Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Deutsche Bischöfe fordern stärkeren Klimaschutz
Verheiratete Männer als Priester und der Greta-effekt sind Themen bei der Herbstvollversammlung in Fulda.
FULDA Der Amazonas ist weit weg – und in unserer Wahrnehmung eigentlich erst wieder präsent seit den riesigen Rodungsbränden im dortigen Regenwald. Anfang Oktober wird Amazonien erneut eine Rolle spielen; diesmal besonders für die Kirche und zudem mit vermutlich nachhaltiger Wirkung.
So steht die Amazonas-synode auch unter dem Motto, neue Wege für die Kirche zu finden. Bevor also die katholische Kirche in Deutschland ab dem 1. Advent ihren eigenen und schon umstrittenen synodalen Weg wagen will, geht gewissermaßen die Weltkirche schon mal voran. Und vielleicht unerschrocken. Denn ein wichtiger Punkt der dreiwöchigen Synode werden – zurückhaltend formuliert – neue Zugänge zum Priesteramt sein. Das heißt: Auch verheirateten Männern könnte als sogenannte Viri probati künftig eine Weihe erlaubt werden, wenngleich vorerst nur in Lateinamerika. Dort nämlich ist der Priestermangel am spektakulärsten. In etlichen Gemeinden könne lediglich ein bis zwei Mal die Eucharistie gefeiert werden, hieß es gestern auf der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.
Während in Europa auf einen Priester 1617 Katholiken kommen, sind es in Südamerika 7200, so Ruhrbischof Franz-josef Overbeck. Die Not macht theologisch erfinderisch, und die Frage, die sich hierzulande auch mancher Bischof stellt, lautet: Wird es nach dem Beispiel Amazoniens demnächst auch in Europa verheiratete katholische Priester geben? „Wir wollen nicht den Zölibat abschaffen“, erklärte Overbeck auch vor diesem Hintergrund mit Nachdruck, zumal es in der deutschen Bischofskonferenz ohnehin „unterschiedliche Beurteilungen der Wirklichkeit“gebe. Bei aller Kreativität, „ohne Tabus über Veränderungen nachzudenken“, seien es regionale Lösungen einer heilsamen Dezentralisierung der Kirche. Die Sorge, aber auch die Erwartungen, dass Reformimpulse einer Regionalkirche für die Weltkirche relevant werden könnten, sind greifbar. Die Wirkung der Amazonas-synode ab 6. Oktober könnte somit doch mächtiger sein, als ihr Name es vermuten lässt.
Um Klima und Umwelt geht es dabei natürlich auch, und da schauen die Bischöfe schon ein wenig neidisch auf Greta Thunberg, die zwar Mitstreiterin der gemeinsamen Sache ist, doch den Papst in seinem Bemühen um die Bewahrung der Schöpfung in kürzester Zeit in den Schatten stellte. Schon vier Jahre alt ist die Umweltenzyklika „Laudato si‘“von Papst Franziskus, doch so engagiert wie jetzt wird der Klimawandel erst mit Greta und den Protesten von „Fridays for Future“debattiert.
Mit zehn Thesen zum Klimaschutz will die Kirche künftig ihrer Schöpfungsverantwortung gerechter werden. Es geht darin um nachhaltiges Wirtschaften in kirchlichen Einrichtungen bis zu einer Schöpfungsritualität in der Verkündigung. Lernfähig will die Kirche weiterhin bleiben – etwa mit Blick auf Greta. Am Rande der Bischofskonferenz sagte der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann, dass Greta etwas „Prophetisches“habe und die Kirche sich gerade in Öko-fragen „das Ungestüme der Jugend“abschauen könne.