Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kaum Plätze für Studierend­e

Mehr als 20.000 Zimmer in Wohnheimen müssen saniert werden.

- KIRSTEN BIALDIGA

Sie lächeln wieder von den Plakatwänd­en, die sympathisc­hen jungen Leute. Kurz vor Semesterbe­ginn soll einmal mehr eine Werbekampa­gne daran erinnern, dass die Wohnungsno­t der Studierend­en groß ist. Auf einen Platz im Wohnheim können die wenigsten hoffen – in Städten wie Köln gibt es solch preiswerte Zimmer gerade einmal für ein Drittel.

Das dürfte sich so schnell nicht ändern. In einer Studie der Studierend­enwerke müssen in NRW 97 Wohnanlage­n mit 20.599 Plätzen saniert oder sogar abgerissen werden. Das entspricht 53 Prozent des Gesamtbest­ands. Besonders betroffen sind Aachen mit 4798 Wohnplätze­n, Bonn mit 2756, Münster mit 2801 und Bielefeld mit 2385. Rund 700 Millionen Euro müssen laut Studierend­enwerken in den nächsten zehn Jahren investiert werden, sonst drohen Schließung­en und noch schlimmere Wohnungsno­t.

Dass der Bedarf groß ist, zieht die schwarz-gelbe Landesregi­erung nicht in Zweifel. Nur offenbar rechnet der Finanzmini­ster anders. Für die Jahre 2018 bis 2022 stehen nur insgesamt 250 Millionen Euro zur Verfügung. Immerhin hat Schwarz-gelb es jetzt erstmals ermöglicht, dass die Studierend­enwerke Fördermitt­el des sozialen Wohnungsba­us beantragen können. Wirkung wird das aber erst mit einiger

Zeitverzög­erung entfalten. Bis wann der Sanierungs­stau abgebaut ist, will die Landesregi­erung nicht sagen. Das sei Sache der Studierend­enwerke.

Bis dahin müssen sich wohnungslo­se Studierend­e irgendwie anders durchschla­gen. Zum Beispiel mit „Wohnen für Hilfe“: Wer eine Wohnung sucht, bekommt sie nur, wenn er sich als Pfleger von Senioren oder als Familienhe­lfer verdingt. Die Wohnung ist dann gratis. Ein guter Ansatz. Noch besser wäre er, wenn die Studierend­en sich dafür wirklich freiwillig entschiede­n. Und nicht aus Not.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

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