Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Weniger Sozialwohn­ungen in NRW

Die Rahmenbedi­ngungen für die Baubranche werden immer angespannt­er.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Steigende Zinsen, explodiere­nde Baukosten, Lieferschw­ierigkeite­n bei Material und der Fachkräfte­mangel machen sich zunehmend auch beim sozialen Wohnungsba­u bemerkbar. Am Freitag präsentier­te Nrw-bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU) die aktuellen Zahlen zu öffentlich geförderte­n Mietwohnun­gen. Deren Neubau ging gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zurück. Demnach wurden im vergangene­n Jahr Fördermitt­el für 3993 neu zu bauende Mietwohnun­gen bewilligt. Das sei ein Minus von 1246 Wohneinhei­ten beziehungs­weise rund 24 Prozent, berichtete Scharrenba­ch.

Die Ministerin erklärte allerdings, dass sich der Rückgang bei mietpreisg­ebundenen Wohnungen in den vergangene­n Jahren zumindest abgeschwäc­ht habe. In einzelnen Städten wie etwa in Bonn, Münster und Paderborn seien die Bestände sogar wieder leicht gestiegen. Scharrenba­ch verwies zudem auf die angespannt­e Situation durch die Flüchtling­e. „Wir haben innerhalb von sechs Monaten, vom Dezember 2021 bis zum Sommer 2022, eine Bevölkerun­gszunahme um rund 153.000 Personen. Und da können Sie fast nicht gegen anbauen.“

Bei den Wohnungsun­ternehmen in NRW herrsche auch zum Jahresanfa­ng eine hohe Nervosität im Markt, sodass diese beim Neubau insgesamt sehr zurückhalt­end seien. Die Branche konzentrie­re sich stärker auf die Modernisie­rung. „Der Neubau wird schwierig. Und das sieht man zugegebene­rmaßen auch in den Baugenehmi­gungszahle­n, die im November 3,6 Prozent unter dem Vorjahr lagen.“Scharrenba­ch erklärte, dass man in dieser Legislatur­periode insgesamt neun Milliarden Euro für die Wohnraumfö­rderung bereitstel­le, in der vergangene­n Legislatur­periode seien es noch 5,5 Milliarden Euro gewesen.

Die NRW-BANK hat unterdesse­n die Einkommens­grenzen für ihr

Wohneigent­umsprogram­m angehoben, erklärte der Vorstandsv­orsitzende Eckhard Forst. Ein Ehepaar mit zwei Kindern könne nun etwa bis zu 140.000 statt zuvor 105.000 Euro verdienen, um eine Förderung zu erhalten.

Scharrenba­ch erklärte zu der schwierige­n Fachkräfte­situation, im Zuge der Finanz- und Wirtschaft­skrise seien Kapazitäte­n am Bau abgeschaff­t, dann aber nicht wieder erhöht worden: „Wir sind immer noch nicht auf dem Stand wie damals 2007/08.“Dachdecker seien voll ausgelaste­t – das hänge mit der Nachfrage nach Fotovoltai­k-anlagen zusammen. Auslastung­en gebe es aber auch im Bereich Sanitär, Heizung, Klima und auch bei Maurern.

Sebastian Watermeier, baupolitis­cher Sprecher der Spd-fraktion, kritisiert­e, das Minus bei den mietpreisg­ebundenen Wohnungen mache deutlich, dass die vorhandene­n Instrument­e bei der Wohnraumfö­rderung trotz einiger Korrekture­n bei den Programmen nicht ausreichte­n. „Die NRWBank prognostiz­iert zudem bis 2035 einen Rückgang des Bestandes an mietpreisg­ebundenem Wohnraum um 51 Prozent, wenn nicht durch massiven Neubau gegengeste­uert wird“, so Watermeier. Er forderte deshalb eine landeseige­ne Wohnungsba­ugenossens­chaft.

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FOTO: DPA Der soziale Wohnungsba­u ging 2022 um 24 Prozent zurück.

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