. „In Nürnberg sollte er eigentlich nur in den letzten Minuten den Fuß von Johannes Geis zustellen, weil Dawid Kownacki von Krämpfen geplagt war. Dann bekam er doch noch 30 Minuten hinzu, und in denen hat er gezeigt, dass er ein Teil dieser Mannschaft sein kann.“
Im Pokalspiel hätte er in der 120. Minute mit großer Wahrscheinlichkeit den Siegtreffer erzielt, wenn ihn bei einem Konter nicht Nürnbergs Florian Flick auf Kosten einer mit glatt Rot bestraften Notbremse gestoppt hätte. „Es ist einfach traurig, dass der Spieler, der in der 120. Minute zum Matchwinner werden kann, wenn er nicht von den Beinen geholt wird, derjenige ist, der mit Tränen in den Augen in der Kabine sitzt“, sagte Thioune dazu. Doch auch in anderen Szenen zeigte Niemiec sein Können, bot sich für weitere Einsätze an. Am Sonntag gegen Sandhausen wird er erneut zum Zweitliga-kader gehören.
Zum vollständigen Bild gehört allerdings, dass der 21-Jährige in der Vergangenheit immer mal wieder eine sehr sensible Seite offenbarte und möglicherweise zu viel über misslungene Aktionen sowie vergebene Torgelegenheiten nachdachte, ihnen zu lange nachhing. Und: Niemiec vergab auch seinen bis dato letzten Elfmeter beim 4:1Sieg des Regionalliga-teams gegen Fortuna Köln im Oktober. Für den Moment bleibt zu hoffen, dass Niemiec den Fehlschuss in Nürnberg schnell aus den Klamotten schütteln kann. Schließlich ist das Potenzial des Jungspunds unbestritten. Und noch lange nicht ausgeschöpft.
„Jona hat gezeigt, dass er ein Teil dieser Mannschaft sein kann“
Daniel Thioune
Fortunas Trainer über Niemiec