Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der Platz muss auch ohne Kaufhaus funktionie­ren

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Wann haben Sie zuletzt auf dem Heine-platz eine Pause gemacht? Sehen Sie. Geht mir auch so. Ich kann mich nicht erinnern. Es lädt eben nicht wirklich etwas dazu ein. Dabei ist die Lage nahe der Königsalle­e und als Tor zu Altstadt prominent. Die Kulisse mit Fassaden von Breidenbac­her Hof, Wilhelm-marx-haus und CarschHaus kann sich sehen lassen. Und eine Straßenbah­n trennt den Platz dank Wehrhahnli­nie auch nicht mehr von der Heinrich-heine-allee. Zudem soll der Autoverkeh­r raus aus der Kasernenst­raße, für mehr Freiraum und Ruhe. Kurzum: Dort schlummert enormes Potenzial. Deshalb sind sich Politiker und Carsch-haus-investor einig: „Das kann der schönste Platz Düsseldorf­s werden.“

Doch spiegelt sich diese Chance in den aktuellen Entwürfen wider? Nicht wirklich. So schön die Verlängeru­ng der Baumallee bis Marx-haus ist, vor allem die Öffnung mitten im Platz als Zugang zum Untergesch­oss des Carsch-hauses ist unbefriedi­gend. Und das trotz langwierig­er Workshops seit 2019 mit Planern von Stadt und Signa sowie Bürgerbete­iligung. Die Mitglieder des Stadtrats machen keinen Hehl aus ihrer Unzufriede­nheit.

Im Kern geht es um einen Interessen­konflikt. Die Stadt will einen schönen Platz, der Investor aber will mit diesem auch sein Kaufhaus gut zur Geltung bringen, und er drängt auf eine schnelle Lösung. In der Suche nach einem Kompromiss erinnert das Ergebnis an Flickschus­terei. Die Öffnung im Platz wird kleiner, dadurch aber der Lochcharak­ter verstärkt, wodurch viel eher ein Problemrau­m entstehen könnte. Zudem wirkt das Geländer wie ein Fremdkörpe­r. Wäre da nicht ein breiter flacher, großzügige­r Treppenabg­ang doch die bessere Lösung? Auch für mögliche kulturelle Nutzungen? Würde hier nicht sogar Aufenthalt­squalität entstehen? Und noch was: Der Platz muss samt Abgang ins Tiefgescho­ss auch ohne ein Kaufhaus funktionie­ren. Vor allem im Hinblick auf die gegenwärti­gen Probleme des Einzelhand­els und dem Wandel der Innenstädt­e.

Um die Frage nach der bestmöglic­hen Lösung beantworte­n zu können, wäre es angesagt, dass Investor und Stadt einen Wettbewerb für neue Ideen von außen starten. Das ist der komplexen Lage angemessen, um Aufenthalt­squalität und Scharnierf­unktion zwischen Schadowstr­aße und Altstadt samt U-bahn-stationen langfristi­g in Einklang zu bringen. Das ist auch im Interesse des Investors.

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ALEXANDER ESCH

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