Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Alle kämpfen für Rosa Mucic
Die 69-Jährige ist die gute Seele der Uni-zahnklinik. Ärzte und Studierende wollen, dass sie noch bleibt. Der Personalrat ist dagegen.
BILK Professoren- und Ärzteschaft, die Studierenden: Die komplette Zahnklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) kämpft dafür, dass Rosa Mucic weiter an der Klinik arbeiten darf. Der UKD-VORstand steht dem Wunsch nicht im Weg. Die Hauswirtschafterin ist seit mehr als vier Jahrzehnten die gute Seele der Klinik, genauer seit 1976. Noch ein Jahr möchte die 69-Jährige dranhängen und das wollen alle – nur nicht der Personalrat des UKD. Er ist an der Personalentscheidung zu beteiligen und hat sich jetzt gegen den neuen Vertrag für Rosa Mucic gestellt. Warum? „Wir haben nicht die geringste Ahnung“, sagt der Zahnmediziner Bernd Volker Dresp, der an der Klinik arbeitet.
Beim Personalrat ist keine Auskunft zu der Ablehnung zu erhalten. „Wir äußern uns prinzipiell nicht zu Personalfragen“, sagt Martin Körbel-landwehr, langjähriger Vorsitzender des Gremiums. Nach Informationen unserer Redaktion haben die Direktoren aller fünf Kliniken der Zahnklinik gemeinsam einen Brief geschrieben, um doch noch eine Lösung zu finden. Kommt es nicht dazu, hat Rosa Mucic wohl keine Chance auf Weiterbeschäftigung.
Was macht die beliebte Hauswirtschafterin so besonders? „Sie ist überdurchschnittlich engagiert und erledigt alles, was sie macht, mit Herzblut“, schrieb Michelle Alicia Ommerborn, die kommissarische Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie, als sie die Hauswirtschafterin als „Heine-frau“des Jahres 2020 vorschlug. Tatsächlich wurde „Rosa“, wie alle die überaus hilfsbereite Frau nennen, im Rahmen der Uni-weiten Aktion geehrt.
Die Urkunde hängt über der Tür zum Büro der Hauswirtschafterin. Jeden Morgen fährt sie mit dem Fahrrad von der Burghofstraße, wo sie wohnt, zur Klinik. Sie ist um 5.30 Uhr da, obgleich der Dienst erst um 6 Uhr beginnt. „Der Laden muss laufen“, ist ihre Überzeugung und dafür tut sie alles. Die Kittel für Ärzte und Studierende liegen gereinigt in den richtigen Regalen. Wenn mal wieder Handwerker gerufen werden müssen, weil es in dem großen Altbau Probleme mit dem Licht oder den Toiletten gibt, managt die Frau eine rasche Abwicklung. Auch bei den immer wieder auftretenden Schwierigkeiten mit den Spinden hilft sie kompetent weiter.
„Die Kinder müssen doch arbeiten können“, sagt die Bilkerin mit dem großen Herz. Ihr eigenes Schicksal meistert sie mit viel Lebensmut. Sie hatte Brustkrebs, verlor im vorigen Jahr ihren Mann und hat nun mit Leukämie zu kämpfen. Ihre Arbeit und das gute Miteinander geben ihr
Kraft. Diese reicht auch noch für die 101 Jahre alte Nachbarin, für die sie einkauft und um die sie sich nachmittags kümmert.
In ihrem Büro steht eine große Keksdose, mit dem die 69-Jährige bei den Handwerkern für den kleinen Energieschub zwischendurch sorgt. So läuft der Alltag besser. Wenn die Studierenden und Ärzte morgens in die Klinik kommen, passieren sie das Büro der Hauswirtschafterin. Bis zehn Uhr ist sie da und der Kaffeeduft gehört zur Klinikatmosphäre wie die Stimme von „Rosa“. „Ihr Markenzeichen ist ihre markante Stimme, die jedes Mikrophon oder Megaphon überflüssig macht. Dadurch wissen wir immer, wo sie ist“, so Professorin Ommerborn. „Ich habe diese Frau noch nie mit schlechter Laune erlebt“, sagt Studentin Bella Ajoian.
Die Studierenden haben in ihren Reihen schon mehr als 100 Unterschriften gesammelt. Sie können nicht glauben, dass die „gute Seele“gehen soll. Rosa Mucic auch nicht. Wenn sie sich vorstellt, dass am 28. Februar Schluss sein soll, kommen ihr die Tränen. Sie wolle doch auch noch eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger einarbeiten. „Ohne sie wird das hier ein Chaos“, sagt Dresp. Sollte man wegen Rosas Alter gegen ihre Weiterbeschäftigung sein, halte er das nicht nur für diskriminierend, sondern in Zeiten von Mitarbeitermangel und flexiblen Arbeitszeit- und Renteneintrittsmodellen für völlig aus der Zeit gefallen. „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass sich der Personalrat für die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzt“, sagt er. „Aber da habe ich mich vielleicht getäuscht.“Zumindest bereitet der Ukd-vorstand die Anrufung der Einigungsstelle vor. Das Verfahren kann Monate dauern.
Rosa Mucic hat nach dem regulären Renteneintritt einmal einen Zwei-jahres-vertrag und zweimal einen Jahresvertrag erhalten. Da hat der Personalrat mitgezogen. Seine Macht, die ihm beim nicht-wissenschaftlichen Personal durch das Landespersonalvertretungsgesetz eingeräumt wird, erlaubt ihm aber auch das Gegenteil. Der Vorstand der Uniklinik und die Klinikdirektoren als Kostenstellenverantwortliche können dann nichts machen.
Als die Chefsekretärin der Kinderklinik weiterarbeiten sollte und wollte, um ihre Nachfolgerin einzuarbeiten, soll Körbel-landwehr einen verantwortlichen Arzt mit der Frage beschieden haben, ob er den Film Highlander kenne. Mit dem Satz „Es kann nur einen geben“wurde der Wunsch der Kinderklinik, obgleich die Finanzierung gesichert war, zunichte gemacht. Die Ausführung fanden die Betroffenen nicht witzig.