Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Protest gegen Plan für Xxl-bahnen
Die Rheinbahn will die Fans in Vier-wagen-zügen zur Arena bringen. Das stößt in der Politik auf Skepsis und bei den Anwohnern auf Widerstand. Große Bedenken gibt es wegen der geplanten Kante auf der Kaiserswerther Straße.
GOLZHEIM Die Rheinbahn will mehr Menschen zu Messe und Arena transportieren können. Dafür sollen statt der heute eingesetzten Drei-wagen- dann Vier-wagen-züge eingesetzt werden. Bis zur Euro 2024 soll dafür auf 1,2 Kilometern die Kaiserswerther Straße zwischen Kennedydamm und Reeser Platz umgebaut werden. Da die 115-Meter-züge auf einem eigenen Gleiskörper fahren müssen, ist eine acht Zentimeter hohe Aufkantung vorgesehen. Diese würde nicht nur Abbiegemöglichkeiten zunichte machen, sie weckt auch schlimme Erinnerungen: Die Kaiserswerther Straße hatte bereits einmal in ihrer Mitte eine Aufkantung für die Rheinbahn. Nach mehreren schweren Unfällen von Motorradfahrern wurde diese „Killerkante“beseitigt und durch eine abgerundete und leicht zu befahrende Schwelle ersetzt.
An diesem Mittwoch wird im Ratsausschuss für Verkehr über das Thema diskutiert. Im Vorfeld hat sich bereits die Bezirksvertretung 1, die zwar nicht Entscheidungsbefugnis hat, gegen das Projekt ausgesprochen. Hauptgrund: Mobilitätsbehinderte können nicht in alle Waggons einsteigen, da die Haltestellen dafür nicht umgebaut werden.
Der Ausschussvorsitzende Norbert Czerwinski (Grüne) hat die Rheinbahn eingeladen. Angeblich berge der geplante Hochbordstein nicht die Gefahren von früher. Dies solle die Stadttochter darlegen. Christian Rütz (CDU) sieht weitere offene Fragen. Er will unter anderem wissen, ob wegfallende Abbiegemöglichkeiten in die Tersteegenstraße und die Georg-glock-straße, die zudem Einbahnstraße werden soll, abgestimmt sind. Zudem könne man den maroden Radweg auf der Kaiserswerther Straße erneuern.
Auch Anwohner der Kaiserswerther Straße waren teils entsetzt, als sie von den Plänen hörten. Angela Hussla wohnt in unmittelbarer Nähe der Haltestelle TheodorHeuss-brücke. „Das Ansinnen, für 3,4 Millionen Euro viele hundert Meter lange Stolperfallen in den am intensivsten genutzten Teil unserer Straße zu bauen, ist blanker Unsinn“, sagt sie. Die Straße habe hier sehr lange Abstände von einer Ampel zur nächsten. Auf beiden Seiten gebe es viele Geschäfte, Showrooms, Restaurants, Büros, hunderte Wohnungen und mehrere Abzweige nach links für Autofahrer, Roller und Motorräder.
„In diesen Abschnitt eine acht Zentimeter hohe Schwelle einzubauen, würde das Miteinander der
Verkehrsteilnehmer deutlich erschweren. Fußgänger mit Gehhilfe, E-roller, Rollstuhlfahrer kämen nur über lange Umwege auf die andere Straßenseite, nachts könnten die Bordsteine zu echten Sturz-fallen werden“, so Hussla. Der Autoverkehr zur Arena käme zum Erliegen. Es würden dutzende Parkplätze für Anlieger wegfallen. Hinzu kämen viele Monate Baustelle, „und das alles nur für ein paar Tage EM“.
Angela Hussla hat im Namen der Anlieger die Verkehrspolitiker angeschrieben und gebeten, die Pläne zu überdenken. „Wenn es schon 115 Meter lange Züge sein müssen, warum lässt man diese nicht vom Bahnhof über die Heine-allee bis zur Messe durchfahren? Ein solcher Express wäre trotz möglicher Staus wahrscheinlich flotter, als wenn auswärtige Em-besucher an jeder Haltestelle auf ein paar wenige Ein- und Aussteiger warten müssen.“Damit greift sie einen Vorschlag auf, den auch andere Anwohner favorisieren würden und der in der Bezirksvertretung 1 ebenfalls geäußert wurde. „Und wo bleiben dann E-roller und Radfahrer? Das Geld wäre in einer vernünftigen Führung des Radfahrweges in diesem Abschnitt weit besser angelegt“, fügt Hussla hinzu.
Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke greift die Idee durchfahrender Züge auf: „Bestimmt 95 Prozent der Menschen, die am Hauptbahnhof einsteigen, werden erst wieder an Messe oder Arena die Züge verlassen wollen. Mit einer besonderen Liniennummer könnten die Wagen unterschieden werden und zwischendurch eine zweizügige Bahn mit den regulären Nummern fahren, die an allen Haltestellen hält.“