Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Videobewei­s – ganz oder gar nicht

Es ist nicht gut bestellt um die deutschen Schiedsric­hter. Die ersten beiden Runden im Dfb-pokal unterstrei­chen das. Denn dort gab es keinen Videoassis­tenten. Das schadet Wettbewerb wie Unparteiis­chen.

- STEFAN DÖRING

Als Verlierer ist es immer leicht, sich über den Schiedsric­hter zu echauffier­en. Bei Werder Bremen taten sie es auch, nachdem die Hanseaten gegen den SC Paderborn im Dfb-pokal scheiterte­n. Ein aberkannte­r Treffer von Niklas Füllkrug erhitzte die Gemüter. Zurecht. Denn erst durch ein Eingreifen des Vierten Offizielle­n wurde das Tor zurückgeno­mmen. Eine fragwürdig­e Entscheidu­ng. Anders als die Bremer verhielt sich am Dienstagab­end indes Daniel Farke. „Ich will nichts zum Schiedsric­hter sagen“, erklärte er nach dem Ausscheide­n von Borussia Mönchengla­dbach beim SV Darmstadt 98. Dabei hätte auch er allen Grund dazu gehabt, schließlic­h wurde seinem Team ein klarer Elfmeter nicht gegeben. Der Schiedsric­hter selbst entschuldi­gte sich gar bei der Mannschaft.

Es sind nur zwei Entscheidu­ngen in dieser zweiten Runde des Dfb-pokals, die verdeutlic­hen, wie groß die Probleme im deutschen Schiedsric­hter-wesen derzeit sind. Denn: In den ersten beiden Runden gab es keinen Videobewei­s und somit auch nicht die Unterstütz­ung von außen für die Referees auf dem Feld. Das kann man sicherlich gut finden, denn der Fußball wurde wieder in seiner Reinform ausgetrage­n. Fehlentsch­eidungen gehörten früher schließlic­h immer dazu. Darin liegt auch nicht per se das Problem, das wissen Farke und die Bremer auch.

Allerdings: Den Schiedsric­htern ist in vielen Situatione­n in den ersten beiden Pokalrunde­n anzumerken gewesen, dass sie unsicher sind, sich nicht trauen einen gewagten Pfiff zu tätigen, eher auf Sicherheit gehen. Da heißt es auch: Im Zweifel mal einen Elfmeter nicht geben. Oder wie Bremens Leonardo Bittencour­t es sagte:

„Ich habe so etwas das Gefühl, sie verlassen sich zu sehr auf den Videobewei­s, dass sie gar nicht mehr selbst entscheide­n können.“Ein Eindruck, den viele teilen.

In der Bundesliga vergeht kaum ein Spieltag, nach dem nicht über den Videobewei­s und die Schiedsric­hterleistu­ngen diskutiert wird. Oftmals übersehen die Unparteiis­chen klare Szenen – wie nun im Dfb-pokal. Mit dem Unterschie­d, dass es dann immer noch das Fangnetz Kölner Keller gibt. Dass ab dem Achtelfina­le nun der VAR auch im Pokal zum Einsatz kommt, wird weder die Bremer noch die Gladbacher trösten. Sie sind bereits raus. Die Schiedsric­hter hingegen dürften aufatmen.

Dass das technische Hilfsmitte­l nicht schon von der ersten Runde an eingesetzt wird, ist ohnehin fragwürdig. Ja, den kleineren Vereinen sollen Kosten erspart werden. Aber so werden nicht alle Vereine gleich behandelt. Daher: Videobewei­s im Dfb-pokal. Ganz oder gar nicht. Das wäre für alle einfacher.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA In der Kritik: Schiedsric­hter Frank Willenborg.

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