Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Weniger Sozialwohnungen in NRW
Die Rahmenbedingungen für die Baubranche werden immer angespannter.
DÜSSELDORF Steigende Zinsen, explodierende Baukosten, Lieferschwierigkeiten bei Material und der Fachkräftemangel machen sich zunehmend auch beim sozialen Wohnungsbau bemerkbar. Am Freitag präsentierte Nrw-bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) die aktuellen Zahlen zu öffentlich geförderten Mietwohnungen. Deren Neubau ging gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zurück. Demnach wurden im vergangenen Jahr Fördermittel für 3993 neu zu bauende Mietwohnungen bewilligt. Das sei ein Minus von 1246 Wohneinheiten beziehungsweise rund 24 Prozent, berichtete Scharrenbach.
Die Ministerin erklärte allerdings, dass sich der Rückgang bei mietpreisgebundenen Wohnungen in den vergangenen Jahren zumindest abgeschwächt habe. In einzelnen Städten wie etwa in Bonn, Münster und Paderborn seien die Bestände sogar wieder leicht gestiegen. Scharrenbach verwies zudem auf die angespannte Situation durch die Flüchtlinge. „Wir haben innerhalb von sechs Monaten, vom Dezember 2021 bis zum Sommer 2022, eine Bevölkerungszunahme um rund 153.000 Personen. Und da können Sie fast nicht gegen anbauen.“
Bei den Wohnungsunternehmen in NRW herrsche auch zum Jahresanfang eine hohe Nervosität im Markt, sodass diese beim Neubau insgesamt sehr zurückhaltend seien. Die Branche konzentriere sich stärker auf die Modernisierung. „Der Neubau wird schwierig. Und das sieht man zugegebenermaßen auch in den Baugenehmigungszahlen, die im November 3,6 Prozent unter dem Vorjahr lagen.“Scharrenbach erklärte, dass man in dieser Legislaturperiode insgesamt neun Milliarden Euro für die Wohnraumförderung bereitstelle, in der vergangenen Legislaturperiode seien es noch 5,5 Milliarden Euro gewesen.
Die NRW-BANK hat unterdessen die Einkommensgrenzen für ihr
Wohneigentumsprogramm angehoben, erklärte der Vorstandsvorsitzende Eckhard Forst. Ein Ehepaar mit zwei Kindern könne nun etwa bis zu 140.000 statt zuvor 105.000 Euro verdienen, um eine Förderung zu erhalten.
Scharrenbach erklärte zu der schwierigen Fachkräftesituation, im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise seien Kapazitäten am Bau abgeschafft, dann aber nicht wieder erhöht worden: „Wir sind immer noch nicht auf dem Stand wie damals 2007/08.“Dachdecker seien voll ausgelastet – das hänge mit der Nachfrage nach Fotovoltaik-anlagen zusammen. Auslastungen gebe es aber auch im Bereich Sanitär, Heizung, Klima und auch bei Maurern.
Sebastian Watermeier, baupolitischer Sprecher der Spd-fraktion, kritisierte, das Minus bei den mietpreisgebundenen Wohnungen mache deutlich, dass die vorhandenen Instrumente bei der Wohnraumförderung trotz einiger Korrekturen bei den Programmen nicht ausreichten. „Die NRWBank prognostiziert zudem bis 2035 einen Rückgang des Bestandes an mietpreisgebundenem Wohnraum um 51 Prozent, wenn nicht durch massiven Neubau gegengesteuert wird“, so Watermeier. Er forderte deshalb eine landeseigene Wohnungsbaugenossenschaft.